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Archiv-Artikel

Fleischlose Debatte zum Geflügelskandal

Trotz vergammelter Hähnchen und Puten: Mit krimineller Energie lassen sich alle Kontrollen umgehen, meint der zuständige Landwirtschaftsminister. Opposition meint, Mindeststandards reichen nicht

Von ksc

„Es ist natürlich nicht einfach, in dieser emotionsgeladenen Atmosphäre klare Gedanken zu fassen“, sagte Hans-Heinrich Ehlen (CDU) und bezeugte damit, dass auch er als Niedersachsens Landwirtschafts- und Verbraucherschutzminister in dieser an Polemik reichen Debatte keine richtige Idee hatte, wie man den Deutschen den Genuss von Fleisch wieder schmackhaft machen kann.

In der irgendwie fleischlosen Aktuellen Stunde im Landtag zum Skandal um verdorbenes Hühner- und Putenfleisch wies Ehlen Vorwürfe zurück, Aufsichtsbehörden hätten geschlampt oder Gesetze müssten verschärft werden. Er könne „kein Vergehen der Überwachungsbehörden feststellen“, die Betriebe seien nach EU-Richtlinien kontrolliert worden. Und klar: Mit krimineller Energie könne man jede Kontrolle umgehen.

Die Staatsanwaltschaft Oldenburg will heute zum neusten Stand des Verfahrens Stellung nehmen. Eine Fleisch verarbeitende Firma mit Sitz in Lindern und Lastrup (bei Cloppenburg) soll Verdorbenes verkauft haben. In Lindern habe es täglich Kontrollen gegeben, betonte Ehlen, in der als Lager ausgewiesenen Firma in Lastrup sei das nicht nötig gewesen. Von dort ist jedoch offenbar ungenießbares Fleisch in fünf Bundesländer geliefert worden. Der Firmen-Anwalt hatte die Vorwürfe bestritten.

Vorher hatte Karin Stief-Kreihe von der SPD mehrfach kritisiert, dass doch „hier irgendwas stinkt“. Die EU-Anforderungen für Kontrollen seien wohl nicht ausreichend. Das vergammelte Fleisch sei nicht durch die Behörden, sondern durch eine Mitarbeiterin, die sich offenbart habe, entdeckt worden. Schuld-Pingpong auch bei den anderen Parteien: „Die Fleisch-Mafia“ habe „zugeschlagen“, sagte der Grüne Hans-Jürgen Klein. Der FDP-Mann Jan-Christoph Oetjen entgegnete, Klein diskreditiere eine ganze Branche. Na denn: Guten Appetit beim nächsten Hähnchen-Döner. ksc