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Archiv-Artikel

„Bedarf steigt kontinuierlich“

Alle Menschen können von neuen Werkstoffen profitieren, sagt Gisela Helbig vom Bundesforschungsministerium. Es fehlt aber an wissenschaftlichem Nachwuchs

400 Millionen Euro fließen jährlich in das WING-Projekt. Angesichts der Sparliste im Bund: Was bringt die Entwicklung neuer Werkstoffe einem Hartz-IV-Empfänger?Gisela Helbig: Es geht konkret um Anwendungsfelder, in denen man den Menschen helfen kann. Ein Beispiel dafür ist die Medizin, dort können wir durch schnellere Diagnose und bessere Behandlung Geld einsparen und zum Wohl des Patienten beitragen. Neue Technologien eröffnen neue Tätigkeitsfelder auch für gering qualifizierte Kräfte.

Das Thema Werkstoffe ist abstrakt – wie wollen sie das Menschen nahe bringen?

Das Thema Werkstoffe ist schwer vermittelbar – der Werkstoff an sich ist unspektakulär und nicht sichtbar. Hier fehlt die Transparenz, dass hinter einem funktionierenden Produkt ein spannender Werkstoff steckt. Durch Broschüren wollen wir auf Möglichkeiten für den späteren Berufseinstieg aufmerksam machen.

Haben sie Nachwuchsprobleme?

Nachwuchsprobleme sind vorhanden. Wir befürchten, dass das Interesse für Naturwissenschaften bereits in der Schule verloren geht. Es ist immens wichtig, dass Schulen und Universitäten zusammenarbeiten. Ein Ziel ist es, besonders Mädchen frühzeitig für Wissenschaft zu faszinieren. Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften steigt kontinuierlich.

Wie steht Deutschland in der Werkstoffforschung im internationalen Vergleich da?

Wir gehören zusammen mit China, Japan, den USA und Großbritannien zur Weltspitze. Das Problem ist der Transfer der Idee in das konkrete Produkt. Wir müssen darauf achten, dass die Forschungsergebnisse in Deutschland umgesetzt werden, dass in Deutschland produziert wird.

Wie kann man verhindern, dass ein in Deutschland entwickeltes Produkt im Ausland produziert wird?

Wir fördern Entwicklungen nur dann, wenn auch in Deutschland investiert wird und die Produktion hier stattfindet. INTERVIEW: NICOLE SCHUSTERUND FELIX WINNANDS