wildeisens lesezeichen: Bilderbücher machen schlau

Wie wirken eigentlich Bilderbücher? Jens Thiele hat es mit Kollegen erforscht.

Thiele, Jens: Neue Impulse der Bilderbuchforschung Bild: Schneider Verlag

Alter: Für Erwachsene

Inhalt: Das Wissen von BuchhändlerInnen und Verlagsleuten über die Wirkung von Bilderbüchern stützt sich auf Bauchgefühl und subjektive Erfahrungen. Dabei gibt es tatsächlich eine Bilderbuchforschung. Jens Thiele geht an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg seit Jahren der Kinder- und Jugendliteratur auf den Grund. Wie und was nehmen Kinder beim Bilderbuchlesen wahr? Welche Rolle spielt das Bilderbuch zwischen all den neuen Medien? Wie prägen sie Wertvorstellungen und Geschlechterrollen?

Leserausch: In dem Band hat Thiele kluge Leute verschiedener Disziplinen versammelt. Das macht das Buch auch für den interessierten Laien lesbar - denn jeder bemüht sich, sein Fachchinesisch zu vermeiden oder wenigstens zu erklären. Alle besprochenen Bilder sind in Farbe abgedruckt.

Potter-Faktor: 2

Weltwissen: Die Kommunikationswissenschaftlerin Ingrid Paus-Hasebrink sieht das Bilderbuch als einzigartig unter allen Medien - weil es beim Vorlesen eine Situation der Geborgenheit schaffe. Kinder finden im Bilderbuch einen Ruhepol. Das Kind kann vor- und zurückblättern, es bestimmt den Rezeptionsvorgang selbst. Aus entwicklungspsychologischer Sicht zeigt Susanne Koeber, welche große Bedeutung das Betrachten von Bilderbüchern für die Sprachentwicklung von Kindern hat. Nie sprechen Erwachsene so komplex und ausführlich mit ihren Sprösslingen - außer wenn sie ihnen vorlesen und erklären. Kinder ab 5 Jahren lieben detaillierte, künstlerisch anspruchsvolle Bilder. Dieses Interesse kann ein Zugang zur modernen Kunst darstellen, so der Kunstwissenschaftler Martin Deppner. Er versteht die Kunst als Motivator, verborgene Gefühle auszudrücken. Der Kindheitsforscher Burkhard Fuhs stellte das Bilderbuch als Medium dar, mit dem Erwachsene die Themen an die Kinder bringen, die sie schon immer mal ansprechen wollten. Der Literaturwissenschaftler Stefan Neuhaus sagt, attraktive Illustrationen seien geeignet, Kinder für klassische Themen zu interessieren. "Der Mensch ist von der Evolution eher dafür vorgesehen, die visuelle Außenwelt zu analysieren, als für die Durchführung komplexer mathematischer Operationen", wusste der Hirnforscher Manfred Fahle beizusteuern. Kurz: Die Forschung bestätigt, dass Bilderbücher bilden. Pisa-Faktor: 3

Liefert Argumente für das anspruchsvolle Bilderbuch!

Wildeisen-Punkte: 3

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.