Beispielhafter Kinderschutz: Jugendamt besucht Prinzessin

Dänemark und Finnland gelten als Vorbild für funktionierende Frühwarnsysteme. Experten fordern, in Deutschland ein Kinderregister einzuführen.

Längst überfällig: mehr Einsatz für die Zukunft unserer Kinder. Bild: dpa

BERLIN taz Nach der Geburt ihres Sohnes Christian Valdemar Henri John bekamen die dänische Kronprinzessin Mary und Kronprinz Frederik von vielen Menschen Besuch - unter anderem auch vom: Jugendamt. Denn in Dänemark wird die Familie eines jeden Neugeborenen von einer Kinderschwester besucht, die nachschaut, ob alles in Ordnung ist. Und da mit den Visiten keine Stigmatisierung verbunden sein soll, gilt diese Regelung selbst für das Königshaus. Das hat Dänemark zu einem Vorbild werden lassen. Auch Heinz Hilger hat sich sein Dormagener Modell dort abgeschaut. "Die Elternhoheit ist in Dänemark keine heilige Kuh", sagt Christian Pfeiffer, Leiter des kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen.

Neidvolle Blicke werfen viele deutsche Sozialpolitiker auch auf ein anderes Land im Norden: auf Finnland. Dort gibt es seit Jahrzehnten das sogenannte Neuvola-System, was auf Deutsch einfach "Beratung" bedeutet. Eigens ausgebildete Hebammen und Krankenschwestern besuchen bereits die schwangeren Mütter, führen Gespräche mit ihnen und bauen schon vor der Geburt das Vertrauen auf. Eltern, die die Termine wahrnehmen, erhalten eine vollständige Erstausstattung für ihr Kind und ein Paket mit Ratgebern für das Gelingen der Erziehung. Der Anreiz funktioniert offenbar. 99 Prozent der finnischen Eltern nehmen das Neuvola-Angebot in Anspruch.

Nach spektakulären Fällen wie dem Tod von Jessica in Hamburg, Dennis in Cottbus, Kevin in Bremen oder Lea-Sophie in Schwerin fordern Experten immer wieder, ein Kinderschutzregister einzuführen, wie es in England und den USA existiert.

Mit einem solchen bundesweiten Register könnten Opfer von Vernachlässigung oder Misshandlung besser geschützt werden, indem selbst im Falle eines Umzugs der Familie alle beteiligten Ämter und Einrichtungen über die Probleme auf dem Laufenden blieben. Zugleich könnte man auf diese Weise Licht ins Dunkel der Statistik bringen. Denn anders als in England, den USA oder Australien gibt es laut dem Deutschen Jugendinstitut in München hierzulande keine verlässlichen Zahlen über Vernachlässigungen. Im Kinderschutz verzichte Deutschland "auf jede Form der systematischen Analyse von Todesfällen", kritisiert das Institut in einer Analyse.

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