Finanzielle Rundumversorgung: Eon will Bankgeschäfte machen

Der Energiekonzern bietet Großkunden künftig Finanzdienstleistungen zum Schutz vor Strommarktrisiken an. Kritiker befürchten Quersubventionierung durch Privatkunden.

Verbraucherschützer befürchten. dass der Stromriese die Kosten für Energeierzeugung und Netzleitung künftig noch intransparenter macht. Bild: dpa

HAMBURG taz Der Energiekonzern Eon bietet seinen Großkunden künftig auch Finanzdienstleistungen an. Damit erschließt sich der Stromriese ein neuartiges Geschäftsfeld, das ihm noch mehr ökonomische Power einhauchen wird.

Außerdem dürfte Eon seine Gewinne leichter vor der Bundesnetzagentur verschleiern können. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte die Lizenz nach dem Kreditwesengesetz, dem Grundgesetz für Banken, an den Stromkonzern bereits Ende November vergeben, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit.

Im Unterschied zu Autoherstellern, die mit billigen Krediten kleine Käufer ködern, hofft der Energieversorger, mit seiner finanziellen Rundumversorgung alte und neue Großkunden an die Angel zu kriegen. Eon will fortan Industrie und Stadtwerke vor allem bei Termingeschäften, Energie- sowie Rohstofffinanzierungen beraten und diese möglichst umfassend abwickeln. Ulrich Erkens, zuständiger Geschäftsführer von Eon: "Durch die Lizenz können wir unsere Kunden mit einer großen Palette von Finanzinstrumenten beim Risikomanagement unterstützen." Dass dadurch Unternehmen in eine bankähnliche Abhängigkeit geraten, dürfte Eon sicher gerne als einen Zusatznutzen verbuchen.

Im Kern geht es um eine Art von Versicherung gegen die Unwägbarkeiten des Strom- und Energiemarktes mit Hilfe von Hedgefonds. Wie jede Versicherung hat diese aber ihren Preis. "Entweder zahlt die Industrie für eine möglicherweise unnütze Versicherungsleistung - und geht damit Eon auf den Leim -, oder es zahlt der private Haushaltskunde", analysiert der Hamburger Energiefachmann Christian Gotthardt. Das neue Eon-Geschäft, so der Unternehmensberater, "wird abgesichert durch das riesige Geschäftsvolumen bei Haushaltskunden und möglicherweise durch die dort erzielte Marge quersubventioniert".

Die Sorge vor einer möglichen Quersubventionierung der Bankgeschäfte durch die privaten Stromkäufer teilt auch Verbraucherschützer Arno Gottschalk. Richtig Kasse machen Eon und die drei anderen großen Energiekonzerne, die den deutschen Markt weitgehend unter sich aufgeteilt haben, nämlich vor allem bei privaten Haushalten.

Eine heimliche Quersubventionierung wird erleichtert, weil durch den neuen Energie-Finanz-Eintopf die sogenannten Gesamtkosten Eons, so Gotthardt, "intransparent" werden. Schon ohne Finanzdienstleistungsgeschäft halten Kritiker wie Gotthardt und Gottschalk die tatsächlichen Kosten für Energieeinkauf, Erzeugung und Netzleitungen der großen Energieversorger für fast undurchsichtig. Die Gesamtkosten sind aber Dreh- und Angelpunkt für die Regulierung durch die Bundesnetzagentur und das Kartellamt.

Dagegen verweist ein Eon-Sprecher auf "chinesische Mauern im Konzern" und die scharfen Auflagen der BaFin für die "Banklizenz", die Eon-Bank sei "kein Verschiebebahnhof". In Zukunft erwartet Eon also noch einiges von dem neuen Geschäftsfeld.

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