Statut der "Berliner Zeitung": Montgomery provoziert Redaktion

Im Streit um den Doppelposten des "Berliner Zeitung"-Chefredakteurs gibt sich Investor Montgomery kompromisslos - und kündigt an, Anzeigen und Redaktion enger zusammenzuführen.

Derzeit laufen Etatverhandlungen für 2008: Verlagsgebäude des Berliner Verlages Bild: dpa

BERLIN taz Medieninvestor David Montgomery hat seinen deutschen Blättern den Fehdehandschuh hingeworfen: Bei der Berliner Zeitung will der britische Unternehmer an der Verzahnung von Geschäftsführung und Chefredaktion festhalten. Beim Hauptstadtblatt bekleidet seit August Josef Depenbrock beide Ämter in Personalunion. Dies verstößt nach Ansicht der Redaktion klar gegen das gültige Redaktionsstatut. Es sieht eine strikte Trennung von Verlag und Redaktion vor. Der Redaktionausschuss hatte Depenbrock bereits vergangene Woche aufgefordert, diesem Prinzip Rechnung zu tragen.

Dem wird der "Geschäftsredakteur" Depenbrock aber kaum nachkommen können: Die Kombination der Aufgaben von Chefredaktion und Geschäftführung sei "ein wesentlicher Punkt unserer Strategie für den deutschen Markt", erklärte Montgomery am Mittwoch vor einer deutsch-britischen Journalistenkonferenz in London. Und goss noch Öl ins Feuer: "Wir werden das Anzeigengeschäft näher an den Newsroom rücken", sagte Montgomery laut Teilnehmerberichten. Dass JournalistInnen nach seiner Überzeugung in erster Linie "längst Verkäufer" seien und sogar "stolz darauf sein" könnten, hatte Montgomery schon im August bei der Berliner Medienwoche verkündet - und sich damals immerhin noch ein Bekenntnis zu deutschen Verlegertraditionen wie der redaktionellen Unabhängigkeit abgerungen.

Doch der Medienunternehmer, dessen Mecom-Holding neben der Berliner Zeitung und den Boulevardtiteln Kurier (Berlin) und Hamburger Morgenpost weitere 50 Zeitungen in Skandinavien, den Niederlanden und der Ukraine gehören, zeigt nun immer deutlicher, wohin seine "Transformation der Zeitung" führen soll.

Die Berliner Zeitung hält dagegen: Das Redaktionsstatut sei erst im Zuge des Verlagsverkaufs an Montgomery entstanden "und wird vom neuen Eigentümer akzeptiert", sagt Ewald Schulte vom Redaktionsausschuss. Der Redaktionsausschuss erwartet nun, dass sich Depenbrock in der kommenden Woche erklärt.

Eine etwaige Kündigung des Statuts sei nur mit einer Frist von zwölf Monaten möglich, so Schulte. Ganz wird Montgomery das Statut ohnehin nicht mehr los, da mit einer Kündigung automatisch Verhandlungen über eine Neufassung beginnen müssen.

Der neue Konflikt kommt nicht von ungefähr: Derzeit laufen bei der Berliner Zeitung die Etatverhandlungen für 2008. Die bislang geplanten Einsparungen fielen bislang allerdings eher moderat aus, heißt es in der Redaktion.

Montgomery selbst will allerdings nicht nur seinen deutschen Zeitungen neue Methoden aufdrücken, um sie profitabler zu machen. Der Manager, dessen drakonische Sparmaßnahmen bei der Londoner Mirror-Gruppe noch in bester Erinnerung sind, nimmt auch gerne entsprechende Anregungen "made in Germany" auf: Dass bei deutschen Zeitungen neben den normalen JournalistInnen nicht wie in Großbritannien zusätzlich noch reine Redigier-Redakteure arbeiteteten, sei doch auch "ein interessantes Modell", sagte er in London: Ohne diese so genannten "Subeditors" könnten die anderen Redakteure schließlich "viel befreiter arbeiten"

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