1.000 Projekte zum Klimaschutz: Indien ist grüner Weltmeister

Wer hierzulande zu viel Treibhausgas produziert, kann sich mit Co2-Einsparungen in Entwicklungsländern freikaufen. Rettet dies das Klilma?

Immer eine gute Möglichkeit, CO2 zu sparen: Arbeitstiere Bild: ap

BERLIN taz 50 Kilometer vom Bengalischen Golf, direkt am Flussdelta des Godavari, liegt für Rajesh Kumar Sethi der Meilenstein: eine der größten Papierfabriken Indiens. Und seit März 2008 ist sie auch das weltweit tausendste Projekt des Clean Development Mechanism (CDM).

Der CDM ist ein Prinzip aus dem Kioto-Protokoll, das Industrieländer dazu motivieren soll, in CO2-senkende Projekte in Entwicklungsländern zu investieren. Denn die Emissionen, die sie in Entwicklungsländern senken, dürfen sie ihrem eigenen Emissionskonto gutschreiben. Der Vorteil für die Entwicklungsländer: Kontakte, neue Technologien und geringere Emissionen vor Ort. Im Falle der Papierfabrik heißt das: Der energieintensive Dampfverbrauch soll von 1,48 auf 0,55 Tonnen pro Tonne ungebleichter Papierbrei sinken. Damit sinken auch die Emissionen, die bei der Verbrennung von Kohle zur Energiegewinnung entstehen - nicht nur CO2, sondern auch die über 200-mal schädlicheren Stickoxide. Bis 2016 sollen so mehr als 350.000 Tonnen CO2 eingespart werden.

Rajesh Kumar Sethi ist der vorsitzende Geschäftsführer des CDM. Er sieht in der Papierfabrik einen Beweis dafür, dass das Werkzeug CDM funktioniert. "Mit tausend Projekten in 49 Ländern wird CDM langsam erwachsen - aber es steckt noch einiges an Potenzial darin." Das Papier-Projekt entsteht mit Unterstützung des bislang größten Anbieters von CDM-Zertifizierungen, der norwegischen Det Norske Veritas (DNV).

Die DNV - eine unabhängige Stiftung - hat fast die Hälfte aller weltweiten CDM-Projekte zertifiziert. "Indien war einer der ersten Staaten, die den Mechanismus umgesetzt haben, und ist immer noch der Ort mit den meisten CDM-Projekten", sagt DNV-Manager Chandrashekara Kumaraswamy. 135 Millionen Tonnen Kohlendioxid seien bislang seit Inkrafttreten des Kioto-Protokolls im Jahr 2005 durch CDM-eingespart worden. 2,7 Milliarden sollen es bis zum Kioto-Schluss 2012 insgesamt sein.

Doch davon, dass die 135 Millionen Tonnen wirklich eine Erleichterung für das Klima bedeuten, sind nicht alle überzeugt. So ergab eine Studie des Öko-Instituts im Auftrag des WWF vom Ende vergangenen Jahres, dass CDM-Projekte in 40 Prozent der Fälle nicht "zusätzlich" sind. Das heißt: Die CO2-Einsparung hätte es auch ohne das Projekt gegeben. Dadurch, dass das Industrieland die Einsparung aber auf dem eigenen Konto gutschreiben kann, entstünden mehr Emissionen als ohne das Projekt.

Die Geschäftsleitung des CDM verweist derweil darauf, dass die Projekte nicht nur gut für das Klima seien, sondern auch eine soziale Komponente hätten. Die Umsetzung garantierte Arbeit während der Installation und Inbetriebnahme der neuen Komponenten. Und nicht zuletzt würden mit der neuen Technologie auch die Produktionskosten des Papiers sinken.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.