kopftuchverbot : Keine Debatte um Symbole
Der Aufstand der französischen Vorstädte sorgt für schrille Töne im Landtag: Das Kopftuch kann ein politisch-ideologisches Symbol sein, gewiss. Dass Muslima mit dem Tragen des Kopftuchs aber ihre Zustimmung zur Unterdrückung der Frau, zu Zwangsheiraten, gar zu so genannten „Ehrenmorden“ signalisieren wollen, wie FDP-Fraktionschef Gerhard Papke meint, ist unglaublicher Unsinn.
KOMMENTAR VON ANDREAS WYPUTTA
Genauso unsinnig aber ist der Verweis auf die türkische Familie Genc, die bei dem rechtsextremistischen Brandanschlag auf ihr Haus in Solingen drei Kinder verlor. Denn niemand will Frau Genc diskriminieren, wie die grüne Fraktionschefin Sylvia Löhrmann meint. Schließlich soll das Kopftuchverbot nicht generell, sondern nur für Lehrerinnen im Unterricht gelten.
Im Unterricht öffentlicher Schulen aber ist das Verbot überfällig – genauso allerdings wie ein Verbot aller anderen religiösen Symbole: Die Lehrerinnen und Lehrer als Repräsentanten des Staates sollten wertneutral erscheinen und so klarmachen, dass keine SchülerInnen aufgrund ihrer Religion oder Herkunft diskriminiert werden. Chancengleichheit könnte so zumindest optisch symbolisiert werden.
An der aber fehlt es gerade für Kinder mit Migrationshintergrund. Nötig wäre keine Debatte um Symbole, sondern intensive Förderung, bessere Bildungs- und Berufschancen. Doch dafür fehlt dem Land Nordrhein-Westfalen schlicht das Geld.