Reportage auf Phoenix über die Tibet-Krise: Kampf für den Traum vom Wohlstand

Die Phoenix-Reportage "Feuer, Schüsse und Gebete" fragt nach den vielen Dimensionen des Tibet-Konflikts.

Die Hintergründe der schweren Krawalle am 14. März in Tibet werden in einer Phoenix-Reportage beleuchtet. Bild: ap

Gewalt und Tibet - das schien lange ein Widerspruch in sich zu sein. Doch dann kam es am 14. März in dem seit 49 Jahren von China regierten und bestimmten Land zu schweren Krawallen. In einer seiner viel zu seltenen Eigenproduktionen macht sich jetzt Phoenix auf die Suche nach Hintergründen und Folgen.

Die Reportage "Feuer, Schüsse und Gebete" macht klar: Auch Mönche haben Mitte März teilweise mitgemacht, die Gewalt ging aber klar von jungen, frustrierten Tibetern aus, die mit spontaner Brutalität gegen chinesische Einwohner in Lhasa und anderen Städten vorgingen. Dass dabei die chinesischen Machthaber zunächst kurzzeitig die Kontrolle verloren, dürfte die heftige Reaktion danach erklären: Angeblichen Tätern wurden Schauprozesse gemacht, Mönche gezwungen, sich bei chinesischen Soldaten in voller Kampfmontur zu bedanken - unzufriedene Tibeter werden bis heute einfach weggesperrt, mehr als 5.000 Menschen sollen allein in der Hauptstadt Lhasa verhaftet worden sein, heißt es im Film. Touristen dürfen erst seit einer knappen Woche wieder nach Tibet reisen, das Einreiseverbot für Journalisten besteht hingegen weiter.

Anja Bröker, die jetzt im ARD-Studio Peking Dienst tut und zuvor das "Nachtmagazin" im Ersten moderierte, zeigt alle Seiten im Konflikt und dekonstruiert sehr professionell die Gegenpropaganda der chinesischen Führung. Dabei kommen aber auch junge ChinesInnen zu Wort, deren Pro-China-Haltung garantiert nicht inszeniert ist.

Denn, und auch das macht der Film bei allen Beschränkungen, denen die MacherInnen unterlagen, deutlich: Der Konflikt hat mehr als religiös-politische Züge - es geht auch um Wirtschaft und Wohlstand. Viele Tibeter seien Verlierer des Aufschwungs in ihrem Land, analysiert der Economist-Mitarbeiter James Miles, der neben diversen anderen westlichen Korrespondenten - darunter auch Georg Blume von der taz - die Hintergründe erhellen darf. Gerade in dieser Gruppe, der der Dalai Lama verhältnismäßig egal ist, entzündete sich die blinde Gewalt.

Die Reportage ist zudem Beleg dafür, dass "user-generated content" keinesfalls das Gegenteil von seriöser TV-Berichterstattung sein muss: Ohne die von Tibet-Touristen während der Krawalle gemachten Videoaufnahmen wäre "Feuer, Schüsse und Gebete" gar nicht denkbar.

"Feuer, Schüsse und Gebete": Phoenix, Dienstag, 1. Juli, 21.00 Uhr

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