Kommentar Terroranschlag in Karatschi: Pakistans blutige Zukunft

Pakistan ist längst schon zu einem Zentrum und Schlachtfeld des Terrors geworden. Von dem Anschlag auf Bhutto werden Musharraf und das Militär profitieren.

Der schwere Anschlag auf den Konvoi der pakistanischen Politikerin Benazir Bhutto, die gerade ihre Rückkehr aus dem Exil als Triumphzug inszenierte, zeigt deutlich, wie sehr sich die Situation in ihrem Land in den acht Jahren ihrer Abwesenheit verschlechtert hat. In Pakistans Geschichte gehört politische Gewalt zum Alltag. Doch ein so skrupelloser Anschlag mit so vielen Opfern markiert eine neue Dimension. Pakistan ist längst nicht mehr nur Frontstaat im Kampf gegen den Terror, das Land selbst ist zu einem Zentrum und Schlachtfeld des Terrors geworden.

Militärmachthaber Pervez Musharraf, der auch schon Ziel von Anschlägen war, hatte Bhutto vor einer Rückkehr zum jetzigen Zeitpunkt gewarnt und dabei auch Sicherheitsgründe genannt. Sie war zudem gedrängt worden, auf den Straßenumzug zu verzichten und lieber den Hubschrauber zu nehmen. Erschienen die Warnungen zunächst als taktische Manöver, wurde die Gewalt schnell blutige Realität. Trotz eines Großaufgebots an Sicherheitskräften muss sich die Regierung angesichts zahlreicher Merkwürdigkeiten den Vorwurf gefallen lassen, nicht alles für die Sicherheit getan zu haben. Das lässt manche wie Bhuttos Ehemann die Hintermänner der Tat in Geheimdienstkreisen vermuten. Doch klar ist ebenso, dass es bei so großen und unübersichtlichen Menschenmengen keine absolute Sicherheit geben kann. Für den anstehenden Wahlkampf sind jetzt entweder stark eingeschränkte öffentliche Veranstaltungen oder weitere blutige Anschläge zu befürchten. Beides wäre Gift für die erhofften Schritte zur Demokratie.

Als Hauptverdächtige gelten islamistische Terrorgruppen. Die hatten Bhutto mit Gewalt gedroht. Der jetzige Anschlag dürfte sie und Musharraf im Kampf gegen islamistischen Terror stärker zusammenrücken lassen. Profitieren dürften vor allem Musharraf und das Militär. Es kann sich einmal mehr als Retter der Nation aufspielen und mit neuer Legitimation gegen mutmaßliche Terroristen zurückschlagen. Und: Anschläge wie dieser erleichtern es Musharraf, den Ausnahmezustand zu verhängen und an der Macht zu bleiben, wenn das Oberste Gericht seine Wahl vom 6. Oktober annullieren sollte.

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Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin

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