Schwule: Homophobie hemmt Arbeitskraft

Konzerne gehen gegen Diskriminierung Homosexueller am Arbeitsplatz vor - auch im eigenen Interesse.

Homosexualität am Arbeitsplatz: Szene aus Film "Brokeback Mountain" Bild: dpa

BERLIN taz Homosexualität am Arbeitsplatz ist noch immer ein Problem. Drei Viertel der Schwulen und Lesben haben im Job Diskriminierung erlebt, 10 Prozent sogar körperliche Aggression. Rund 50 Prozent halten ihre sexuelle Orientierung darum im Berufsleben geheim. Das ergab eine Untersuchung der Universität Köln, für die 2.230 Menschen befragt wurden. Nicht nur für die Betroffenen ist diese Situation unbefriedigend. Auch die Unternehmen würden darunter leiden, denn negative Erfahrungen wirkten sich auch auf Arbeitszufriedenheit und berufliches Engagement aus, berichtet Dominic Frohn, Autor der Studie.

In den Führungsetagen der großen deutschen Unternehmen ist das Problem erst vereinzelt angekommen. Als der Völklinger Kreis, der Verband schwuler Führungskräfte, im vergangenen Jahr eine Umfrage zur Unterstützung schwuler und lesbischer MitarbeiterInnen startete, antworteten von über 300 angeschriebenen Unternehmen ganze zwölf. Allmählich setze jedoch ein Umdenken ein, stellte der Verband jetzt auf einer Tagung in Berlin fest. In immer mehr Unternehmen würden Stellen für "Diversity Management" eingerichtet, die sich um Vielfalt in allen Bereichen kümmern. Und dazu gehörten neben den Belangen von Frauen, ethnischen Minderheiten, jungen und alten Angestellten und Behinderten auch jene von Homo- und Bisexuellen, berichtete Brigitte Preuß, Diversity-Managerin der Allianz.

Die Förderung schwuler und lesbischer Angestellter sei dabei nicht nur eine Frage von ethischen Werten, sagte Christian Noll, Vizepräsident von IBM. "Das ist ein Teil des Business." Das Unternehmen könne es sich nicht leisten, dass gute Mitarbeiter unzufrieden seien oder kündigten. Neben Gleichberechtigung bei Altersvorsorge und anderen Vergünstigungen, die sonst nur Ehepaaren zustehen, setze IBM darum auf klare Regeln gegen jegliche Diskriminierung und intensive Schulung der Mitarbeiter.

Gerade in Osteuropa gebe es allerdings auch offenen Widerstand gegen diese Politik, berichtet Noll. Wenn nötig, würden harte Konsequenzen gezogen: "Wenn mir ein Manager sagt, gleiche Rechte für Schwule verstoßen gegen seine religiösen Vorstellungen, dann sage ich ganz klar, dass er als Führungsfigur bei IBM nicht tragbar ist." Diese Aktivitäten bleiben nicht unbemerkt. In England führt IBM die von der Organisation Stonewall herausgegebene Liste der "schwulenfreundlichsten Unternehmen" an. Und viele Bewerber würden sich speziell wegen dieser Offenheit an IBM wenden, sagte Vizepräsident Noll.

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