Präsidentenwahl in Serbien: Prowestlicher Kandidat gewinnt knapp

Nur sehr knapp kann der Kandidat Boris Tadic die Präsientenwahl in Serbien für sich entscheiden. Tadic steht für eine Annäherung an die EU, doch auch er lehnt die Abspaltung Kosovos ab.

Boris Tadic tritt vor sein Hauptquartier, um die Gratulationen seiner Unterstützer anzunehmen. Bild: reuters

BELGRAD afp/taz Mit hauchdünner Mehrheit haben die Serben am Sonntag Präsident Boris Tadic im Amt bestätigt und sich damit für einen pro-europäischen Kurs ihres Landes entschieden. Nach ersten Teilergebnissen der Zentralen Wahlkommission lag Tadic mit 51,1 Prozent der Stimmen knapp vor seinem ultranationalistischen Herausforderer Tomislav Nikolic, der auf 47,2 Prozent kam. Die slowenische EU-Ratspräsidentschaft gratulierte Tadic. Das Wahlergebnis zeige die Entschlossenheit der demokratischen Kräfte des Landes, Serbien weiter in Richtung Europäischer Union vorantreiben zu wollen, erklärte Sloweniens Ministerpräsident Janez Jansa mit.

Im ersten Wahlgang vor zwei Wochen war Tadic noch seinem nationalistischen Rivalen Nikolic unterlegen. Analysen zufolge gelang es Tadic aber, vor allem junge Leute zur Stichwahl zu mobilisieren und damit das Blatt zu wenden.

Mit Feuerwerken und Hupkonzerten feierten die Anhänger Tadics auf dem Platz der Republik in Belgrad. "Wir haben vielen EU-Staaten das demokratische Potenzial dieses Landes gezeigt", rief er ihnen zu. "Wir geben unseren Landsleuten im Kosovo heute Rückhalt und zeigen ihnen, dass wir sie niemals fallen lassen werden", sagte er mit Blick auf die Unabhängigkeitsbestrebungen der serbischen Provinz. Er wolle mit allen Ländern kooperieren, fordere aber auch, dass Serbien respektiert werde.

Tadic lehnt die Abspaltung des Kosovo, das als Wiege der serbischen Kultur betrachtet wird, ab. Trotz der erwarteteten Anerkennung eines unabhängigen Kosovo durch die meisten EU-Staaten sieht er aber für sein Land keinen anderen Weg als den einer Hinwendung zu Europa. Der serbische Ministerpräsident Vojislav Kostunica hatte Tadic vor dem entscheidenden Urnengang seinen Rückhalt verweigert, weil dieser sich seiner Auffassung nach nicht entschieden genug gegen die von der EU unterstützten Unabhängigkeitsbestrebungen einsetzt.

Jansa erklärte, er glaube fest daran, dass Serbien "sehr bald" die Kriterien erreichen werde, um den Weg zur Mitgliedschaft weiterzugehen. Er forderte Tadic auf, die für den Stabilisierungs- und Assoziationsprozess nötigen Reformen "engergisch" in Gang zu setzen. Besonders bedeutsam sei dafür die "uneingeschränkte Zusammenarbeit" mit dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag.

Die geplante Unterzeichnung des Stabilisierungs- und Assoziationsabkommens zwischen Serbien und der EU war in der vergangenen Woche auf Druck der Niederlande solange auf Eis gelegt worden, bis Belgrad den gesuchten Kriegsverbrecher Ratko Mladic ausliefert. Dieser wird unter anderem für das Massaker von Srebrenica im Jahr 1995 verantwortlich gemacht, bei dem die Einheiten der bosnischen Serben rund 8000 bosnische Muslime töteten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.