Fachkräftemangel in der IT-Branche: Unsichere Jobs in Silicon Saxony

Weil die Geschäfte von AMD und Infineon schlecht laufen, wurden Ausbaupläne in Sachsen gestrichen. Obwohl die Jobs nicht krisenfest sind, werden Fachkräfte gesucht.

Gehen? Bleiben? Umschulen?

DRESDEN taz Infineon und AMD - wegen reichlich vorhandener Spezialisten waren die Halbleiterriesen Mitte der 90er-Jahre nach Dresden gekommen. Inzwischen hat das "Silicon Saxony" an Strahlkraft eingebüßt: In der sächsischen Vorzeigebranche stehen plötzlich Arbeitsplätze auf dem Spiel. Trotzdem startete am Wochenende die Kampagne "do IT here", mit der die Wirtschaftsinitiative Mitteldeutschland dringend benötigte Fachkräfte für die IT-Branche werben will.

Mitte 2007 machten sich am erfolgsverwöhnten Chip-Standort Dresden die ersten Alarmzeichen bemerkbar. "AMD tief in den roten Zahlen", hieß es im Juli. Am Jahresende hatte der amerikanische Gigant vor allem wegen des ruinösen Wettbewerbs mit Intel einen Verlust von fast 3,4 Milliarden Dollar zu beklagen. In der Folge verlangsamte AMD den Ausbau seiner beiden Werke in Dresden. Und voraussichtlich verliert Dresden erstmals den Wettbewerb um eine neue AMD-Großinvestition gegen Malta im US-Bundesstaat New York.

Zum 1. März stellt auch die Infineon-Tochter Quimonda die Fertigung von veralteten Chipbauteilen - den 200-Millimeter-Wafern - in Dresden ein. Mit einem solchen Auftrag bei Infineon hatte der Speicherchip-Produzent zu Jahresbeginn zunächst Arbeitsplätze in Dresden gesichert. Nun müssen 600 Leiharbeiter das Unternehmen verlassen. Betriebsbedingte Kündigungen bei den 3.400 Beschäftigten in den beiden Werken soll es aber nicht geben. "Wir sehen das Technologie-Cluster Dresden nicht in der Krise", beruhigte Infineon-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Ziebart. Infineon will sich hier ganz auf die Produktion von Logik-Chips für Autos oder Mobiltelefone konzentrieren. Damit erzielte man im letzten Quartal 2007 auch einen Gewinn von 65 Millionen Euro.

In den Keller zog das Infineon-Betriebsergebnis einmal mehr die Tocher Quimonda. Wegen des Gesamtverlustes von 368 Millionen Euro will Infineon seine Anteile auf 50 Prozent senken. Quimonda wollte in Dresden 1,2 Milliarden Euro investieren. Und obwohl die EU bereits 165 Millionen Euro Fördermittel zahlte, liegen die Pläne jetzt auf Eis.

Auch wenn die Jobs im "Silicon Saxony" längst nicht mehr sicher sind, werden dringend Fachkräfte gesucht. Die Wirtschaftsinitiative Mitteldeutschland startete am Wochenende deshalb ihre Werbekampagne. "Den Standort bekannt machen, Abwanderung verhindern, das ist das Ziel", so Geschäftsführer Klaus Wurpts. Denn das sei ein Problem in Sachsen: Zwar werden viele Hochschulabsolventen im IT-Bereich ausgebildet, doch die Abwanderung sei ziemlich groß. Im Osten müssten die Fachleute mit Einkommensabschlägen bis zu 20 Prozent rechnen, sagt Katja Teichert vom Personaldienstleister DIS AG. Wurpts: "Halten wird man sie deshalb nur mit weichen Faktoren wie den Lebenshaltungskosten."

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