Nach der UN-Klimakonferenz: Bali war erst der Anfang

Nach den Verhandlungen ist vor den Verhandlungen: Wie es in der weltweiten Klimapolitik nun weitergehen soll.

Wird die Politik schnell genug handeln, um Klimakatastrophen zu verhindern? Bild: dpa

NUSA DUA taz "Wir haben jetzt die Straßenkarte. Also können wir losfahren", bilanzierte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel die UN-Klimakonferenz auf Bali. Er sieht eine neue Qualität, die jetzt erreichbar sei: "Erstens ist Amerika im Boot. Zweitens haben sich erstmals die Entwicklungsländer zu eigenen Anstrengungen verpflichtet." Dass nun nicht, wie von der EU gefordert, das Ziel "minus 25 bis 40 Prozent CO2 bis 2020" im Papier steht, hält Gabriel für verschmerzbar: "Wir haben eine Fußnote verhandelt, die auf die Passagen im IPCC verweist. Und dort stehen diese Zahlen drin."

"Europa hat bekommen, was es wollte, die Entwicklungsländer und wir auch", urteilt James Connaughton, Umweltberater von US-Präsident Bush. Wichtig sei, dass jetzt die Bali-Roadmap konsequent abgearbeitet werde. Aber da sieht Connaughton gute Chancen: "Japan übernimmt im nächsten Jahr die G 8, und uns haben die Japaner erklärt, dass sie dem Pfad Deutschlands folgen wollen und Klimaschutz auf ihrer Agenda ganz oben steht."

Auch für EU-Umweltkommissar Stavros Dimas ist nach den Verhandlungen vor den Verhandlungen: "Der eigentlich harte Teil der Arbeit muss jetzt beginnen." Bereits 2008 soll eruiert werden, welche Reduktionspotenziale die einzelnen Industrie- und Entwicklungsländer haben. Auf der Klimakonferenz 2008 im polnischen Posnan sollte ein Ergebnis vorliegen, was dort besprochen werden kann. Auch um die Instrumente für den Emissionsrückgang soll sollen Arbeitsgruppen ringen. Bereits im Winter wird eine "Ad-Working-Group" erstmalig zusammenfinden, im Frühjahr folgt ein Zwischengipfel am Sitz des Klimasekretariats in Bonn. Umweltminister Gabriel beschrieb das Verfahren so: "Viele Autos werden auf der Roadmap losfahren, damit wir sehen, welches am besten ankommt."

Ein wichtiges Signal sendet der Beschluss von Bali jetzt schon an die Wirtschaftswelt: Es wird auch nach 2012 einen Kohlenstoffmarkt geben. Nach dem Kioto-Protokoll ist ab dem 1. Januar auch weltweit möglich, was derzeit schon in der EU statt findet: der Handel mit Kohlenstoffaktien - den sogenannten Zertifikaten. Diese Aktien machen Klimaschutz wirtschaftlich aktiv: Wer in CO2-arme Technik investiert, kann freiwerdende Zertifikate auf dem Markt verkaufen.

Bali ist deshalb auch für die weltgrößte Ökonomie, die US-amerikanische, ein Signal: Klimaschonende Investitionen zahlen sich auch nach 2012 aus. Ohne die Roadmap bestand nämlich ein gewisses Investitionsrisiko, das nun beseitigt wurde. "Noch nie hat sich die US-Ökonomie ein Geschäft entgehen lassen", sagt Christoph Bals von Germanwatch. Insofern könnte sich der Druck aufs Weiße Haus umkehren. Standen dort bislang die Wirtschaftslobbys gegen den Klimaschutz Schlange, könnten demnächst auch solche Verbände ans präsidiale "oval office" anklopfen, die für einen staatlich verordneten Klimaschutz sind. "Die Bali-Roadmap hat einen Sessel für den nächsten US-Präsidenten frei", sagte Hans Verolme, Chef des WWF-Weltklimaprogramms. NICK REIMER

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