"Tagesthemen"-Fauxpas mit US-Fahne: ARD setzt Flaggen-Fledderei fort
Die "Tagesthemen" bleiben mit Flaggen auf Kriegsfuß: Zwei Wochen nach der Bundesflaggen-Panne verwendete die Sendung eine falsche US-Flagge. Diesmal zog die Redaktion Konsequenzen.
BERLIN taz Sie haben es schon wieder getan: Die "Tagesthemen" haben am Mittwoch in der Anmoderation eines Beitrags über die neue US-Botschaft in Berlin eine falsche US-Flagge im Hintergrund gezeigt. Die amerikanische Nationalfahne enthielt am unteren Ende einen weißen Streifen zu viel. "Diese erneute Panne ist in der Tat nicht akzeptabel", sagte der zweite ARD-aktuell-Chefredakteur Thomas Hinrichs. "Neben technischen Problemen hat es hier auch menschliches Versagen gegeben." Details nannte Hinrichs nicht. Es seien personelle Konsequenzen gezogen worden.
Der Vorfall ereignete sich knapp zwei Wochen nachdem sich die Redaktion mit der Verwendung einer falschen Bundesflagge mit der Farbreihenfolge Rot-Schwarz-Gold deutschlandweiten Spott zugezogen hatte und dafür entschuldigt hatte. Hinrichs hatte bereits den ersten Fehler wortgleich als "inakzeptabel" bezeichnet und damit begründet, dass ein Kollege bei der Farbgestaltung eine falsche Taste gedrückt hatte und der Chef vom Dienst bei der Prüfung der Bilder wegen eines EM-Tors abgelenkt war. Hinrichs hatte genaue Aufklärung des Falls angekündigt. Dennoch wiederholte sich der Fehler.
In der öffentlich zugänglichen Internet-Mediathek ist die Sendung nur noch ohne den Fehler zu finden. Die Anmoderation und der gesamte Beitrag wurden aus der "Tagesthemen"-Sendung herausgeschnitten. Dass der Übergang nun textlich Nonsens ist, wurde dabei in Kauf genommen. Beobachter vermuteten, dass die Löschung aus dem Internet-Videoarchiv vorgenommen wurde, um den Fehler zu vertuschen. Hinrichs bestreitet das. Die Entfernung habe nichts mit dem Fauxpas zu tun. "Während der Moderation war auch eine animierte Grafik des neuen Botschaftsgebäudes am Brandenburger Tor zu sehen, erstellt von einer Berliner Firma. Wir können sie im Internet nicht zeigen, weil wir lediglich die Fernsehrechte an dieser Grafik erwerben konnten."
Zu sehen ist die Anmoderation mit falscher Flagge dennoch im Internet: Ein Nutzer hat sie auf dem Videoportal YouTube allen zugänglich gemacht. Im offiziellen Blog der "Tagesschau" wurde die Panne bis Freitagmittag nicht thematisiert.
Leser*innenkommentare
Andre
Gast
Früher hieß es (egal ob Radio oder TV) "das versendet sich". Die Aufmerksamkeitspanne des Durschnittsverbrauchers ist seit dem sicherlich nicht gestiegen. Aber anscheinend die Zahl der Menschen mit zu viel Freizeit, die Dank moderner Technik von ihren eigenen Fehlern ablenken und vermeintlich unfehlbaren Institutionen kleine Fauxpas immer und immer wieder vorhalten können. Interessant dürfte sein, dass ein Großteil der "Kritik" an falsch erstellten Flaggen etc. gelinde gesagt überproportional und unrepräsentativ für den tatsächlichen Zuschauer-Durchschnitt der "Tagesthemen" sein dürfte. So lassen sich auch Interpretationen erklären, in denen vertauschte Farben oder überflüssige Streifen einer Nationalflagge als unpatriotisches und "linkes" Verhalten der ARD-Redaktionen gewertet wird (siehe Youtube-Link).
Helder
Gast
Skandalös??... Hoheitssymbole?...Patriotismus???...
Uiui, schwere Kost. Aber in der Tat, Hoheitssymbole und der ganze andere Rest sind sowas von egal, für die Linken eben. Die Rechten hingegen, gemäß dem wohl gesellschaftlichen Dualismus, können wohl nicht ohne. Traurige Form der Persönlichkeitsbildung.
Vernunft spielt wohl keine Rolle mehr!
Hessebub
Gast
In den Printmedien ist die Schlamperei ja inzwischen Standard. Vielleicht wird das Fernsehen hinter den Kulissen inzwischen auch schon von unbezahlten Praktikanten gemacht?
Braun
Gast
Warum wird desshalb so ein Theater gemacht. Ich finde es lächerlich desshalb Leute rauszuschmeißen. Sowas kann passieren... Da frag ich mich echt in was für einer Gesellschaft wir eigentlich leben... ich würde mir auch in anderen Bereichen mehr Toleranz und gegenseitiges Vertrauen und Verständnis wünschen. Mich nervt es, dass sich alle immer über jede Kleinigkeit aufregen müssen. Man kann fast alle Dinge auf freundliche Art und Weise klären.
herr rodes
Gast
war dieses plumpsen eben ein in china umgefallener sack reis?
die rot-gelb-schwarz geschichte war von sympathisch naiver inkompetenz und deshalb wenigstens milde amüsant, dass aber ein einzelner weisser streifen so viel resonanz erzeugt ist ein untrügliches zeichen dass sich wieder mal das sommerloch vor uns gähnend auftut: alle besitzer von riesenschlangen und krokodilen bitte den nächstgelegenen baggersee aufsuchen, freund petz in bayern wäre ebenfalls wünschenswert.
wenn schon sommerloch dann bitte richtig, mit tieren und was sonst noch dazu gehört!
Bastian
Gast
Gibt es wirklich nichts wichtigeres, als eine falsch eingeblendete Flagge? Man könnte meinen einige Journalisten haben wirklich keine anderen Probleme... Herrje, es war ja schon etwas fragwürdig diese Nachricht auf der Startseite von spiegel-online zu lesen, aber dass jetzt auch taz.de mit einem eigenen Artikel nachzieht, ist doch etwas schade...
Blue Redakteur
Gast
Das war nur ein Fehler der "Blue Box"
jack black
Gast
ja genau richard, kein großes drama.. ob die usa nun 13 oder 14 gründungsstaaten hatte oder ob man nun die aktuelle deutschlandfahne oder die aus dem 3. reich nimmt.. egal - ändert ja nix an den historischen gegebenheiten!
Tina Wiebel
Gast
Ich halte dies für skandalös, gerechtfertigt kann dies nur von linken werden, den Hoheitssysmbole und PAtriotismus egal sind.
Julia
Gast
Achja, das sind doch auch alles nur Menschen...vielleicht irgendein armer Grafik-Studi, der zu später Stunde erst noch eben schnell lernen musste, mit Photoshop umzugehen (ja, ich bin selber beim Fernsehen, so läuft das halt!) oder halt auf die Schnelle nicht wusste, ob die Flagge nun unten rot oder weiß ist - hätte ich auch nicht gewusst. Klar ist das peinlich - baer sowas passiert nunmal....die USA werden uns schon nicht direkt den Krieg erklären.
Richard Ernst
Gast
Die Flagge ist korrekt, wurde aber vor einem weißen Hintergrund platziert. Welch ein Drama!