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Archiv-Artikel

Gemütlich Feuer gucken

In Zeiten hoher Öl- und Gaspreise entdecken viele wieder das Heizen mit Holz. Mit Kaminöfen lassen sich auch Etagenwohnungen nachrüsten, vorausgesetzt, der Schornsteinfeger stimmt zu

von gernot knödler

Der Holzofen kommt wieder. Nicht nur weil Holz ein nachwachsender Rohstoff ist, sondern auch weil fossile Brennstoffe immer teurer werden – so teuer, dass die Leute wieder in die Wälder fahren, um sich mit Feuerholz zu versorgen. Selbst die bequeme Variante der Beheizung mit Holzpellets ist heute billiger, als sich mit Öl oder Gas beliefern zu lassen. Einer solchen Zusatzheizung steht auch in einer Etagenwohnung grundsätzlich nichts im Wege.

Wer überlegt, sich einen Holzofen in die Wohnung zu stellen, sollte allerdings den Schornsteinfeger konsultieren, denn es ist keineswegs ausgemacht, dass sich etwa der Kamin einer Altbauwohnung mit einem modernen Ofen verträgt. Selbst wenn der Kamin nicht verschüttet sein sollte, wird er möglicherweise für Kachelöfen ausgelegt sein, die geringere Rauchgasmengen und -temperaturen erzeugen als moderne Zusatzöfen. Der Schornsteinfeger muss den neu installierten Ofen außerdem abnehmen und einmal jährlich zu einer „Feuerstättenschau“ gerufen werden, die nach Auskunft des Tonndorfer Ofensetzers Thomas Siggelow mit etwa 65 bis 85 Euro zu Buche schlägt.

Verkauft werden heute in erster Linie Kaminöfen, die hinter einem Sichtfenster malerisch Holzscheite verfeuern, und Holzpelletöfen, in denen kleine Presswürstchen verglühen. Die Pelletöfen gibt es als Alternative zur Zentralheizung, aber auch als Zusatzofen für ein Zimmer. Ihr Vorteil: Aus einem Tank ziehen sie automatisch den nötigen Brennstoff. „Beim Scheitholz muss immer einer daneben stehen“, sagt Siggelow.

Unter dem praktischen Gesichtspunkt empfiehlt Holger Lieske von der Norderstedter Ofenhandlung Dieter Brose deshalb Pelletöfen. Wie Öl- und Gasheizungen lassen sie sich heute bereits fernsteuern, so dass die Bude warm ist, wenn ihr Bewohner nach Hause kommt. Einer ihrer Nachteile in den Augen vieler Kunden ist die perfekte Verbrennung, die dem Betrachter ein schönes Flammenbild vorenthält. „Die Leute kommen hier rein und wollen Feuer gucken“, sagt Lieske. Gefragt seien Öfen mit großen Sichtscheiben und großen Feuerräumen, damit das Holz nicht so klein gehackt werden muss.

Wegen des normierten Brennstoffs lässt sich die Feuerung von Pelletöfen besser steuern. Außerdem kommt kein Ofenbesitzer in Versuchung, behandeltes Holz zu verbrennen. Der Nachteil: „Man ist wieder abhängig“, warnt Lieske. Während sich die Besitzer von Kaminöfen ihr Brennmaterial von überall her holen können, müssen Pelletöfen mit den normierten Presswürstchen gefüttert werden. Lieskes Eindruck nach gleichen die Pellet-Anbieter ihre Preise einander an.

150- bis 180.000 Tonnen Pellets jährlich werden zurzeit in rund 45.000 deutschen Pelletzentralheizungen verbrannt. Dazu kommen nach einer groben Schätzung Joachim Fischers vom Deutschen Energie-Pellet-Verband rund 20.000 Pelletöfen, die aber viel weniger Holzwürstchen verheizen. Mögen die Pellets teurer sein als das Gehackte aus dem Wald – billiger als Öl und Gas sind sie zurzeit allemal: Pellets mit einem Energieinhalt von einer Kilowattstunde kosten rund dreieinhalb Cent, Öl kostet rund fünf, Gas etwa fünfeinhalb Cent.

Dass die Pellets teurer werden, ist dem Verband zufolge nicht zu erwarten. Der Preis sei in den vergangenen drei Jahren von 190 Euro je Tonne auf 170 Euro gesunken, sagt Joachim Fischer. Sägewerksabfälle, aus denen die Würstchen überwiegend hergestellt werden, seien reichlich vorhanden. Sein Verband rechnet mit 1,5 Millionen Tonnen, die anderweitig nicht gebraucht werden.

Die Preise der Öfen sind sehr unterschiedlich. 200 bis 1.500 Euro kosteten Kaminöfen im Baumarkt, schätzt Siggelow, ab 1.000 Euro, bei besserer Qualität, im Fachhandel. „Das ist das Gleiche, wie wenn Sie ‘ne Ente fahren oder Sie steigen in einen Mercedes ein“, findet der Ofensetzer. Pelletöfen kosteten circa 80 Prozent mehr. Vernünftige Kaminöfen seien ab 1.400 Euro zu haben, sagt Lieske, ein „Supergerät“ für 2.000 Euro, Pelletöfen ab 2.500 Euro.