Hollywood an der Konsole: Zocken mit Steven Spielberg

Der Hollywood-Regisseur hat eine neue Spielwiese gefunden: Künftig entwickelt er auch Videogames. Das erste namens "Boom Blox" erscheint diese Woche.

Einst schuf Spielberg Filme wie "Saving Private Ryan" - und jetzt hüpfende Klötzchen für die Wii. Bild: ea promo

Stolze 62 Jahre alt wird Hollywoodgröße Steven Spielberg 2008. Seine kindliche Freude an Neuem hat er sich offenbar trotzdem bewahrt: Am Donnerstag erscheint das erste Videospiel, bei dem der Regisseurs von "Indiana Jones", "E.T." und "Jurassic Park" als Kreativdirektor die Gestaltung des Spiels verantwortete. Das Game namens "Boom Blox" wurde für Nintendos viel verkaufte Wii-Konsole programmiert - und gehört ins Lager der so genannten "Casual Games", Titel also, die man auch mal zwischendurch spielen kann, ohne dass man erst lange das Handbuch lesen müsste. Neben der klassischen Spielerzielgruppe "männlich, jung" sollen damit auch neue Schichten wie ältere Spieler oder Frauen erreicht werden.

Spielberg ist dabei in Sachen Videospiele keineswegs unbeleckt. So beriet er die Macher hinter dem 3D-Kriegsopus "Medal of Honor", das sich an seinem Weltkriegsstreifen "Saving Private Ryan" orientierte. Auch soll der Filmemacher selbst leidenschaftlicher Spieler sein und laut einem Bericht des Internet-Magazins Wired harte Shooter-Titel wie "Crysis" gleich mehrfach durchgezockt haben. Erstaunlich ist es da, dass es "Boom Blox" auf den ersten Blick an Hollywood-gerechten Knalleffekten zu fehlen scheint - stattdessen orientiert sich das Spiel eher an Klassikern wie Tetris oder dem Turmbau-Geduldsspiel Jenga. Bewusst eingesetzt wird dabei das Gestensteuerungssystem der Wii, dementsprechend dürfte das Spiel zunächst auch nicht für Konkurrenzsysteme wie Xbox 360 oder Playstation 3 verfügbar gemacht werden.

Spielberg soll die Idee für "Boom Blox" bei einer Partie "Wii Tennis" gehabt haben, heißt es vom Hersteller, und kombinierte sie dann mit anderen Ideen. Tatsächlich schleudert man am Anfang recht tennismäßig einen Ball mit dem Controller in einen Steinhaufen, um Blöcke umzuwerfen - gelingt das, gibt's Punkte. Später wird es aber deutlich Puzzle-artiger: Man baut sich teils äußerst komplexe Gebilde auf, um sie dann gleich wieder zu zerstören - werfen darf man die unterschiedlichsten Gegenstände. Spaß macht das vor allem deshalb, weil sich die Physik dabei wie im echten Leben verhält, Dinge umfallen, die nicht umfallen sollen und man jeweils den richtigen Schusswinkel treffen muss. "Wir haben eine realistische Physik-Simulation eingebaut", sagt Amir Rahimi, verantwortlicher Produzent bei Electronic Arts, der das Spiel mit Spielberg gestaltete.

Das gilt auch für die Interaktion mit dem Controller: Man muss die "Wiiremote", die Fernbedienung der Konsole, die Bewegungen in Bildschirmaktion umsetzt, schon mit voller Kraft "werfen", um das Maximum an Energie abzufeuern. Manchmal ist das Spiel auch wie Billiard: Man muss sich genau überlegen, an welchem Punkt man ansetzt. Insgesamt 300 unterschiedliche Level kommen so zusammen. Laut Rahimi gab Regisseur Spielberg nicht nur das Grundkonzept vor, sondern war auch später in der Produktion und bei der Fertigstellung involviert, wie stets betont wird. Der Stempel "Spielberg" dient also nicht nur als Verkaufsmasche. So soll er das Aussehen der Charaktere und Umgebungen ausgesucht und verschiedene Game-Modi ausgewählt haben. Auch die Möglichkeit, sowohl gemeinschaftlich als auch gegeneinander online anzutreten, suchte Spielberg mit aus. Jeder Level lässt sich außerdem zum Aufbau eigener Kreationen nutzen.

Der Hollywood-Mogul hat sich bewusst für den Bereich der "Casual Games" entschieden: Er wolle mit dem Spiel alle Altersgruppen ansprechen. Die Vertriebschancen eines solchen Titels dürften ihm dabei nicht verborgen geblieben sein: Nintendo setzt inzwischen voll auf diese Schiene. Kritiker, die "Boom Blox" schon spielen durften, gaben dem Titel weitgehend gute bis sehr gute Noten; problematisch sei manchmal nur, dass das Geschehen auf dem Schirm zu chaotisch ablaufe und der Editor für eigene Levels recht komplex sei. Insgesamt scheint der Einstieg Spielbergs in die Spielewelt also gelungen. Wirtschaftlich hat das sicherlich Zukunft: Die Game-industrie hat Hollywood längst überholt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.