Der doppelte Geburtstag

Etliche Friedensgruppen rufen zu Protest gegen Gelöbnis am Geburtsort des Heeresreformers Scharnhorst auf

Gerhard Johann David von Scharnhorst wird am 12. November 250, die Bundeswehr 50 Jahre jung. Was kann es schöneres geben, als die beiden runden Geburtstage von preußischem Heeresreformer und Friedenstruppe gemeinsam abzufeiern? Das dachten sich jedenfalls die Strategen rund um Peter Struck. Deshalb wollen heute 700 Rekruten in Anwesenheit des Noch-Verteidigungsministers am Geburtsort von Scharnhorst ihr Gelöbnis ablegen. Im 3.000-Einwohner-Ort Bordenau bei Neustadt am Rübenberge ist die Hölle los. Selbst die Bordenauer müssen sich zum Gelöbnis anmelden, die Neustädter Zeitung schreibt, das Dörfchen werde dieser Tage „in einer Reihe mit Berlin und Bagdad, Hindukusch und Washington“ genannt.

Chapeau, sagen da viele aus Umzu. Währenddessen rüstet die Antifa auf. Schließlich haben auch die Nazis den geistigen Vater der Wehrpflicht für sich vereinnahmt, in Bordenau kümmert sich ein vielen verdächtiges „Scharnhorst-Komitee“ um das Gedenken an den General. „Wenn die Bundeswehr glaubt, es gehe im militärischen Sinne weltweit wieder ‚Auge um Auge‘, so werden wir ihr gerne ein blaues beschaffen“, wirbt das „Antimilitaristische Bündnis Region Hannover“ etwas ungelenk für eine Demonstration gegen die geplanten Geburtstagspartys. Man wolle „das Gelöbnis zu einem Desaster machen“. Während 1996, beim ersten großen Zapfenstreich in Bordenau, nur ein versprengtes Dutzend Protestler an den Geburtsort Scharnhorsts kam, hat die Antifa nun viele Plakate geklebt. 20 Gruppen haben zum Protest aufgerufen, 300 bis 400 Gegendemonstranten werden ab 10 Uhr vor Ort erwartet. Die Polizei sieht sich „für Ausschreitungen gut gerüstet“.

Über einen „Ausnahmezustand nur weil einige auserkorene Soldaten öffentlichkeitswirksam einen Schwur zur mörderischen Verteidigung der Deutschen Festung ableisten“ wollen, empört sich das Antifaschistische Aktionsbündnis Deister. Und: „Strammstehen heißt untergehen!“ Das „Antimilitaristische Bündnis“ sagt, die Bundeswehr nutze die Scharnhorst-Feier in Bordenau „unverholen als symbolträchtige Mobilmachung für genau solche barbarischen Feldzüge wie damals“. Die Botschaft in Richtung der „Kriegsstrategen“ ist eindeutig: „Ihr seid hier und anderswo unerwünscht.“ ksc

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