Russische Männer: Tod durch Eau de Cologne

Der exzessive Genuss von Rasierwasser soll mit Schuld daran sein, dass Ruslands Männer vorzeitig aus dem Leben scheiden. Das wollen britische Forscher herausgefunden haben.

Aftershave: Russen nutzen es nicht nur nach der Rasur Bild: dpa

Britische Forscher schätzen, dass die Hälfte aller Todesfälle unter russischen Männern im erwerbsfähigen Alter dem Trinken gefährlicher Substanzen geschuldet ist. In Russland haben Männer eine "außergewöhnliche niedrige" Lebenserwartung von 59 Jahren, verglichen mit der von Frauen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch vor dem Renteneintrittsalter sterben, ist dreimal so hoch wie bei ihren britischen Geschlechtsgenossen, zitiert die BBC eine Studie der London School of Hygiene an Tropical Medicine.

Schon in der Vergangenheit hatten Untersuchungen gezeigt, dass der Alkoholkonsum unter der russischen Bevölkerung extrem hoch ist. Den Autoren der jüngsten Studie ging es jedoch darum, einen Einblick in den Konsum von nicht-trinkfähigem Alkohol zu gewinnen. Sie untersuchten 1.750 Todesfälle von Männern im Alter von 25 bis 54 Jahren in den Jahren 2003 und 2005 in Izhevsk, einer typischen russischen Stadt im Ural. Dabei wurden auch Familienmitglieder zu den Trinkgewohnheiten der Verstorbeen interviewt.

So genanntes Risikotrinken - der exzessive Konsum von Bier, Wein und Spirituosen oder von nicht-trinkfähigem Alkohol - verursachte 43 Prozent der untersuchten Todesfälle. Speziell die Sterblichkeitsrate jener Männer, die nicht-trinkfähigen Alkohol zu sich nahmen, war neunmal so hoch wie bei Männern, die nichts davon zu sich genommen hatten.

Professor David Leon, Leiter der Studie, gegenüber der BBC: "Wir sprechen hier von Eau de Cologne und Aftershave, das man überall an den Kiosken kaufen kann, und das billig ist, weil keine Steuern anfallen. Die Abgabe sollte strikter reguliert werden." Tatsächlich würden sie zwar wenig Giftstoffe enthalten, aber allein aufgrund des extremen Alkoholgrades von bis zu 37 Prozent tödlich wirken. Leon fügte hinzu, die Todesrate könnte noch höher sein, da sich seine Arbeit nur auf Männer konzentrierte, die mit ihren Familien leben.

Andrew McNeill, Direktor des Institute of Alcohol Studies, sieht in den sozialen Problemen, die die rapide ökonomische Entwicklung der letzten Jahre verursacht hat, den Grund für das verstärkte Auftreten von Alkoholsucht in der russischen Bevölkerung. Dr. Jürgen Rehm vom Centre for Addiction and Mental Health im kanadischen Toronto relativierte jedoch gegenüber der BBC die Studie der britischen Forscher. Viele Faktoren könnten die frühe Sterblichkeit der Männer in Russland zur Zeit der Untersuchung beeinflusst haben, es sei eher unwahrscheinlich dass hauptsächlich der Genuss nicht-trinkfähigem Alkohols dazu beigetragen haben könnte.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.