die wahrheit: Dem Nasenhornbesinger zum 63.

Gebet des Nashorns: Lieber Gott, Du bist der Boss, Amen! Dein Rhinozeros. (Harry Rowohlt)

Es blüh der Ruhm äonenlang, des, der das Nasenhorn besang. Bild: dpa

Ihr fragt, wer Harry Rowohlt sei

Und was er tue? Mancherlei.

Er übersetzt so drei bis zehn

Romane aus dem Englischen

Ins Deutsche, und zwar monatlich!

Und nachmittags? So fragt man sich.

Nun, manchmal schreibt er selber was.

Worüber? Über dies und das:

Wie er mal, auf ner Lesetour,

Im Taxi durch Cuxhaven fuhr.

Und solche "Werke" druckt man glatt

In irgendeinem Wochenblatt!

Doch damit nicht genug, denn wenn er

Mal Geld braucht, gibt er gar den Penner

Mit Bart und Mütze im TiVie.

Ist das nun Kunst? Ich bitte Sie!

Kurzum: der Mann ist recht suspekt;

Man ahnte nicht, was in ihm steckt,

Bis ihm sein Meisterstück gelang,

Als er das Nasenhorn besang.

Ob wohl ein feuchter Musenkuss

Entflammte seinen Genius?

War Ruhm, war Glück und Glanz sein Ziel?

War etwa Alkohol im Spiel?

Egal! Im Handumdrehn erschuf er

Das Preislied auf den Unpaarhufer.

In zwei stupend gereimten Zeilen

Hat ers geschafft, uns mitzuteilen

Wie er das Nashorn sieht, und zwar

Beim Beten; schlechthin wunderbar

Hat ers getroffen, hats erfasst.

Zwei Zeilen! Und die Sache passt.

Er zeigt uns ein Rhinozeros,

Das "Lieber Gott, Du bist der Boss"

Gen Himmel spricht. Worauf das Biest

Den Satz mit einem "Amen!" schließt.

Doch was, so hör ich manchen fragen,

Will uns der Autor damit sagen?

Nun denn: Das große, wilde Tier,

Es betet. Daraus lernen wir,

Dass Demut auch den Starken schmückt.

Zudem erkennen wir beglückt,

Dass ein Ereignis profitiert,

Wenn man es sehr schön formuliert.

Dies hat der Dichter uns bewiesen;

Insofern sei er auch gepriesen:

Es blüh der Ruhm äonenlang,

Des, der das Nasenhorn besang.

Christian Maintz

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