Portrait
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Bleibt nun langfristig auf St. Pauli: Lasse Sobiech  Foto: dpa

Der Angekommene

Für den Fußballer Lasse Sobiech sind die Wanderjahre vorbei: Der 24jährige Innenverteidiger, der in der Nachwuchsschmiede von Borussia Dortmund ausgebildet wurde und zuletzt jede Saison für einen anderen Club kickte, hat einen Vertrag bis Juni 2016 beim FC St. Pauli unterschrieben – mit der Option auf ein weiteres Jahr.

Sobiech wurde in den vergangenen Jahren von seinen Stammvereinen – erst Borussia Dortmund, dann dem HSV – mehrfach verliehen, da er seine Erstligatauglichkeit nicht immer beweisen konnte. Beim HSV hatte er nur zehn Bundesligaeinsätze. Deshalb landete er 2011 erst bei St. Pauli, ein Jahr später in Fürth und 2014 wieder am Millerntor. Sein erneutes Gastspiel dort sollte eigentlich mit Ablauf der vorigen Saison enden, da der Zweitligist in der Regel keine gehobenen Transfersummen für bundesligaerprobte Kicker zahlen kann.

Nun aber gibt es Sobiech geschenkt. Da der HSV seine sportliche Zukunft ohne den hühnenhaften Verteidiger plant, will er den gebürtigen Schwerter von der Gehaltsliste streichen. Statt eine Ablöse für Sobiech zu kassieren, zahlt der Bundesliga-Dino dem scheidenden Spieler sogar eine Abfindung von einer viertel Million Euro für die Auflösung des noch bis zum Sommer 2016 laufenden Vertrags. Damit versüßt der HSV Sobiech die Gehaltseinbußen, die er als Zweitligaspieler in Zukunft hinnehmen muss.

Dass der 1,96 Meter große Sobiech sich in Hamburg und auch beim Kiezclub sehr wohl fühlt, ist ein offenes Geheimnis. „Er hatte auch andere Angebote, wollte aber unbedingt weiter beim FC St. Pauli spielen“, sagt Sobiechs Berater Jürgen Milewski.

St. Pauli kann mit dieser Verpflichtung aufatmen: Zuletzt gab es im Bereich Personal vorrangig Negativschlagzeilen. Dass der Vertrag mit Außenverteidiger Sebastian Schachten nicht verlängert wurde, löste im Umfeld des Vereins fast genauso viel Irritationen aus wie der überraschende Rauswurf von Teammanager Christian Bönig vor wenigen Tagen – zumal bei beiden Personalien die genannten Gründe nicht gerade überzeugend und glaubhaft klangen.

Nach diesen umstrittenen Personalentscheidungen samt komplett misslungener Außendarstellung ist die Nachricht von der Verpflichtung Sobiechs eine versöhnliche Erfolgsmeldung. Der kopfballstarke Abwehrspieler – der in der vorigen Saison auch schon mal mit frisch ausgeschlagenem Zahn oder angebrochener Rippe auf dem Platz lief – ist wegen seines unbändigen Kampfgeistes zum Publikumsliebling am Millerntor geworden.

So gewinnen bei dem Transferpoker am Ende ausnahmsweise alle Akteure: Der HSV spart Gehalt, der FC St. Pauli bekommt seinen Wunschspieler und Sobiech selbst kann nach den vielen Wechseln in Hamburg nun endlich heimisch werden.  Marco Carini