: Dominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um
An leere Räume hat man sich inzwischen gewöhnt, aber dieser Raum ist beängstigend leer. Kaltes Licht, in der Mitte eine schlanke Stele, die Wand mit Spiegelplatten beklebt, ein Bild, aber auch das zeigt nur den Galerieraum – die Stele ist umgefallen. Ein Foto? Nein, ein 3-D-Nachbau. Am Boden ein Bildschirm. Auch hier: nichts weiter als der Raum selbst. Aber plötzlich beginnt die Stele zu schweben, die Spiegelwand im Hintergrund weicht zurück – und schnellt urplötzlich wieder an ihre eigentliche Position. In langsamen Überblendungen wird man sich des eigenen Bildes gewahr, wie man da so rumsteht und auf den Bildschirm starrt, im leeren Raum. Darri Lorenzen bedient sich hier in der Krome Gallery einer seltsamen Mischung: CCTV, gepaart mit Horrorfilm-mäßiger Verschiebung des eigentlich Bekannten. Unangenehm ist es auf jeden Fall. Paranoia-Minimalismus. Und vielleicht auch so etwas wie ironische Site-Specifity 2.0, am Computer zusammengebaut. Anders dagegen geht Bernd Trasberger bei Lena Brüning vor. Auch hier wird der Raum modifiziert, komplett ausgekleidet mit einem großformatigen Karomuster. Aber hier geht es um Digitales nicht als State-of-the-Art, sondern eher im Retro-Sinne, nicht als Selbstzweck, sondern als Vehikel. An einer Wand findet sich eine riesige DDR-Digital-Uhr, die früher einmal an der Humboldt-Universität hing. Trasberger hat sie geborgen und restauriert. Da hängt sie nun im Galerieraum und strahlt in Regenbogenfarben. Aber die sogenannte „Stunde Null“, auf die die Ausstellung im Titel hinweist, den hübsch-klitternden, aber in Deutschland staatstragenden Mythos vom radikalen Neuanfang, die zeigt sie nicht. Gegenüber eine Magnet-Tafel mit abgerissenen Zetteln, Magneten, die nur noch Papierfetzen halten. Auch im leeren Raum schreibt sich die Vergangenheit ein.
■ Darri Lorenzen: „In Point of Fact“, bis 30. Januar 2010, Di–Sa, 12–18 Uhr, Krome Gallery, Karl-Marx-Allee 82 ■ Bernd Trasberger: „Stunde Null“, bis 30. Januar 2010, Di–Sa, 13–18 Uhr, Galerie Lena Brüning, Almstadtstr. 50