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Archiv-Artikel

Der Christbaum aus der Nische

ÖKOLOGIE Wer einen Weihnachtsbaum ohne Gift und Dünger kaufen will, hat keine große Auswahl. Nur in und bei Hamburg verkaufen viele Förstereien ökologische Exemplare

VON GERNOT KNÖDLER

Mit den Kindern heimlich in den Wald und einen Christbaum fällen, solche Episoden gehören in die klassische Weihnachtsliteratur. Auch abgesehen von der Heimlichkeit und Illegalität hat diese Praxis viel für sich, denn sie ist in den meisten Fällen nachhaltiger und auf jeden Fall romantischer, als einen Baum am Straßenstand zu kaufen. Die Möglichkeiten, sich einen ausgewiesenermaßen ökologisch erzeugten Baum zu verschaffen, sind gering. Wer in und um Hamburg lebt, hat es in Norddeutschland am leichtesten.

Was die Deutschen an Weihnachtsbäumen verbrauchen ist enorm: 23 bis 25 Millionen werden verschiedenen Schätzungen zufolge alle Jahre wieder verkauft. 80 bis 90 Prozent davon dürften im Inland gezogen worden sein, die allermeisten mit Hilfe von Spritz- und Düngemitteln. „Hierdurch werden Pflanzen, Tiere, Böden, das Grundwasser und die biologische Vielfalt belastet“, warnt das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) in Hamburg und empfiehlt als nachhaltig zertifizierte Bäume.

In Frage kommen solche mit dem Siegel eines der ökologischen Anbauverbände wie Bioland, Naturland und Demeter, oder solche mit dem Zertifikat des Forest Stewardship Council (FSC), einer Organisation, die die nachhaltige Waldbewirtschaftung fördert. Sollte ein solcher Baum nicht zu finden sein, empfiehlt das PAN, einen Baum aus der Region zu kaufen, der nicht Sprit fressend einen weiten Weg transportiert worden ist.

Nach einer Bezugsquellenliste der Umweltschutzorganisation Robin Wood ist es für Hamburger relativ bequem, an einen korrekten Baum zu kommen. Seit 1998 lässt die Stadt ihren Forst vom FSC prüfen. Zurzeit wird die Zertifizierung aktualisiert. Es sei ein neuer Zertifizierer an der Arbeit, deshalb habe sich das Verfahren verzögert, teilte die Wirtschaftsbehörde mit. Die Firma habe aber versichert, dass sie das FSC-Siegel rückwirkend zum 1. oder 4. Dezember verleihen werde. Die sieben Revierförstereien der Stadt verkaufen Bäume, in zweien vor den Toren der Stadt kann man die Bäume sogar selbst schlagen.

Auch die Eilenriede, Hannovers Stadtwald, wird nachhaltig bewirtschaftet. Weihnachtsbäume verkauft die Stadt aber nicht. „Es lohnt sich einfach nicht, wenn wir vereinzelt Fichten oder Kiefern entnehmen, sagt Pressesprecher Klaus Helmer.

Die Förstereien anderer Städte verstehen das Nebengeschäft mit den Weihnachtsbäumen als Service. In der Lübecker Försterei Wesloe stammt jedoch nur die Hälfte der 3.000 angebotenen Bäume aus dem eigenen Wald, die andere Hälfte wird aus Dänemark importiert.

Der Uelzener Forst bietet nur eigene Bäume an. Zum Teil stammten sie aus einer angelegten Plantage von Blaufichten und Nordmanntannen, sagt Förster Thomas Göllner. Hier werde in Kauf genommen, dass Gras in den untersten Astkranz hinein wachse. Der werde braun und müsse abgesägt werden.

Die übrigen Weihnachtsbäume, in der Regel Rotfichten, würden dem Wald als Teil der Pflegearbeiten entnommen. „Das machen unsere Azubis“, sagt Göllner. Sie müssten die Bäume auswählen und auch den Kunden präsentieren. Der Förster räumt ein, dass das Verfahren recht aufwändig sei und die Verkaufspreise nur die Kosten deckten. „Wenn man davon leben müsste, könnte man das so nicht machen“, sagt er.