die wahrheit: Nur für Herumhänger

Die schönsten deutschen Schwänz- und Freistunden-Cafés aller Zeiten. (Teil 2)

Vor kurzem hat die Wahrheit die Wahrheit-Leser aufgefordert, die Namen ihrer liebsten Schwänz- und Freistunden-Cafés einzusenden. Herausgekommen ist eine beeindruckende Liste mit den schönsten deutschen S&F-Cafés.

Kaff in Monschau. Dort konnte man immer seine eigene Musik hören und bekam leckerstes Essen zum günstigen Preis.

LARS WELTER

Wiesental in Albstadt-Ebingen. Ich war während meiner gesamten Oberstufenzeit in jeder Englischstunde im Wiesental. Dort tranken wir Weizenbier und spielten Skat. Alle paar Wochen kam unser Englischlehrer, ein Ami namens Bernard Duckworth, zu Beginn der Stunde ins Wiesental, machte die Tür auf, sah uns an den Tischen sitzen und rief: "Kommt rüber, Jungs, wir schreiben doch heute eine Klassenarbeit." - "Ach ja", riefen wir, "das hatten wir vergessen." Schnell wurde bezahlt, und dann gings rüber in die Klassenarbeit, gemeinsam mit dem Lehrer. In der nächsten Stunde saßen wir dann wieder im Wiesental … solange, bis die nächste Arbeit anstand. WOLFGANG WEBER

Das Billard-Café in Reutlingen. Die Gegensätze hätten nicht augenfälliger sein können: Gegenüber Hochkultur in denkmalgeschütztem Fachwerkbau - hier echter Kaffee, Billardtische, Flipper und Zapfhahn in schäbiger Baulücken-Baracke. Und der unverwechselbare Billard-Café-Gestank, der sich schon nach wenigen Augenblicken hartnäckig in Kleidern und Haaren festsetzte und bei der Rückkehr in Deutsch nach geschwänztem Physik von den JU-Strebern in den vorderen Reihen sofort naserümpfend kommentiert wurde. ANJA TIEMANN

Das Valentino in Straubing. Mein Mann und ich sind auf die gleiche Schule gegangen und hatten daher auch die gleiche Zuflucht im Valentino. Eine wirklich nette kleine Kneipe mit schönem Gewölbe im hinteren Teil, gutem und günstigem Kaffee und durchaus essbaren Snacks. Auch für Nichtschüler immer eine kleine Pause wert.

KATY ZWICKL-SCHMIEDEBERG

Das Schmöttke-Meier in Osnabrück am Pottgraben. Unvergessen die zahllosen Kaffees, Kakaos und, wenn das Taschengeld knapper wurde, Ski-Wasser (schlappe 50 Pfennig) - stundenlanges Zeitunglesen, Schachspielen oder einfaches Abhängen inklusive. Als Besonderheit gab es eine Warnklingel, die neugierige Lehrer ankündigte. PAUL NIEHOFF

Café Pause in Mainz. Es war und ist wahrscheinlich immer noch in einem für Mainz relativ pompösen Altbau in der Innenstadt, mit großen Fenstern und supergemütlich eingerichtet. Es gab einen Kicker im Vorraum, Zeitschriften und Zigaretten eins weiter hinten. Zum Einzuggebiet gehörten drei Gymnasien, so dass man sich auch mal mit Freunden verabreden konnte, die beim Plausch in der letzten Mathestunde nicht dabei waren.

SARAH PITTROFF

Das Ulcus in Dinslaken am Niederrhein. Es war genau so, wie der Name verspricht - eine dunkle, schon morgens um halb elf völlig verrauchte, winzige Pinte und bereits zu Zeiten meiner Eltern legendäre "Kifferhöhle" mit einem Kicker und einer Dartscheibe in der Ecke. Mittlerweile ist das ganze Haus jedoch, seit gut zwei Jahren - leider - renoviert und der Laden nicht mehr wiederzuerkennen: viel ungemütlicher und besser durchlüftet; und zu essen gibts jetzt auch was. Das war vorher völlig undenkbar. TIM ENGEL

Café Fraunhofer in Freising, genannt "KV". Ich besuchte in Freising die Fachoberschule. Wir waren meistens zu viert, mal zu fünft, mal zu dritt. Ich sehe den Kern der Truppe vor mir: Eva, Brigitte und Bernd. Und ich sehe noch das dunkelgrüne Ecksofa im KV. Wir hingen herum und sprachen über Gott und die Welt. Einmal musste die Zeit mit ihren niveauvollen Kontaktanzeigen herhalten. Wir lasen extrem amüsiert - parallel zur Mathestunde. Parallel zur nächsten Deutschstunde setzten wir dann eine Anzeige für uns auf. Ein Hauch von Ewigkeit wehte im KV. ELISABETH SPERRER

Das A in Andernach. Der verknappte Name ist keine Abkürzung des Städtchennamens, sondern steht für die Arbeiterwohlfahrt, in deren Händen das A einst gewesen war, bevor es in kleinstädtischem Anarchismus eine kurze Selbstverwaltungsphase hatte. Später gab es wechselnde ABM-Verteufelte, die den Kaffee kochen sollten, stattdessen aber mit ihren Freunden Schach spielten. Der kleine Kaffee kostete 50 Pfennig. Leider gibt es das A heute nicht mehr. In den A-Räumen residiert heute eine langweilige Versicherung.

SANDRA OSTER

Café Tina in Düsseldorf-Gerresheim. Es gab superleckeres Eis und Nervenkitzel pur, weil natürlich unsere Lehrer genau wussten, wo wir zu finden waren.

CLAUDIA BERARDI

Knarr & Wuttich in Würzburg. Dort gab es ein "schwarzes Frühstück", das aus einer Tasse schwarzem Kaffee und einer Gauloise ohne Filter bestand. Ich war in der 11. Klasse, noch zart und unverbraucht, und bin nach Einnahme dieses Frühstücks leider der Länge nach aus den Latschen gekippt. Deswegen ging ich dann später zum Blaumachen lieber ins Odeon-Kino, da konnte man rauchen und vormittags um elf das ganze Kino für sich allein haben.

VERONIKA HAMPL

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