Die neuen Tricks der Gentech-Industrie

ESSEN Der Raps der US-Firma Cibus ist mit Gentechnik erzeugt worden. Aber die deutschen Behörden bewerten ihn als konventionelle Pflanze. Deshalb könnte er in Lebensmitteln landen – ohne Kennzeichnung für Verbraucher

Foto: Armin Weigel/dpa

BERLIN taz | Die Gentechnik-Industrie ist wieder in der Offensive: Die US-Firma Cibus hat per Genmanipulation einen Raps erzeugt, den die deutschen Behörden aber nicht als gentechnisch verändert einstufen. Falls eine gerade eingereichte Klage von Umweltschützern scheitert, bedeutet das: Der Gentech-Raps darf in Lebensmitteln verwendet werden, ohne dass dies auf der Packung gekennzeichnet werden muss. Weil er nicht als Gentechnik-Pflanze gelten würde, könnte er auch ohne Sicherheitsabstände zu konventionellen Feldern angebaut werden. Das kalifornische Unternehmen hat einen Teil der Raps-Erbsubstanz im Labor nachgebaut, an einer Stelle modifiziert und in die Pflanzenzelle eingeschleust. Dadurch hat sich der Raps so verändert, dass er widerstandsfähig gegen ein Unkrautvernichtungsmittel ist.

Auch Gentechniker bezeichnen die Methode als Gentechnik. Aber das zuständige Bundesamt hält die Erbgutveränderung für die künstliche Erzeugung einer Mutation, die als konventionelle Methode gilt.

Gentechnik-Gegner kämpfen gegen die Pflanze, weil sie befürchten, dass Bauern dazu verleitet werden, noch mehr Ackergifte zu spritzen. Pestizide tragen zum Aussterben von Pflanzen- und Tierarten bei. Zudem könnte der Raps das Tor ­öffnen für eine ganze Generation von Gentech-Pflanzen. Denn Berater der Behörden haben auch andere neue Methoden der ­Gentechnik als kon­ventionelle Züchtungsarten bewertet. Jost Maurin

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