Kommentar
: Luxuriöse Spielzeuge

Nano ist nicht nur eine Maßeinheit, sondern auch der griechische Begriff für Zwerg. Ein anderes Wort kennen wir noch aus dem Wahlkampf: Innovationen. In diese steckt das Land viel Geld. Mehr als eine viertel Milliarde Euro jährlich werden in Deutschland in eine Technologie investiert, die sich mit einem Milliardstel eines Meters befasst. Die Nanotechnologie soll unser aller Leben unbemerkt erleichtern.

Tut sie das jedoch wirklich? Küchentücher stinken nicht mehr, wenn Nanosilberpartikel sie geruchsneutral machen. Eine Kaffeetasse wechselt die Farbe, sobald das Getränk eine angenehme Temperatur erreicht. Ist diese Spielerei wirklich die Innovation, die auf der Wing-Konferenz als Zukunft verkauft wird? Letztendlich scheint es eine Forschung für die Wirtschaft zu sein. Viele Produkte und Entwicklungen sind unnütze Luxusgegenstände. Die Vibration eines Autos wird anhand von besonderen Metalleinsätzen vermindert. Die Autofahrer, die sich diesen Zusatz leisten, werden aber ein Fabrikat wählen, dass auch ohne piezoelektronische Fasern ruhig fährt. Bis jetzt hatten alle Bowlingliebhaber Freude an ihrem Hobby, auch wenn die Nanobeschichtung die Mikrofaserrisse auf der Kugel nicht zurückgehalten hat. Unzählige Forschungsprojekte erleichtern den Komfort im alltäglichen Leben, aber um sie als intelligente Werkstoffe zu bezeichnen, fehlen nützliche Ergebnisse. Die als riesig gepriesenen Forschungen sind letztlich noch kleine Zwerge. NORA MAIBAUM