: Mammon mehren auch im Alter
Wer in jungen Jahren fleißig gespart hat, kann sein Geld auch im Rentenalter weiter vermehren. Weil die Lebenserwartung deutlich gestiegen ist, lohnt es auch für 65-Jährige, einen Teil ihres Geldes in Aktienfonds zu investieren
Irgendwann sichert die Arbeitskraft nicht mehr den Lebensunterhalt: Das Rentenalter ist erreicht. Ab diesem Zeitpunkt müssen die Ersparnisse den Lebensabend sichern.
Die meisten haben dafür die gesetzliche Rentenversicherung. Doch diese zahlt in jedem Fall nur einen Teil des letzten Einkommens aus. Deshalb setzen viele Menschen auf eine zusätzliche private Absicherung, die den Ruhestand versüßt.
Auch wenn die Altersgrenze erreicht ist, kann man eine Zusatzrente aufbauen. Vorausgesetzt, man hat während des Berufslebens Kapital angespart. Wer 100.000 Euro angespart hat, könnte sie mit 65 Jahren in eine Sofortrente umwandeln. Er bekommt dafür bis zum Tode eine garantierte Rentenzahlung.
Laut der Zeitschrift Finanztest zahlen die verschieden Anbieter von Sofortrenten in diesem Fall bis zu 480 Euro pro Monat. Nach 20 Jahren bekommt der Rentner voraussichtlich eine Monatsrente von über 700 Euro, hat die Zeitschrift ausgerechnet.
Diese Berechnung geht von einer „volldynamischen Rente“ aus. Der Vorteil: Die Rentenauszahlungen steigen mit hoher Wahrscheinlichkeit kontinuierlich an. Vor allem gilt, dass eine einmal erreichte Auszahlungshöhe nicht mehr sinken kann! Zu beachten ist, dass Frauen bei der Sofortrente rund 10 Prozent weniger ausgezahlt bekommen. Die Anbieter rechtfertigen dies mit der höheren Lebenserwartung von Frauen.
Eine Alternative sind die Auszahlungspläne von Banken. Aktuell bekommen Männer wie Frauen 20 Jahre lang bis zu 615 Euro im Monat, wenn der Zins 4,25 Prozent beträgt. Zu unterscheiden ist, ob das Kapital mit den Auszahlungen aufgezehrt wird oder nur die Zinsen ausgezahlt werden, so dass der Kapitalstock über die Jahre ganz oder teilweise erhalten bleibt. Im obigen Beispiel ist nach 20 Jahren von den 100.000 Euro nichts mehr vorhanden.
Aktienfonds sind nach der Ansicht vieler Experten für eine Alterssicherung ungeeignet. Kursrückgänge an den Börsen können das für den Lebensabend gedachte Kapital schnell aufzehren. Finanztest hält jedoch auch Aktienfonds für die Finanzierung einer Zusatzrente für geeignet. „Angesichts der steigenden Lebenserwartung können auch 65- bis 70-Jährige einen Teil ihres Vermögens in Aktienfonds stecken, ohne in den Verdacht des finanziellen Harakiri zu geraten“, sagt Susanne Meunier von Finanztest. Auch für diese Anlageform bieten Banken Auszahlungspläne an.
Ein Fondsentnahmeplan bietet nach den Modellrechnungen von Finanztest viel höhere Renditechancen als die anderen Arten von Zusatzversicherungen. Dennoch empfiehlt Finanztest Fondsentnahmepläne nur eingeschränkt. „Nur Anleger, die in schlechten Börsenphasen auch mal auf die Auszahlung verzichten können, sollten ihn in Erwägung ziehen. Andernfalls müssten sie die Fondsanteile zu schlechten Kursen verkaufen, und ihr Kapital wäre viel zu schnell erschöpft“, warnt Susanne Meunier, Expertin für Altersvorsorge. Aktienfonds würden sich gut mit Bankauszahlplänen kombinieren lassen. Finanztest hat errechnet, dass in 10 Jahren aus 100.000 Euro, die je zur Hälfte in Aktienfonds und in Festzinsanlagen mit 4 Prozent jährlicher Rendite angelegt sind, ein Vermögen von 120.000 Euro wird, selbst wenn rund 500 Euro pro Monat entnommen werden.
Aktienfonds für Rentner sind also eine heikle Sache, die ein solides Fundament an weiteren Einnahmen im Rentenalter voraussetzt. „Wer den Grundbedarf gedeckt hat, kann getrost in Fonds anlegen“, wertet Meunier. Rentner, die ihre Fixkosten nicht aus anderen lebenslangen Einkünften decken können, beispielsweise der gesetzlichen Rente, haben zur Rentenversicherung kaum eine Alternative. „Nur hier ist eine Auszahlung bis zum Lebensende sicher“, sagt Meunier. Wer damit leben kann, dass der Kapitalstock irgendwann aufgezehrt ist, „sollte um Sofortrenten einen Bogen machen“, so Meunier. Denn rentabel seien sie nur für Menschen, die sehr, sehr lange leben würden. Eheleute müssten gewärtigen, dass die Sofortrente erlischt, wenn der Begünstigte stirbt. Der Ehepartner muss dann ohne diese Rente auskommen. Finanztest rät, über eine private Sofortrente nur die laufenden Lebenshaltungskosten abzudecken. Für ein Zusatzeinkommen sollten renditestärkere Anlagen gewählt werden.
Bankauszahlungspläne bieten mehr Sicherheit als Aktienfonds und eine höhere Rendite als Sofortrenten. „Dennoch sollten Anleger nicht ihr gesamtes Kapital langfristig in dieser Anlageform binden“, sagt Meunier. „Denn Entnahmepläne sind während der vereinbarten Laufzeit nicht kündbar. Ein Teil des Kapitals muss daher für Notfälle verfügbar sein.“ RICHARD ROMAN