Verbot von Treffpunkt Rechtsextremer: Nazi-Akademie vor Schließung?

Die Anzeichen mehren sich, dass Schäuble ein rechtsextremes Zentrum in Ostwestfalen verbietet. Holocaust-Leugner gehen dort schon länger ein und aus.

Eine "Akademie" von Rechtsextremen könnte bald schon verboten werden. Bild: dpa

Der Name der vermeintlichen Akademie klingt harmlos: "Collegium Humanum - Akademie für Umwelt und Lebensschutz e. V." Doch hier im Ostwestfälischen kehren seit Jahrzehnten Rechtsextremisten und Holocaustleugner ein. Bald könnten die Türen der Akademie für immer geschlossen werden. Das Bundesinnenministerium soll ein Verbot der Akademie anstreben. Der Chef des Bundestagsinnenausschusses, Sebastian Edathy, deutete dies an, und am Wochenende meldete Focus, das Verbot sei in Planung.

Wolfgang Schäubles Ministerium wollte sich dazu am Sonntag nicht äußern. Die Grünen haben angekündigt, den Druck aufs Innenministerium zu erhöhen. Im März will die Bundestagsfraktion einen Verbotsantrag einbringen. Im Antrag wird auch gefordert, den "Verein zur Rehabilitierung der wegen des Bestreitens des Holocaust Verfolgten" zu verbieten. "Wir fordern die Bundesregierung auf, dem Treiben der rechtsextremistischen Bildungsstätte ein Ende zu bereiten", sagt Grünen-Bundestagsabgeordnete Ute Koczy. Die Abgeordnete erinnert, dass die Regierung auf eine Grünen-Anfrage bestätigte: In der Akademie würden "neonazistische und antisemitische Aktivitäten" vorangetrieben. "Der Verein ist zentraler Sammelpunkt der Holocaust-Leugner", sagt Koczy. Als gemeinnützig anerkannt ist er trotzdem.

Der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz stuft den Verein um Ursula Haverbeck-Wetzel schon lange als "rechtsextrem" ein, das zuständige Finanzamt Herforder überprüfte dennoch die Gemeinnützigkeit nicht. Seit 1963 besteht die "Heimvolkshochschule". Unscheinbar wirkt die Fassade mit dem Eingangsschild "Akademie für Umweltschutz und Lebensschutz". Neben Seminarräumen verfügt die Akademie dort über rund 50 Übernachtungsplätze. 1999 starb der Gründer Werner Georg Haverbeck, NSDAP- und SS-Mitglied. Nach 1945 wandte der bekennende Nazi sich der Anthroposophie und Ökologie zu. Seminare zu ökologischem Landbau und Märchenschulungen liefen in der "Volkshochschule". In der "Schule" feilen "alte" und "neue Rechte" immer wieder an ihren Argumentationen. Zum Holocaust führte Haverbeck selbst aus: "Das ist nicht nur eine Todsünde gegenüber der Wahrheit, sondern zugleich der geplante Totschlag der Volksseele." In seinem Geiste übernahm seine Frau die Geschäfte. Haverbeck-Wetzel selbst erklärte 2005 in der Vereinszeitung Stimme des Gewissens: Adolf Hitler sei "eben nicht vom geglaubten Holocaust" zu verstehen, "sondern nur von seinem göttlichen Auftrag". Für diese Bewertung verurteilte sie das Landgericht Dortmund zu einer Strafe von 6.000 Euro. Eng verbunden ist die fast Achtzigjährige mit Horst Mahler. Gäste der Akademie waren die Auschwitzleugner Ernst Zündel und Robert Faurisson.

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