Studie über Aufstiegschancen: Einmal Billiglohn, immer Billiglohn

Die Aufstiegschancen von Beschäftigten aus dem Niedriglohnsektor sind fast nicht existent, zeigt eine Studie. Besonders häufig sind Frauen Geringverdiener.

Friseurinnen verdienen nach Tarif in vielen Bundesländern vier bis fünf Euro pro Stunde Bild: dpa

Berlin taz Wer für einen Niedriglohn arbeitet, hat kaum Chancen in höhere Einkommensgruppen aufzusteigen: Nur jedem achten Geringverdiener gelang zwischen 1999 und 2005 der Sprung über die Niedriglohnschwelle, belegt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und der Universität Erlangen-Nürnberg. Die Forscher entkräften damit ein Argument, welches immer wieder von Ökonomen verwendet wird: Ein Billigjob dient keinesfalls als Sprungbrett für eine besser bezahlte Tätigkeit.

Ein weiteres Ergebnis: Frauen arbeiten besonders oft für Niedriglöhne. Sie stellen nur gut 35 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten in Deutschland, aber fast 60 Prozent der Geringverdiener. Hier spielen mehrere Effekte eine Rolle: Zum einen kommen Erwerbsunterbrechungen bei Frauen wegen der Kindererziehung oder der Pflege von Angehörigen deutlich häufiger vor als bei Männer, schreiben die Forscher.

Außerdem verdienen Frauen nach wie vor weniger als Männer - laut EU liegt ihr durchschnittlicher Stundenlohn 22 Prozent unter dem von Männern. Entsprechend ist die Entlohnung in Berufen, die Frauen häufig ergreifen, niedrig. Ein Beispiel sind Friseurinnen, die nach Tarif in vielen Bundesländern nur zwischen vier und fünf Euro pro Stunde verdienen.

Die Niedriglohnschwelle lag im Jahr 2005 bei 1.779 Euro in West- und bei 1.323 Euro in Ostdeutschland. Wie international üblich haben die Forscher sie bei zwei Dritteln des so genannten Medianlohns angesetzt. Der Median ist dabei der Wert, der die Zahl der Löhne in Deutschland genau in zwei Hälften teilt. Der Niedriglohnsektor ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen: Jeder sechste Vollzeitbeschäftigte gehört heute zu den Geringverdienern.

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