Energieriesen-Kommentar: Die neuen Atom-Mächte

Aus der Fusion von GDF und Suez entsteht ein neuer Global Player, der Energiemarkt wird noch konzentrierter. Die Machthaber sind allesamt Länder mit hoher AKW-Dichte.

Die Fusion der beiden Konzerne GDF und Suez folgt einer Logik, die sich im liberalen EU-Europa längst durchgesetzt hat: Öffentliche Dienste, in jahrzehntelangen Anstrengungen aufgebaut, wandern in private Hände. Im Zeichen des ungehemmten Wettbewerbs, dem sich die EU-Politik verschrieben hat, geben einerseits die Staaten ihre Einflussmöglichkeiten ab, und in den betroffenen Unternehmen rückt anstelle des bisherigen Dienstes an der Allgemeinheit der Dienst an den AktionärInnen in den Vordergrund. Dabei gehen alle möglichen Errungenschaften über Bord, von akzeptablen Lohn- und Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten der Dienste bis hin zu sozial verträglichen Tarifen für die VerbraucherInnen.

Doch die Geburt des neuen Global Players GDF-Suez im Energiesektor wirft besondere Fragen auf. Innenpolitisch stellt sich die Frage nach dem Wert, den das Wort des Präsidenten besitzt. Vor nur drei Jahren versprach Sarkozy, der staatliche Anteil

am Kapital von GDF werde nicht unter 70 Prozent

sinken. Jetzt stimmt er einer Fusion zu, nach der der Staat nur noch 35 Prozent halten wird. Weit über die französischen Landesgrenzen hinaus jedoch stellt sich die Frage: Wer in Europa bestimmt die Energiepolitik und die Energiequellen der Zukunft? Der Konzentrationsprozess auf dem europäischen Energiemarkt ist weit fortgeschritten.

Schon jetzt kontrollieren die vier Großen - die russische Gazprom, die französische EDF, die deutsche Eon und jetzt GDF-Suez - große Teile des Marktes. Langfristig werden sie wohl die meisten verbliebenen KonkurrentInnen verdrängen. Dann wird die europäische Energieversorgung nicht mehr von Parlamenten und Regierungen bestimmt, sondern von Unternehmen aus Ländern, die vorrangig auf Atomenergie setzen. Das gilt, neben Russland, insbesondere für Frankreich, das Land mit der weltweit höchsten AKW-Dichte.

Hier ist der Atomkonzern Areva sowohl am Kapital des neuen Fusionskonzerns GDF-Suez als auch an EDF beteiligt. Über den Konzentrationsprozess im Energiesektor feiert auch die Atomenergie ein strahlendes Comeback. DOROTHEA HAHN

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