Klimapolitik der G-8-Staaten: Großbritannien vor Frankreich

CO2-Kontingente und Tempolimit bringen es: Bei den enttäuschenden Maßnahmen zu Klimaschutz schneiden Briten und Franzosen noch am besten ab.

Hin geht klar. Für den Rückflug müssen Briten demnächst Verschmutzungsrechte kaufen Bild: DPA

Die Klimapolitik der G-8-Staaten reicht bei weitem nicht aus, um die Erderwärmung aufzuhalten. Das ist Ergebnis einer gemeinsam von WWF und dem Allianzkonzern beim Ecofys-Institut in Auftrag gegebenen Studie, dem sogenannten "G8 Climate Scorecards 2008". Die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen, das ist erklärtes Ziel der Industriestaaten. "Dafür müssen die Emissionen bis 2050 in den G-8-Staaten um 80 Prozent sinken", so Niklas Höhne, der Leiter der Studie. Mit den ergriffenen Maßnahmen aber seien die internationalen Vorgaben nicht zu erreichen.

Die Experten beziehen in ihre Rangfolge der G-8-Staaten zu je einem Drittel die Emissionstrends seit 1990, die aktuellen Pro-Kopf-Emissionen und die politischen Zukunftsstrategien ein. Ergebnis: "Keines der acht führenden Industrieländer hat ausreichende Maßnahmen ergriffen", so Höhne.

An besten schneidet Großbritannien ab, vor allem wegen Förderung des Kohlendioxidhandels. Im Königreich wird dieser mittlerweile beispielsweise für den privaten Flugverkehr diskutiert: Jeder Brite erhält eine bestimmte Menge - debattiert werden zwei Tonnen - an Verschmutzungsrechten durchs Fliegen. Bedeutet: Für den zweiten Flug nach New York müsste er sich solche Rechte auf dem Markt zukaufen. Glatt durchgefallen sind die Briten beim Ausbau der erneuerbaren Energien, die ganze 0,3 Prozent des Energiebedarfes decken. Die Briten haben kein Gesetz zur Förderung von Ökoenergien, sondern sie verlassen sich auf eine Selbstverpflichtung der Industrie.

Frankreich belegt überraschend Platz 2 - "und das nicht wegen seiner Atomkraft, die als nicht nachhaltig betrachtet negativ auf das Ergebnis wirkte", so Höhne. Frankreich sei vielmehr wegen seiner geringen Pro-Kopf-Emission, seiner Verkehrspolitik und seiner langfristigen Klimaziele auf Platz zwei. Frankreich hat zum Beispiel ein Tempolimit. Höhne: "Frankreich riskiert allerdings, seine gute Platzierung im nächsten Jahr zu verlieren." Und das sagte er, obwohl er noch nicht wusste, dass Präsident Nicolas Sarkozy am Donnerstag den Bau eines Atomreaktors ankündigte.

Für den selbst ernannten Klimaschutz-Weltmeister bleibt nur Platz drei: Deutschland ist Spitzenreiter beim Einsatz erneuerbarer Energien. "Allerdings baut das Land neue Kohlekraftwerke, weshalb ein Minus-80-Prozent-Ziel bis 2050 nicht zu schaffen ist", so Höhne. Klar: Kraftwerke, die heute gebaut werden, laufen mindestens bis 2050. Zum Klimapaket der Bundesregierung sagte Höhne, die formulierten Ziele seien nicht mit den geeigneten Maßnahmen untersetzt worden. Italien und Japan liegen wegen ihrer Energieeffizienz auf Rank 4 und 5. Dahinter wird es duster: Russland (6), Kanada (7) und die USA (8) lassen keine Ansätze von Klimaschutz erkennen.

"Der G-8-Gipfel von Heiligendamm hat einige positive Signale gesendet", urteilt Regine Günther vom WWF. Seitdem aber sei nichts passiert. "Wenn wir nicht endlich ernsthaft handeln, wird sich die Welt mit einer Dramatik verändern, die wir uns heute noch nicht vorstellen können." Das sieht auch Allianz-Vorstand Joachim Faber so: "Die G 8 müssen den Weg in eine emissionsarme Wirtschaft bereiten." Faber hat Zahlen parat: 6.000 Milliarden US-Dollar müssten investiert werden. Allein der Ausbau der Ökoenergien in der EU bis 2020 - avisiert sind 20 Prozent - koste 690 Milliarden. Faber: "Der G-8-Gipfel in Hokkaido muss sich auf weitreichende Emissionsminderungen in den G 8 einigen." Er beginnt am Montag.

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