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Mehr Geld für die Gleise nötig

Mobilität Digitalisierung kann laut "Allianz pro Schiene" helfen, Lärm von Zügen zu reduzieren

BERLIN taz | Deutschland gibt im internationalen Vergleich zu wenig Geld für seine Eisenbahninfrastruktur aus. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls die Lobbyorganisation „Allianz pro Schiene“ in einer aktuellen Studie, die sie am Donnerstag in Berlin vorstellte. Demnach investierte Deutschland im Jahr 2014 einen Betrag von lediglich 49 Euro pro Kopf für den Erhalt oder den Ausbau des Bahnnetzes. In anderen Ländern ist dieser Betrag höher: In Frankreich sind es 50 Euro, in Italien 82 Euro, in den Niederlanden 142 Euro und in Schweden 163 Euro. Während Spanien weniger Geld dafür ausgibt, ist es in Österreich etwa das Vierfache und in der Schweiz gar das Siebenfache des deutschen Wertes, wobei der letzte Wert durch den hohen Kurs des Schweizer Franken etwas verzerrt ist.

Gleichwohl belegen diese Zahlen einen Trend. „Die mageren Pro-Kopf-Werte zeigen Deutschlands Halbherzigkeit in Richtung nachhaltige Verkehrspolitik“, sagte der Geschäftsführer der Schienenallianz, Dirk Flege. Leider werde auch der frisch abgeschlossene Vertrag zwischen Bahn und Bund, die so genannte Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung, nichts Wesentliches ändern. Für 2015 erwartet Flege lediglich ein moderates Plus von 8 Euro. „Das reicht nicht für eine Verkehrswende.“ Geradezu tragisch sei, dass wegen mangelnder Vorplanung Mittel, die eigentlich zur Verfügung stehen, nicht abgerufen werden; 2014 seien dies mehr als 300 Millionen Euro gewesen.

Wesentliche Engpässe im Netz der Güterbahn sieht Flege im oberen Rheintal, bei der Schienenverbindung nach Holland („Eiserner Rhein“) sowie bei den Verbindungen nach Polen. Im Personenverkehr seien die Ballungsräume Hamburg, Frankfurt am Main und Köln regelrechte Nadelöhre. Würde man hier investieren, könnten mehr Züge fahren – und so die steigende Nachfrage befriedigen.

Denn der langfristige Trend zur Urbanisierung biete Chancen für den Schienenverkehr, zeigte sich Maria Leenen vom Beratungsunternehmen SCI Verkehr optimistisch. Wegen verstopfter Straßen in den Ballungsräumen würden viele Menschen auf den schienengebundenen Nah- und Regionalverkehr umsteigen.

Deutschland dürfe zudem den Trend zur Digitalisierung auch im Zugverkehr nicht verschlafen, so Leenen weiter. Damit könnten bestehende Kapazitäten besser ausgelastet und Energie könnte eingespart werden, etwa im Güterverkehr. „Wenn ein langer Güterzug vor einem auf Stopp stehenden Signal nicht halten muss, sondern schon im Vorfeld langsamer fahren würde, bis das Signal umspringt, würde dies Verbrauch und Lärm deutlich reduzieren.“ Richard Rother

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