Irak: USA verstärken Luftangriffe

Amerika hat seine Kampfjet-Einsätze im Irak im Vergleich zu 2006 verdoppelt. Doch die Umsetzung der Sicherheitspläne läuft nur schleppend.

Zerstörungen nach US-Luftangriff in Falludscha Bild: dpa

VON BEATE SEEL

Die Luftwaffe der USA hat in diesem Jahr nach eigenen Angaben bereits mehr Bomben und Raketen im Irak abgeworfen und abgefeuert als im gesamten Vorjahr. In den ersten viereinhalb Monaten waren es 237, während es 2006 insgesamt 229 waren. Dies berichtet die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf Gespräche mit Angehörigen der US-Luftwaffe in einem regionalen Hauptquartier außerhalb des Irak. Die Basis kann von Journalisten besucht werden, bei der Berichterstattung muss allerdings der Ort verschwiegen werden - es handele sich um eine politisch sensible Angelegenheit für das Gastgeberland, heißt es zur Begründung.

Die Eskalation der Luftangriffe erfolgt parallel zu einem Sicherheitsplan für die Hauptstadt Bagdad, der seit fast vier Monaten in Kraft ist. Sie zeigt zugleich den verstärkten Einsatz von Kampffliegern, die auf den beiden US-Flugzeugträgern im Persischen Golf stationiert sind. Die Ankunft eines zweiten Verbandes im Februar hat das Arsenal an US-Kampfflugzeugen in der Region um achtzig erhöht.

Diese Entwicklung scheint mit einem Anstieg der Zahl ziviler Opfer bei US-Luftangriffen einherzugehen. Nach Angaben der britischen Organisation Iraq Body Count (IBC, www.iraqbodycount.org) wurden Ende vergangenen Jahres durchschnittlich 40 Zivilpersonen pro Monat getötet - in diesem Jahr 50. Wie John Sloboba von IBC gegenüber AP mitteilte, beziehen sich diese Angaben auf Opfer von Luftangriffen und Beschuss durch Hubschrauber. Grundlage der Statistik sind in den Medien veröffentlichte Zahlen.

Die Umsetzung des Sicherheitsplans für Bagdad verläuft nach einer internen Einschätzung des US-Militärs von Ende Mai eher schleppend. Wie die New York Times diese Woche berichtete, sind US-amerikanische und irakische Truppen bislang nur in der Lage, die Bevölkerung in 146 von 457 Stadtvierteln zu schützen oder physisch zu kontrollieren. In den anderen 311 Vierteln haben die Truppen mit ihren Operationen gegen Aufständische entweder noch nicht begonnen oder stoßen noch auf Widerstand. Bei der Entwicklung des Sicherheitsplans war man davon ausgegangen, dass die meisten Bagdader Stadtviertel etwa bis Juli von irakischen und US-Truppen kontrolliert würden. Danach sollte die Infrastruktur instand gesetzt werden.

Eines der Probleme bei der Umsetzung des Plans ist nach Angaben von US-Militärs, dass die irakischen Sicherheitskräfte, die für Kontrollposten und Patrouillen zuständig sein sollten, nicht in der versprochenen Anzahl eingesetzt wurden oder ihren Dienst nur mangelhaft versahen. Dies habe dazu geführt, dass die US-Truppen mehrfach in die gleichen Gebiete vorrücken mussten, um Aufständische zu vertreiben. Außerdem seien wiederholt schiitische Sicherheitskräfte nicht gegen bewaffnete Kämpfer vorgegangen, die vor der Ankunft der US-Truppen geflohen und später wieder zurückgekehrt seien, um weitere ethnische Morde zu begehen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.