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Oswald Metzger über den Parteitag"Grünen-Chefs wollen sich freikaufen"

Vor dem Parteitag der Grünen beklagt der Landtagsabgeordnete Metzger ein "veritables Führungsproblem" seiner Partei. Die Delegierten hätten "die Wahl zwischen Pest und Cholera", sagte er der taz.

"Nürnberg ist die Nagelprobe für mich": Oswald Metzger Bild: dpa

taz: Herr Metzger, was muss der Grünen-Parteitag in Nürnberg tun, damit Sie austreten?

Oswald Metzger: Nürnberg ist die Nagelprobe für mich: Wie viel Vernunft haben die Grünen noch? Ich will die Hartz-IV-Erhöhung auf 420 Euro draußen haben. Wir dürfen kein Füllhorn von Wohltaten ausschütten, statt individueller Transfers müssen wir unser Augenmerk doch auf Kinderbetreuung und Bildung legen. Zweitens will der Vorstand, dass die Grünen einen individuellen Anspruch auch in Partnerschaften fordern: Wenn eine Millionärin einen bedürftigen Partner hat, ist sie nach grüner Lesart nicht mehr unterhaltspflichtig. Solche Flausen müssen raus.

Wenn der Parteitag nicht folgt, sind Sie weg?

Nein. Aber, wenn ich mit meinen Geschichten unter der Wahrnehmungsschwelle lande, wäre das ein Signal. Es spielt auch eine Rolle, wie die Debatte geführt wird. Ich werde hören, was abgeht, rede mit Leuten, die zum ökolibertären Häuflein der Aufrechten gehören.

Sie nannten Hartz IV eine "Stilllegungsprämie", Kinder von Sozialhilfeempfängern stopften Kohlenhydrate und Alkohol in sich rein.

Ich habe nicht gesagt, alle Sozialhilfempfänger, sondern viele. Man muss das im Zusammenhang sehen: Ich habe die Aussage auf Sozialhilfebiografien in der zweiten oder dritten Generation bezogen. Die Äußerungen sind sicher drastisch, das gebe ich zu. Ich habe da aber kein Problem. Es fördert Antriebsarmut, nur Schecks an das Volk zu verteilen.

Die Parteivorsitzende Roth will, dass Sie sich schämen.

Nee. Ich schäme mich manchmal, aber hier muss ich Claudia Roth sagen: dezidiert nicht.

Helfen Sie nicht den Linken, den Parteitag aufzumischen?

Wir haben doch wirkliche Probleme: programmatisch die Verschiebung ins Wolkenkuckucksheim. Dazu kommt ein veritables Führungsproblem. Fünf Leute, die sich wechselseitig beäugen und keine Führung vorgeben. Die Chefs eint nur die Angst, wieder zu verlieren, wie beim Afghanistanparteitag. Deshalb wollen sie sich per Grundsicherungsantrag mit aufgemotzten Wohltaten freikaufen, die fast so teuer sind, wie das bedingungslose Grundeinkommen. Das ist die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Würden Sie sich ohne die Grünen nicht langweilen?

Ich bin mit 19 in die SPD eingetreten. Als ich 1979 ausgetreten bin, habe ich gesagt: Nie mehr in einer Partei. Bevor ich dann doch Grünen-Mitglied wurde, bin ich parteilos in den Gemeinderat gegangen und in den Kreistag. Ein politisches Leben gibts auch jenseits von bestimmten Parteien.

Kommen Sie: Sie würden ohne die Grünen vorm Fernseher sitzen und gnadenlos Kohlenhydrate in sich stopfen.

Ich würde mich vielleicht weniger aufregen. Aber ich würde die Grünen vermissen. Ich bin hin- und hergerissen.

INTERVIEW: GEORG LÖWISCH

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27 Kommentare

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  • T
    tille

    Aus eigener Erfahrung, nämlich mit einem Bekanntenkreis von etwa 50% Hartz IV Empfänger, von denen wiederum etwa 70% genau diesem Bild entsprechen (Zweite, dritte Generation der Sozialhilfeempfänger, Alk, Drogen und ja nicht arbeiten, es kommt ja monatlich Geld) kann ich Metzger in Teilen zustimmen...

     

    Im Gegensatz zu Metzger, der wahrscheinlich zuviel Geld als Politiker hat und nicht wie ich, als Berufstätiger, mit einem Einkommen an der unteren Grenze lebt und deutlichst die Preissteigerungen spürt, muss ich einer Erhöhung von Harz IV voll und ganz zustimmen, denn das Leben wird immer teurer, eben auch für Harz IV Empfänger.

     

    Wobei man ja auch wieder mit Hilfe des Geldes sanktionieren könnte; wer nicht arbeits-, vermittlungswillig ist, bekommt halt nur eine Grundsicherung, also den bisherigen Betrag; die anderen eben den neuen, erhöhten Satz.

     

    Aber im Endeffekt ist das Problem der Couchpotatoes ein gesellschaftliches Problem, denn so wie es ja seit Jahren aussieht, lohnt sich Leistung in Deutschland für einen Teil der Bevölkerung nicht mehr.

     

    Daneben ist noch anzumerken, das die Grünen sich schon seit Jahren von den Zielen/Aufgaben mit denen sie damals angetreten sind weit, weit entfernt haben.

    Die Grünen, zumindest, das was in der Öffentlichkeit, die Grünen darstellt, sind fett und bequem geworden; versorgt mit Pensionsanspürchen usw, lauter Dingen gegen die sie selbst mal gewettert haben.

    Aber wie heisst es so schön, ab dem Kreistag interessiert nur noch die Kohle, nicht mehr die politischen Ziele.....

     

    Die Grünen sind inzwischen, nach 20 Jahren aktiv ausgeübten Wahlrecht, mir meine Stimme nicht mehr wert...

  • ND
    Nadile Dogan

    Oswald Metzger will sich per PR-Schock ins Gerede bringen, weil er dann wichtig ist und an seiner Karriere weiterbasteln kann. Und dazu schwingt er den Knüppel gegen ALG-II-Empfänger, unter denen er konfuß eine soziale Hängematte ausgemacht hat. So weit, so gut.

    Sachlich gesehen, müsste Metzger aber kritisieren, dass Hartz-IV bundeseinheitlich ausgezahlt wird, ob im teueren München oder im billigeren Cottbus. Und dass Weiterbildung und Qualifizieren eine Methode wären, Menschen aus der Depression zu holen. Nur hier wird genauso gespart und den Menschen Bein gemacht, richtung Leih- und Zeitarbeit. Arbeitsformen mit niedriger Entlohnung, langen Arbeitszeiten und geringeren Urlaubszeiten.

    Wer mit minimalen Sätzen an ALG II leben muss, wie soll so jemand 10 Bewerbungen pro Woche (ernstgemeint und korrekt auf die Stelle fokussiert) schreiben? Woher soll er das Geld nehmen. Mit 250 Euro schafft er das vielleicht acht Wochen.

    Es ist ein dämlicher Trick aus der Möllemann-Kiste, den Metzger bemüht, aber er wirkt. Leider. Ich hoffe, dass er sachlich und fachlich auseinander genommen wird. Metzger spielt auf die Zustimmung der Grünen zu den Hartz-Gesetzen an und fordert im Zweifel wohl deren Verschärfung. Wenn er mit seinem Kurs erfolg hat, landen die Grünen in ihren Hochburgen Hamburg, Berlin und Bremen, Frankfurt und anderen Großstädten hinter Der Linken ... Vielleicht hätte Metzger schon länger das Weite suchen sollen, aber wahrscheinlich will ihn niemand haben.

  • M
    Markus

    Wer ist so kühn zu behaupten, es gäbe nicht viele ALG-II-Empfänger, die auf der faulen Haut liegen oder schlicht zu wenig qualifiziert sind, überhaupt eine Arbeit zu finden? So weit würde nicht mal Mutter Theresa gehen. Was soll also diese kuriose Aufregung über Tatsachenbeschreibungen? Diese mit Überspitzung zu würzen ist allemal besser als nichts zu sagen, um es allen recht zu machen und sich nicht festlegen zu müssen à la Merkel.

  • PJ
    Peter Josupeit

    Sein Zynismus qualifiziert Herrn Metzger für einen Redakteursposten beim Privatfernsehen. Dort führt man Arbeitslose und Hartz-IV Empfänger doch auch nur als debile, kettenrauchende Schlucker vor.

  • S
    Stephanie

    Es ist wiedermal bezeichnend für den Niedergang des seriösen Journalismus, dass es nicht mal die taz für nötig erachtet, bei der Berichterstattung über Oswald Metzger zu erwähnen, dass er "Botschafter" der Arbeitgeberlobbyorganisation INSM ist.

  • E
    Eisvogel

    Aufschlußreich, daß die taz-Leser in der Tagesumfrage bislang zu 40% der Meinung sind, seine Aussage zeuge von Realismus und Querdenkertum.

     

    Die Aufgeklärte Mittelschicht ist dann im persönlichen Leben eben doch recht weit entfernt von dem was linke Politik mal angetrieben hat: soziale Fragen.

     

    Damit nicht gesagt daß Herr Metzger nicht rein sachlich Recht hätte, das hat er in der Tat. Solche Dinge an- und auszusprechen steht und fällt aber mit dem WIE, und es bedarf schon eines sehr anderen Untertones, um mir zu signalisieren, daß da jemand was verstanden hat.

     

    Er wird ja hoffentlich wissen daß man mit solchen Äußerungen in der Form letztlich nur Stimmung macht? Der korrekte Schluß aus den derzeitigen Zuständen wäre, daß alle Bürger, vor allem Kinder, MEHR Geld kosten dürfen, speziell in Sachen Bildung/Fortbildung/Umschulung/Neuanfang. Weil sie es wert sind.

     

    Das was Metzger sagt und wie er es sagt, impliziert wieder nur daß man kürzen müßte und Kürzungen treffen am härtesten die, die gerade NICHT bescheißen und simulieren.

     

    Ich bin froh in Skandinavien zu leben. Das Menschenbild deutscher Machthaber ekelt mich nur noch an.

  • US
    Uwe Sak

    Eine Erhöhung von Hartz IV auf 420 Euro wird als sozaile Wohltat bezeichnet. Wie zynisch und menschenverachtend darf ein Politiker der Grünen heutzutage auftreten, ohne dass ihn die Grünen aus der Partei werfen?

  • JR
    Jörg Rupp

    Davon abgesehen, dass die Äußerungen von Owald Metzger wirklich zum schämen sind, stellt sich für mich schon die Frage, warum auch die taz diesem Selbstdarsteller eine Bühne bietet. Soll er doch austreten, wenn er mag. In Bälde wird es nur noch heißen: wer war Oswald Metzger - und das schdet den GRÜNEN bestimmt nicht. Alles Gute Oswald - und Respekt dafür, dass Du Dein Mandat zurück geben willst.

  • AL
    Antonja Langen

    Über die letzten Nicht-mehr-Grünen - wer sollte sich über die aufregen?

     

    Die haben sich längst gemütlich versorgt; mit Beamtenansprüchen, mit Dienstwagen, mit Steuervorteilen; ... mit Alterserscheinungen...

     

    ... sie müssen nur noch ent-sorgt werden.

    Und wenn nötig, in der "braunen Tonne".

  • T
    tille

    Aus eigener Erfahrung, nämlich mit einem Bekanntenkreis von etwa 50% Hartz IV Empfänger, von denen wiederum etwa 70% genau diesem Bild entsprechen (Zweite, dritte Generation der Sozialhilfeempfänger, Alk, Drogen und ja nicht arbeiten, es kommt ja monatlich Geld) kann ich Metzger in Teilen zustimmen...

     

    Im Gegensatz zu Metzger, der wahrscheinlich zuviel Geld als Politiker hat und nicht wie ich, als Berufstätiger, mit einem Einkommen an der unteren Grenze lebt und deutlichst die Preissteigerungen spürt, muss ich einer Erhöhung von Harz IV voll und ganz zustimmen, denn das Leben wird immer teurer, eben auch für Harz IV Empfänger.

     

    Wobei man ja auch wieder mit Hilfe des Geldes sanktionieren könnte; wer nicht arbeits-, vermittlungswillig ist, bekommt halt nur eine Grundsicherung, also den bisherigen Betrag; die anderen eben den neuen, erhöhten Satz.

     

    Aber im Endeffekt ist das Problem der Couchpotatoes ein gesellschaftliches Problem, denn so wie es ja seit Jahren aussieht, lohnt sich Leistung in Deutschland für einen Teil der Bevölkerung nicht mehr.

     

    Daneben ist noch anzumerken, das die Grünen sich schon seit Jahren von den Zielen/Aufgaben mit denen sie damals angetreten sind weit, weit entfernt haben.

    Die Grünen, zumindest, das was in der Öffentlichkeit, die Grünen darstellt, sind fett und bequem geworden; versorgt mit Pensionsanspürchen usw, lauter Dingen gegen die sie selbst mal gewettert haben.

    Aber wie heisst es so schön, ab dem Kreistag interessiert nur noch die Kohle, nicht mehr die politischen Ziele.....

     

    Die Grünen sind inzwischen, nach 20 Jahren aktiv ausgeübten Wahlrecht, mir meine Stimme nicht mehr wert...

  • ND
    Nadile Dogan

    Oswald Metzger will sich per PR-Schock ins Gerede bringen, weil er dann wichtig ist und an seiner Karriere weiterbasteln kann. Und dazu schwingt er den Knüppel gegen ALG-II-Empfänger, unter denen er konfuß eine soziale Hängematte ausgemacht hat. So weit, so gut.

    Sachlich gesehen, müsste Metzger aber kritisieren, dass Hartz-IV bundeseinheitlich ausgezahlt wird, ob im teueren München oder im billigeren Cottbus. Und dass Weiterbildung und Qualifizieren eine Methode wären, Menschen aus der Depression zu holen. Nur hier wird genauso gespart und den Menschen Bein gemacht, richtung Leih- und Zeitarbeit. Arbeitsformen mit niedriger Entlohnung, langen Arbeitszeiten und geringeren Urlaubszeiten.

    Wer mit minimalen Sätzen an ALG II leben muss, wie soll so jemand 10 Bewerbungen pro Woche (ernstgemeint und korrekt auf die Stelle fokussiert) schreiben? Woher soll er das Geld nehmen. Mit 250 Euro schafft er das vielleicht acht Wochen.

    Es ist ein dämlicher Trick aus der Möllemann-Kiste, den Metzger bemüht, aber er wirkt. Leider. Ich hoffe, dass er sachlich und fachlich auseinander genommen wird. Metzger spielt auf die Zustimmung der Grünen zu den Hartz-Gesetzen an und fordert im Zweifel wohl deren Verschärfung. Wenn er mit seinem Kurs erfolg hat, landen die Grünen in ihren Hochburgen Hamburg, Berlin und Bremen, Frankfurt und anderen Großstädten hinter Der Linken ... Vielleicht hätte Metzger schon länger das Weite suchen sollen, aber wahrscheinlich will ihn niemand haben.

  • M
    Markus

    Wer ist so kühn zu behaupten, es gäbe nicht viele ALG-II-Empfänger, die auf der faulen Haut liegen oder schlicht zu wenig qualifiziert sind, überhaupt eine Arbeit zu finden? So weit würde nicht mal Mutter Theresa gehen. Was soll also diese kuriose Aufregung über Tatsachenbeschreibungen? Diese mit Überspitzung zu würzen ist allemal besser als nichts zu sagen, um es allen recht zu machen und sich nicht festlegen zu müssen à la Merkel.

  • PJ
    Peter Josupeit

    Sein Zynismus qualifiziert Herrn Metzger für einen Redakteursposten beim Privatfernsehen. Dort führt man Arbeitslose und Hartz-IV Empfänger doch auch nur als debile, kettenrauchende Schlucker vor.

  • S
    Stephanie

    Es ist wiedermal bezeichnend für den Niedergang des seriösen Journalismus, dass es nicht mal die taz für nötig erachtet, bei der Berichterstattung über Oswald Metzger zu erwähnen, dass er "Botschafter" der Arbeitgeberlobbyorganisation INSM ist.

  • E
    Eisvogel

    Aufschlußreich, daß die taz-Leser in der Tagesumfrage bislang zu 40% der Meinung sind, seine Aussage zeuge von Realismus und Querdenkertum.

     

    Die Aufgeklärte Mittelschicht ist dann im persönlichen Leben eben doch recht weit entfernt von dem was linke Politik mal angetrieben hat: soziale Fragen.

     

    Damit nicht gesagt daß Herr Metzger nicht rein sachlich Recht hätte, das hat er in der Tat. Solche Dinge an- und auszusprechen steht und fällt aber mit dem WIE, und es bedarf schon eines sehr anderen Untertones, um mir zu signalisieren, daß da jemand was verstanden hat.

     

    Er wird ja hoffentlich wissen daß man mit solchen Äußerungen in der Form letztlich nur Stimmung macht? Der korrekte Schluß aus den derzeitigen Zuständen wäre, daß alle Bürger, vor allem Kinder, MEHR Geld kosten dürfen, speziell in Sachen Bildung/Fortbildung/Umschulung/Neuanfang. Weil sie es wert sind.

     

    Das was Metzger sagt und wie er es sagt, impliziert wieder nur daß man kürzen müßte und Kürzungen treffen am härtesten die, die gerade NICHT bescheißen und simulieren.

     

    Ich bin froh in Skandinavien zu leben. Das Menschenbild deutscher Machthaber ekelt mich nur noch an.

  • US
    Uwe Sak

    Eine Erhöhung von Hartz IV auf 420 Euro wird als sozaile Wohltat bezeichnet. Wie zynisch und menschenverachtend darf ein Politiker der Grünen heutzutage auftreten, ohne dass ihn die Grünen aus der Partei werfen?

  • JR
    Jörg Rupp

    Davon abgesehen, dass die Äußerungen von Owald Metzger wirklich zum schämen sind, stellt sich für mich schon die Frage, warum auch die taz diesem Selbstdarsteller eine Bühne bietet. Soll er doch austreten, wenn er mag. In Bälde wird es nur noch heißen: wer war Oswald Metzger - und das schdet den GRÜNEN bestimmt nicht. Alles Gute Oswald - und Respekt dafür, dass Du Dein Mandat zurück geben willst.

  • AL
    Antonja Langen

    Über die letzten Nicht-mehr-Grünen - wer sollte sich über die aufregen?

     

    Die haben sich längst gemütlich versorgt; mit Beamtenansprüchen, mit Dienstwagen, mit Steuervorteilen; ... mit Alterserscheinungen...

     

    ... sie müssen nur noch ent-sorgt werden.

    Und wenn nötig, in der "braunen Tonne".

  • T
    tille

    Aus eigener Erfahrung, nämlich mit einem Bekanntenkreis von etwa 50% Hartz IV Empfänger, von denen wiederum etwa 70% genau diesem Bild entsprechen (Zweite, dritte Generation der Sozialhilfeempfänger, Alk, Drogen und ja nicht arbeiten, es kommt ja monatlich Geld) kann ich Metzger in Teilen zustimmen...

     

    Im Gegensatz zu Metzger, der wahrscheinlich zuviel Geld als Politiker hat und nicht wie ich, als Berufstätiger, mit einem Einkommen an der unteren Grenze lebt und deutlichst die Preissteigerungen spürt, muss ich einer Erhöhung von Harz IV voll und ganz zustimmen, denn das Leben wird immer teurer, eben auch für Harz IV Empfänger.

     

    Wobei man ja auch wieder mit Hilfe des Geldes sanktionieren könnte; wer nicht arbeits-, vermittlungswillig ist, bekommt halt nur eine Grundsicherung, also den bisherigen Betrag; die anderen eben den neuen, erhöhten Satz.

     

    Aber im Endeffekt ist das Problem der Couchpotatoes ein gesellschaftliches Problem, denn so wie es ja seit Jahren aussieht, lohnt sich Leistung in Deutschland für einen Teil der Bevölkerung nicht mehr.

     

    Daneben ist noch anzumerken, das die Grünen sich schon seit Jahren von den Zielen/Aufgaben mit denen sie damals angetreten sind weit, weit entfernt haben.

    Die Grünen, zumindest, das was in der Öffentlichkeit, die Grünen darstellt, sind fett und bequem geworden; versorgt mit Pensionsanspürchen usw, lauter Dingen gegen die sie selbst mal gewettert haben.

    Aber wie heisst es so schön, ab dem Kreistag interessiert nur noch die Kohle, nicht mehr die politischen Ziele.....

     

    Die Grünen sind inzwischen, nach 20 Jahren aktiv ausgeübten Wahlrecht, mir meine Stimme nicht mehr wert...

  • ND
    Nadile Dogan

    Oswald Metzger will sich per PR-Schock ins Gerede bringen, weil er dann wichtig ist und an seiner Karriere weiterbasteln kann. Und dazu schwingt er den Knüppel gegen ALG-II-Empfänger, unter denen er konfuß eine soziale Hängematte ausgemacht hat. So weit, so gut.

    Sachlich gesehen, müsste Metzger aber kritisieren, dass Hartz-IV bundeseinheitlich ausgezahlt wird, ob im teueren München oder im billigeren Cottbus. Und dass Weiterbildung und Qualifizieren eine Methode wären, Menschen aus der Depression zu holen. Nur hier wird genauso gespart und den Menschen Bein gemacht, richtung Leih- und Zeitarbeit. Arbeitsformen mit niedriger Entlohnung, langen Arbeitszeiten und geringeren Urlaubszeiten.

    Wer mit minimalen Sätzen an ALG II leben muss, wie soll so jemand 10 Bewerbungen pro Woche (ernstgemeint und korrekt auf die Stelle fokussiert) schreiben? Woher soll er das Geld nehmen. Mit 250 Euro schafft er das vielleicht acht Wochen.

    Es ist ein dämlicher Trick aus der Möllemann-Kiste, den Metzger bemüht, aber er wirkt. Leider. Ich hoffe, dass er sachlich und fachlich auseinander genommen wird. Metzger spielt auf die Zustimmung der Grünen zu den Hartz-Gesetzen an und fordert im Zweifel wohl deren Verschärfung. Wenn er mit seinem Kurs erfolg hat, landen die Grünen in ihren Hochburgen Hamburg, Berlin und Bremen, Frankfurt und anderen Großstädten hinter Der Linken ... Vielleicht hätte Metzger schon länger das Weite suchen sollen, aber wahrscheinlich will ihn niemand haben.

  • M
    Markus

    Wer ist so kühn zu behaupten, es gäbe nicht viele ALG-II-Empfänger, die auf der faulen Haut liegen oder schlicht zu wenig qualifiziert sind, überhaupt eine Arbeit zu finden? So weit würde nicht mal Mutter Theresa gehen. Was soll also diese kuriose Aufregung über Tatsachenbeschreibungen? Diese mit Überspitzung zu würzen ist allemal besser als nichts zu sagen, um es allen recht zu machen und sich nicht festlegen zu müssen à la Merkel.

  • PJ
    Peter Josupeit

    Sein Zynismus qualifiziert Herrn Metzger für einen Redakteursposten beim Privatfernsehen. Dort führt man Arbeitslose und Hartz-IV Empfänger doch auch nur als debile, kettenrauchende Schlucker vor.

  • S
    Stephanie

    Es ist wiedermal bezeichnend für den Niedergang des seriösen Journalismus, dass es nicht mal die taz für nötig erachtet, bei der Berichterstattung über Oswald Metzger zu erwähnen, dass er "Botschafter" der Arbeitgeberlobbyorganisation INSM ist.

  • E
    Eisvogel

    Aufschlußreich, daß die taz-Leser in der Tagesumfrage bislang zu 40% der Meinung sind, seine Aussage zeuge von Realismus und Querdenkertum.

     

    Die Aufgeklärte Mittelschicht ist dann im persönlichen Leben eben doch recht weit entfernt von dem was linke Politik mal angetrieben hat: soziale Fragen.

     

    Damit nicht gesagt daß Herr Metzger nicht rein sachlich Recht hätte, das hat er in der Tat. Solche Dinge an- und auszusprechen steht und fällt aber mit dem WIE, und es bedarf schon eines sehr anderen Untertones, um mir zu signalisieren, daß da jemand was verstanden hat.

     

    Er wird ja hoffentlich wissen daß man mit solchen Äußerungen in der Form letztlich nur Stimmung macht? Der korrekte Schluß aus den derzeitigen Zuständen wäre, daß alle Bürger, vor allem Kinder, MEHR Geld kosten dürfen, speziell in Sachen Bildung/Fortbildung/Umschulung/Neuanfang. Weil sie es wert sind.

     

    Das was Metzger sagt und wie er es sagt, impliziert wieder nur daß man kürzen müßte und Kürzungen treffen am härtesten die, die gerade NICHT bescheißen und simulieren.

     

    Ich bin froh in Skandinavien zu leben. Das Menschenbild deutscher Machthaber ekelt mich nur noch an.

  • US
    Uwe Sak

    Eine Erhöhung von Hartz IV auf 420 Euro wird als sozaile Wohltat bezeichnet. Wie zynisch und menschenverachtend darf ein Politiker der Grünen heutzutage auftreten, ohne dass ihn die Grünen aus der Partei werfen?

  • JR
    Jörg Rupp

    Davon abgesehen, dass die Äußerungen von Owald Metzger wirklich zum schämen sind, stellt sich für mich schon die Frage, warum auch die taz diesem Selbstdarsteller eine Bühne bietet. Soll er doch austreten, wenn er mag. In Bälde wird es nur noch heißen: wer war Oswald Metzger - und das schdet den GRÜNEN bestimmt nicht. Alles Gute Oswald - und Respekt dafür, dass Du Dein Mandat zurück geben willst.

  • AL
    Antonja Langen

    Über die letzten Nicht-mehr-Grünen - wer sollte sich über die aufregen?

     

    Die haben sich längst gemütlich versorgt; mit Beamtenansprüchen, mit Dienstwagen, mit Steuervorteilen; ... mit Alterserscheinungen...

     

    ... sie müssen nur noch ent-sorgt werden.

    Und wenn nötig, in der "braunen Tonne".