Rad-Lobby: Die Basis tritt aus dem Windschatten

Benno Koch ist nicht mehr Chef des ADFC. Vereinsmitglieder und Umweltverbände hoffen, dass die Zusammenarbeit mit dem neuen Vorstand besser funktioniert. Grüne glauben, dass der "Kuschelkurs" mit dem Senat vorbei ist.

Die Erleichterung über den Wechsel an der Spitze des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Berlin überwiegt. Nicht nur im ADFC, auch bei befreundeten Organisationen und Parteien. "Wir hoffen, dass wir in Zukunft wieder besser mit dem Verein kooperieren können", sagt Carmen Schultze, Sprecherin des BUND. Auch die Verkehrspolitikerin Claudia Hämmerling (Grüne) begrüßt die Ablösung des bisherigen Vorsitzenden Benno Koch. "Mit dem neuen Vorstand wird der ADFC wieder offensiver werden", glaubt sie.

Mitte März hatte der ADFC Berlin einen neuen Vorstand gewählt. 109 Mitglieder stimmten für die Kandidatin Sarah Stark. Nur 50 sprachen sich für Benno Koch aus, der den ADFC Berlin seit 2003 leitete. Der Radlerbasis tritt damit aus dem Windschatten ihres bisherigen Vorsitzenden, der lange so etwas wie der "Mister Fahrrad" Berlins war. Koch sagt, das Ergebnis habe ihn nicht überrascht. "In so einem Verein muss man immer kämpfen."

Tatsächlich hatte es in den vergangenen Jahren wiederholt Konflikte gegeben. Etwa bei der Frage, wo die Abschlusskundgebung der Fahrrad-Sternfahrt stattfinden sollte. Koch habe kurz vor knapp die Route verändert, kritisiert Schultze vom BUND. "Er hielt Absprachen nicht ein." Ein ADFC-Mitglied berichtet, auch die Kommunikation innerhalb des Vereins habe zuletzt nicht mehr funktioniert. "Die einen wussten nichts von den anderen. Der Vorstand zog nicht an einem Strang."

Benno Koch wurde auch für seine Verkehrspolitik kritisiert: Weil er nicht nur ADFC-Chef, sondern gleichzeitig Fahrradbeauftragter des Senats war, sei er oft zahm gewesen, sagt Schultze. "Die Verbindung beider Ämter birgt einen Interessenkonflikt." Andere formulieren es noch drastischer: Benno Koch habe sich nur als Erfüllungsgehilfe des Senats gesehen, schimpft ein Abgeordneter der Opposition. Die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen, Claudia Hämmerling, spricht von einem "Kuschelkurs" unter Koch, der nun hoffentlich vorbei sei.

Benno Koch weist die Vorwürfe zurück. Er habe sich beim Senat auch als Fahrradbeauftragter unbeliebt gemacht. "Wenn ich mich für etwas einsetze, beispielweise für das Radfahren in Grünanlagen, dann nerve ich ohne Ende", sagt er.

Fahrradbeauftragter bleibt Koch offenbar. Nach Angaben eines Referatsleiters der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung werde es Anfang April ein Gespräch mit Benno Koch und Sarah Stark geben. Dabei soll wohl ausgeschlossen werden, dass es zwischen dem Fahrradbeauftragten und seiner ADFC-Nachfolgerin zu einem Kleinkrieg kommt. Benno Koch sieht diese Gefahr nicht. Verkehrspolitisch habe er mit Sarah Stark kaum Differenzen. "Das Wichtigste ist, dass das Thema Fahrrad weiter gestärkt wird."

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