Alte Abgabenordnung

betr.: „Zivilgesellschaft? Nein danke“, taz vom 7. 7. 15

Sind die Trägervereine wie Attac oder Campact, ihre Mitglieder und Förderer gar zu politisch gemäß einer schon recht alten Abgabenordnung? Ein Unding! Immerhin werden schließlich Spenden und Mitgliedsbeiträge an politische Parteien, an unabhängige Wählervereinigungen und gewisse Stiftungen steuerlich gleichermaßen gefördert. Das fördert wohl mehrheitlich die großen Spender, die auf die politischen Parteien einen entsprechenden Einfluss ausüben – wollen.

Zivilgesellschaftlich haben wir allerdings eine Entwicklung, dass sich Bürger mehr und mehr um sie Betreffendes selbst und mit Unterstützung solcher Spezialisten wie denen von Attac oder Campact kümmern; auf der anderen Seite verlieren insbesondere die größeren Parteien von ihnen enttäuschte Mitglieder, da sie weitgehend machtorientiert am Wohl vieler Bürger vorbei besonders eine weitgehend schrankenlose (Banken-)Wirtschaft begünstigen und die Großverdiener nicht angemessen zu den zivilgesellschaftlichen Aufgaben finanziell heranziehen.

Die so entstandene Spaltung in der Gesellschaft zu überwinden, darf und muss wohl steuerlich begünstigt werden, also muss die Abgabenordnung (AO) entsprechend diesem gesellschaftlichen Wandel neu gefasst werden – im Parlament und im Finanzausschuss – und nicht von Finanzbeamten, deren Blick kaum auf eine gesellschaftlich relevante Veränderung der AO fokussiert sein kann.

Da kommt jedoch wieder ein möglicher Interessenkonflikt auf zwischen zivilgesellschaftlichen Zielen und Parteiinteressen solch parteigebundener Abgeordneten, die zum Beispiel Volksabstimmungen kaum unterstützen.

ERNST-FRIEDRICH HARMSEN, Berlin

Schulsport macht krank

betr.: „Die Trauma-Therapeutin“, taz vom 27. 6. 15

Tatsache ist: Dieser Schulsport macht uns krank! Körper in gute und schlechte, in leistungsfähige und nicht leistungsfähige einzuteilen und zu benoten, ist menschenverachtend, passt allerdings prima in das kapitalistische Leistungssystem. Anstatt den jungen Leuten Lust an der Bewegung zu vermitteln, werden sie mit überkommenen pädagogischen und militaristischen Inhalten aus dem 19. Jahrhundert gequält.

Dabei heißt es in den Lehrplänen, die Schüler zum und durch Sport zu erziehen.

Über die Hälfte der Bundesbürger treibt überhaupt keinen Sport, bewegungsbedingte Erkrankungen haben Rekordniveau erreicht. Schuld ist in der Hauptsache der Sportunterricht!

Wann werden diese sogenannten Pädagogen, die willfährig über Gedeih und Verderb von Gesundheit entscheiden, endlich öffentlich zur Verantwortung gezogen und selbst einmal benotet. Wann werden sich Eltern endlich die Mühe machen, Sportunterricht zu begutachten? PETER KOLAKOWSKI, Köln

Neue Probleme sind alt

betr.: „verboten“, taz vom 30. 6 bis 7. 7. 15

Großes Kompliment an verboten für die Sokrates-Zitate! Die so deutlich aufzeigen, wie die Probleme der damaligen griechischen Demokratie bis heute bestehen: Wir haben in zweieinhalb Jahrtausenden wenig dazugelernt!

Um so beschämender der Auftritt von Schäuble, der Griechenland schulmeistern will. Und Merkel, die es ändern könnte, schaut zu – natürlich im vorgeblichen Interesse der deutschen Wirtschaft. Schuldenschnitt für Griechenland! Sonst schäm’ich mich, Deutscher zu sein. FRED GRUPP, Mössingen

In Aufbruchstimmung

betr.: „Ochi“ und andere, taz vom 7. 7. 15

Ich kann mich einfach des Eindruckes nicht erwehren, dass hier im fetten und sattgefressenen Deutschland ein gewisser Neid die Politiker ergriffen hat. Wir bekommen doch hier ein Volk – die Griechen – gezeigt, die zu 60 Prozent hinter ihrer Regierung stehen, das kann Frau Merkel sicher nicht behaupten. Von Herrn Gabriel will ich gar nicht erst reden, der längst vergessen hat, dass in seinem Parteilogo ein „Sozial“ vorkommt.

Dringend benötigtes Geld wird, wenn überhaupt, nur rationiert an wenigen Stunden am Tage ausgezahlt. Ich möchte mal Herrn Deutschmann am Bankautomaten sehen, wenn er nicht das abheben kann, was er will. Auch unser Beamtenapparat müsste dringend gestrafft und modernisiert werden. Aber schlage mal eine/r vor, dass die Beamtung aufgehoben werden sollte. Keine Chance.

Die Politikverdrossenheit in unserem Lande sehen wir ja bei jeder Wahl. Ein Referendum zu einer politischen Entscheidung, bei der auch die regierenden Politiker um ihren Platz bangen müssten, könnten sich Merkel, Gabriel und Co doch gar nicht leisten. In Griechenland weht ein Wind von Solidarität und Kampfesmut, Aufbruchstimmung macht sich breit, gerade auch bei den jungen Menschen, sie wollen politisch mitreden und agieren. Wenn ich mich da hier umsehe, da kann man neidisch werden. SIBYLLA M. NACHBAUER, Erlangen