Musuemsinsel: Architektonisch gerettet

Der Architekt David Chipperfield hat seinen Entwurf für die Neugestaltung der Berliner Museumsinsel vorgestellt: klassisch, modern - ein Miessches Original.

Schöne, neue, computergenerierte Welt: Chippenfields Vision Bild: dpa

Glücklicherweise bringt Günther Jauch seine durch Prominenz bedingte Besserwisserei, also Inkompetenz, nicht wie sonst üblich in Afrika ins Spiel, sondern nur in Potsdam und Berlin. Hier richtet er doch weniger Schaden an. Aber für den sorgen seiner Meinung nach eh nur die anderen. Weswegen er auch Aushängeschild der Bürgerinitiative "Rettet die Museumsinsel" ist.

Gestern nun durfte die Presse schon mal den Schaden besichtigen, den die Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Kollaboration mit dem britischen Stararchitekten David Chipperfield auf der Museumsinsel anzurichten gedenkt. Denn da wurde das neue zentrale Eingangsgebäude auf der Freifläche vor dem Neuen Museum vorgestellt.

Spontan wünschte man sich da, einen solchen Schaden doch bitte öfter zu erleiden! David Chipperfield ist mit der sogenannten James-Simon-Galerie (nach dem bedeutendsten Mäzen der Berliner Museen) eine großartige Architektur eigenen Ranges gelungen, die sich dem Gesamtensemble nicht unter-, sondern auf leise Weise fordernd zuordnet. Es handelt sich um einen modernen Bau, schon weil "die Insel immer zeitgenössisch war", wie Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, in Erinnerung rief: vom frühesten Bauwerk, Karl Friedrich Schinkels klassizistischem Alten Museum aus dem Jahr 1830, bis zum Pergamonmuseum, dem man den Neoklassizismus der 1930er-Jahre durchaus ansieht.

Auch Chipperfields offenem, weitgehend unverglastem Kolonnadenbau sieht man an, dass er seine Gestalt der heutigen Zeit verdankt. Glücklicherweise. Und ja, von der Westseite, vom Kupfergraben aus betrachtet, verstellt er den Blick auf das Neue Museum. Besser, er blendet der Rückseite des Neuen Museums eine luftige, transparente Kolonnadenfassade vor. Glücklicherweise. Die Bürgerinitiative aber ist für diese klassizistische Einheitsfassade in heftigster Liebe entbrannt und meint, es dürfe entweder gar nicht oder nur historisierend gebaut werden.

Dass Chipperfields Wunderwerk auch noch zentrale Infrastruktureinrichtungen wie Gastronomie, Orientierung, Shops und Räume für Wechselausstellungen und Vorträge bereithält, möchte man gerne glauben, anzusehen ist es dem Gebäude nicht - trotz des massiven Sockels, auf dem es ruht und den es dem Anschluss an das Pergamonmuseum verdankt.

Peter-Klaus Schuster, Generaldirektor der Berliner Museen, lief da natürlich zu großer Form auf und erkannte in der James-Simon-Galerie "klassische Moderne ohne Postmoderne", ja geradezu ein "Miessches Minimal". Wie auch immer. Gestern jedenfalls wurde die Museumsinsel gerettet. Ganz ohne Jauch und Co. - bleibt nur zu hoffen, dass er sich jetzt nicht doch noch Afrika zuwendet.

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