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„Sofort ein besseres Körpergefühl“

Sommerserie Trendsportarten (2) Yoga-Übungen plus Radfahren ergibt Yoga-Cycling. Wie man das richtig macht, kann man von Nica Nadezda Agapova lernen. Statt komplexer Übungen geht es auf dem Rad mehr um Atem- und Konzentrationstechniken

Interview Sebastian Raviol

taz: Frau Agapova, Yoga-Übungen auf dem Fahrrad – wie soll das denn bitte funktionieren?

Nica Nadezda Agapova: Das funktioniert nicht. Man kann natürlich nicht alle Übungen wie beim normalen Yoga machen. Auf dem Fahrrad wird es sehr schnell akrobatisch. Ich habe aber das Prinzip übertragen. Es ist also kein klassisches Yoga, es sind Zwischenbewegungen. Man kann Drehungen mit dem Kopf und der Schulter machen. Ich habe zum Beispiel den Krieger verändert, sodass man ihn auf dem Fahrrad nicht erkennt. Aber Elemente habe ich übernommen, man kann die Brust zur Seite drehen.

Was bewirkt das für den Körper?

Es geht um Anspannung und Entspannung. Eine bewusste Bewegung hat Auswirkungen: der Blutfluss wird angeregt, der Körper wird insgesamt angeregt. Der Körper soll aktiviert werden, man soll ihn spüren.

Wie sieht eine Einsteiger-Übung aus?

Man kann einfach während dem Fahren den Brustkorb nach vorne drücken, den Rücken durchstrecken und wieder zurück.

So einfach? Wie sieht es denn aus, wenn ein echter Profi fährt?

Yoga-Cycling kurz und knapp

Worum geht´s bei Yoga-­Cycling? Mit einfachen Atem- und Konzentrations-Übungen sowie Bewegungen auf dem Fahrrad soll das Gefühl für den Geist und Körper verbessert werden.

Wer ist schon dabei? Die Sportart ist weltweit im Kommen, auch in Berlin schwingen sich immer mehr Leute aufs Rad.

Wo geht´s ab? Überall draußen, wo man mit dem Fahrrad unterwegs ist: los geht es schon beim Fahrradaufschließen, dann beim Anfahren, Auffahren, beim Bremsen, in der Stadt im Verkehr und auch auf den ruhigen Strecken.

Was braucht es dafür? Ein Fahrrad und lockere Kleidung. Es braucht keine besonderen körperlichen Fähigkeiten, es gibt Übungen für jede/n. Yoga-Kenntnisse sind kein Muss.

Was bringt´s? Entspannung!

Es geht nicht nur darum, sportlich-akrobatische Bewegungen zu machen. Eine Fortgeschrittenen-Übung wäre eine Konzentrationsübung. Dabei konzentriert man sich zehn Minuten lang ausschließlich auf das Fahren. Das schafft man am Anfang nicht, braucht viel Training. Es gibt Übungen, die sehen anstrengend aus, aber haben nicht viele Auswirkungen. Die sind eher als Spaßübungen für die Zuschauer schön oder für die Leute mit viel Gleichgewichtssinn.

Sind solche Posen auf dem Fahrrad eigentlich gefährlich?

Man sollte die Übungen dort machen, wo kein Verkehr ist, auf einem einsamen Fahrradweg. Es ist wie immer im Sport: Wenn man eine Übung macht, für die der Körper noch nicht bereit ist, ist es gefährlich. Das wäre, wie wenn ich einen Spagat mache, vorher aber noch nie so etwas geübt habe.

Wie sieht so eine Trainingsfahrt aus?

Wir wollen mit unserer Yoga-Cycling-Gruppe jetzt auch mal längere Strecken fahren. Dann fahren wir, machen Übungen, fahren, machen Übungen – immer im Wechsel. Wir machen drei aufbauende Trainings. Zuerst sind es körperliche Übungen mit minimalen Bewegungen. Dann geht es um die Atemaspekte. In der dritten Phase machen wir Konzentrationsübungen mit großen Hinblick auf die geistliche Entspannung, sodass der Körper ruhiger wird.

Was bringt mir Yoga-Cycling für den Alltag?

„Man sollte die Übungen dort machen, wo kein Verkehr ist, auf einem einsamen Fahrradweg“

Man nimmt das Wissen mit, dass minimale Bewegungen den Körper verbessern können. Auch Atemübungen kann man gut im Alltag machen. Es sind nicht die Yoga-Posen auf dem Fahrrad, die man mitnimmt, sondern eher das Aufmerksamkeitstraining.

Machen Sie Yoga auch zwischendurch?

Ja. Auf dem Fahrrad, immer wenn ich laufe oder sitze, ich binde die Übungen einfach in meinen Alltag ein.

Was macht für Sie Yoga-Cycling aus?

Dass es für jeden zugänglich und kostenlos ist. Man braucht nur ein eigenes Fahrrad und kann dann täglich trainieren, sobald man sich drauf setzt. Ich finde es toll, dass einfache Techniken sofort ein besseres Körpergefühl bringen.

Nica Nadezda Agapova

33, hat in Russland ihre Liebe zu Hatha Yoga entdeckt. Nach Yoga-Ausbildungen lehrt sie seit acht Jahren selbst und organisiert Yoga-Reisen. Agapova möchte ihre Leidenschaft, das Fahrradfahren, mit ihrem Sport verbinden.

Was kann Rad-Yoga, was normales Yoga nicht kann?

Man kann Fahrrad fahren, Yoga-Cycling machen und gleichzeitig zur Arbeitsstelle kommen. Es ist besonders für Leute, die gerne Radfahren und etwas für den Geist und Körper machen wollen, aber nicht gleich mit Yoga anfangen wollen.

Wird die Sportart in diesem Sommer zum neuen Trend?

Ich hoffe es – es fahren ja so viele Menschen Rad. Yoga-Cycling hat großes Potenzial.

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