Schulanfang: Zöllner ruft die Feuerwehr

Um Unterrichtsausfall vom ersten Schultag an zu vermeiden, hat Bildungssenator Jürgen Zöllner eine "Vertretungsfeuerwehr" gegründet: 140 Feuerwehrlehrer sollen von Montag an aushelfen.

Gut, wenn einer da ist, der den Stundenplan macht. Bild: DPA

Im neuen Schuljahr soll endlich alles gut werden: Trotz rückläufiger Schülerzahlen hat Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) die Anzahl der LehrerInnenstellen an Berlins Schulen um insgesamt 326 zusätzliche erhöht. Mit einer "Vertretungsfeuerwehr" steht zum Schulbeginn am Montag außerdem ein neuer Pool von 140 VertretungslehrerInnen zur Verfügung. Diese sollen ab Montag an verschiedenen Schulen bereitstehen, um krankheitsbedingten Lehrermangel spontan und kurzfristig zu kompensieren. "Ich gehe davon aus, dass alle Schulen 100 Prozent der nötigen personellen Ausstattung haben", sagte Zöllner am Mittwoch.

Im Jahr 2008 sollen rund 760 Lehrer aus dem Beruf ausscheiden. Bei einem Schülerrückgang von 1,8 Prozent wäre eigentlich schon mit 350 Einstellungen der Status quo der Lehrkräfteausstattung gesichert, so Zöllner. Insgesamt habe das Land aber 676 Einstellungen vorgenommen. Dazu kämen 140 neue Stellen im Rahmen der "Vertretungsfeuerwehr".

Dieses Instrumentarium ist neu. Das Problem: Weil die meisten Schulen nur wenig Lehrerüberhang haben, fällt häufig Unterricht aus, wenn eine Lehrkraft krank wird. Im letzten Jahr hatten die Schulen daher zusätzlich zu ihren Lehrerstellen Finanzmittel in Höhe von 3 Prozent ihres Unterrichtsbedarfs zur Verfügung, um Krankheitsvertretungen einzustellen. Weil das Prozedere aber zu bürokratisch war, hat der Senat nun die "Vertretungsfeuerwehr" eingeführt. Diese 140 LehrerInnen sind nicht einzelnen Schulen, sondern den Bezirken zugeteilt und werden nach Bedarf eingesetzt.

Klaus-Peter Börtzler, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Berlin, findet die Institution der heimatlosen Vertretungslehrer problematisch: "Dieser Schritt ist natürlich eine Verbesserung gegenüber der Situation im Vorjahr. Wir würden uns aber wünschen, dass an jeder Schule Vertretungslehrer von Beginn an fest eingebunden sind. Eigentlich müssten Vertretungslehrer zum Team gehören und die Schulen schon kennen, wenn Not am Mann ist. Meinen Reservereifen lagere ich ja auch nicht in der Werkstatt." Zudem bezweifle er, dass die 140 Stellen für den Vertretungsbedarf überhaupt genügen.

Ähnlich äußerte sich Sascha Steuer, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus: "Ob die Lehrerfeuerwehr greift, werden erst die nächsten Wochen zeigen." Insgesamt gibt es in Berlin 716 öffentliche allgemeinbildende Schulen. Um alle krankheitsbedingten Stundenausfälle vertreten zu können, dürfte am Montag also nur in jeder fünften Schule ein Lehrer krank sein.

Ob tatsächlich an allen Schulen der Lehrerbedarf gedeckt ist, wie Zöllner sagt, lässt sich erst Mitte September sagen. Bis dahin will die Senatsverwaltung ermitteln, wie viele Schüler an den einzelnen Schulen angemeldet sind - und wie viele Lehrer wirklich gebraucht werden. In den letzten Jahren hatte es wiederholt Ärger gegeben, weil Schulen häufig nach Schulbeginn noch nicht endgültig wussten, mit welchen LehrerInnen sie planen konnten. Grund ist laut Senat, dass sich aufgrund von Doppelanmeldungen häufig mehr Schüler an Schulen anmelden als später tatsächlich kommen.

Zur Diskussion der letzten Tage über einen drohenden Lehrermangel aufgrund der Abwanderung des Nachwuchses nach Westdeutschland sagte Zöllner: "Wir haben generell kein Problem, die offenen Stellen zu besetzen."

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