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Genau wegen den bei diesem Verfahren übrig bleibenden tierischen DNA in den Mitochondrien ist dieser Forschungszweig schon aus rein wissenschaftlicher Sicht höchst fragwürdig. Es gibt zahlreiche Erbkrankheiten aufgrund eines Fehlers in der mitochondrialen DNA. Wenn nun diese sogar komplett tierischen Ursprungs ist, muss mit Recht gefragt werden, ob die Ergebnisse dieses Forschungszweiges wirklich auch auf den Menschen übertragen werden können.
Aus ethischer Sicht handelt es sich bei Klonen mit tierischen Eizellen und menschlichen Zellkernen um eine absichtliche Zeugung eines abnormalen Embryos, was der Würde der menschlichen Fortpflanzung widerspricht.
Ihrem Artikel liegt leider ein wenig Unkenntnis zu Grunde.
Eine Chimäre ist ein Mischwesen.
In diesem konkreten Fall wird aber ein humaner Zellkern in eine tierische Zelle eingebracht und eben nicht humanes und tierisches Erbgut gemischt. Das ganze soll eben gerade dazu dienen die von Ihnen kritisierte verbrauchende Embryonenforschung zu verhindern!
Übrigens kann aus dieser Zelle kein selbständiges Lebewesen entstehen, alleine weil z.B. die extrachromosomale DNA in den Mitochondrien (tierischer Ursprung) nicht zur chromosomalen DNA (humaner Ursprung) passt.
Natürlich stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage nach der moralischen Grundlage. Nehmen wir den §218 als Beispiel her: Wenn Abtreibung bis zur 12ten Schwangerschaftswoche geduldet wird, ich bin übrigens Anhänger dieser Lösung!, dann hat doch wohl ein Zellhaufen (Fachterminus: Morula) keine Menschenwürde. Oder andersrum: wäre dies der Fall, wäre Abtreibung glatter Mord. Sicher ist das Ganze eine sensible ethische Frage. Wir sollten das aber weniger mit plakativen Bildern diskutieren, bei denen ich es bis hier höre wie es im geneigten Weltbild einrastet. So einfach ist die Angelegenheit nicht und die Forschung besteht nicht aus kalten emotional gestörten Persönlichkeiten die den ganzen Tag nichts anderes zu tun haben als sich immer noch größere Perversionen aus dem Hirn zu schrauben.
Die Forderungen von AfD und BSW sind realitätsfremd. Statt sich vor ihren Karren spannen zu lassen, sollten die Demokraten sie lieber regieren lassen.
Stammzellen-Kommentar: Unmoralische Chimären
Bei uns ist die Vermischung von menschlichen und tierischen Zellen ein Aufreger - In Großbritannien ist Stammzellenforschung vor allem ein gutes Geschäft.
Großbritannien prescht wieder einmal vor bei der Embryonenforschung. Mit dem Schaf Dolly zeigten britische Forscher schon 1996, dass das Klonen von Säugetieren überhaupt möglich ist. Für das Verfahren reichten sie seinerzeit auch einen Patentantrag ein, der das Klonen von menschlichen Zellen einschloss. Während in vielen anderen Staaten noch darüber gestritten wurde, ob es überhaupt moralisch und ethisch vertretbar ist, dieses Verfahren mit menschlichen Zellen zu wiederholen, gab es von den britischen Behörden keine Einwände gegen die eingereichte Patentschrift.
Inzwischen ist das Klonen von menschlichen Zellen in England gesetzlich zulässig. Selbst mit der Gewinnung von embryonalen Stammzellen haben die Briten keine Probleme - obwohl sie in mehren Staaten, etwa in Deutschland, strikt verboten ist, weil dabei die Embryonen vernichtet werden.
Britische Forscher schreckten nicht einmal davor zurück, Stammzellen in Rumänien einzukaufen, als sie nicht genügend menschliche Eizellen "gespendet" bekamen.
Jenseits der Heilversprechungen, die auf der Nutzung von Stammzellen aufbauen, ist die Forschung an ihnen in Großbritannien längst zu einem Wirtschaftsfaktor geworden. Die britische Regierung finanziert aus diesem Grund die internationale Stammzellbank, die Wissenschaftler weltweit mit den begehrten Forschungsobjekten beliefern soll.
Dass jetzt die britische Fortpflanzungs- und Embryonenbehörde HEFA ihr prinzipielles Ja zur Herstellung von Mischembryonen aus Mensch und Tier bekannt gab, war daher nicht überraschend.
In Hinblick auf die bisherigen Entscheidungen ist es nur konsequent. Die Verwendung von tierischen Eizellen ist durchaus ethisch eher vertretbar als die Nutzung menschlicher Eizellen - vorausgesetzt, es ist sichergestellt, dass die Embryonen sich nicht weiter entwickeln können.
Das Grundproblem aber, dass in der Stammzellforschung menschliche Embryonen zu einem Rohstoff degradiert werden und dass sie vernichtet werden, das bleibt bestehen.
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Kommentar von
Wolfgang Löhr
Redakteur
Jahrgang 1955, war von 1993 bis Ende 2022 Wissenschaftsredakteur der taz. Er hat an der FU Berlin Biologie studiert. Vor seinem Studium hatte er eine Facharbeiterausbildung als Elektromechaniker gemacht, später dann über den zweiten Bildungsweg die Mittelere Reife und am Braunschweig-Kolleg die allgemeine Hochschulreife nachgeholt.
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Wolfgang Löhr