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Archiv-Artikel

Kinder sind Berlin was wert

Kindertagesstätten sind künftig wieder kostenlos – erst ab 2007 und nur im letzten Jahr vor der Einschulung. Aber immerhin dafür hat Rot-Rot nun die notwendigen Millionen zusammengekratzt

von Gereon Asmuth und Plutonia Plarre

Der Besuch von Kindertagesstätten wird ab 2007 kostenlos sein – allerdings nur im letzten Jahr vor der Einschulung. Auf eine Finanzierung dieser von SPD und Linkspartei seit längerem angestrebten Umstellung haben sich gestern Finanzpolitiker beider Fraktionen bei den Haushaltsberatungen geeinigt.

Der Verzicht auf die Kitagebühren kostet das Land laut einer Prognose der Bildungsverwaltung rund 10,8 Millionen Euro im Jahr. Das notwendige Geld werde nicht bei anderen Jugend- oder Bildungsprojekten eingespart, betonte Carl Wechselberg, haushaltspolitischer Sprecher der Linkspartei. Stattdessen habe man Kleinbeträge aus anderen Haushaltstöpfen zusammengekratzt. So würden in der Verwaltung Computer etwas später erneuert. Das allein spare 3 Millionen Euro. Der Finanzierungsplan soll am Freitag im Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses abgesegnet werden.

Bei Vergleichstests haben Berlins Schüler stets schlecht abgeschnitten – auch wegen mangelhafter Sprachkenntnisse der Schulanfänger. „Das beitragsfreie Kitajahr ist ein toller Anreiz für Familien, mit der Bildung ihres Kindes noch vor der Schulzeit zu beginnen“, sagte Kenneth Frisse, Sprecher von Bildungssenator Klaus Böger (SPD).

Auch der Türkische Bund Berlin Brandenburg (TBB) begrüßt das Vorhaben. Er hoffe, dass sich nun mehr sozial schwache Familien motivieren ließen, ihre Kinder wieder in die Kita zu schicken, sagt Sprecher Safter Cinar. Es gebe nicht nur Migrantenkinder, die Sprachschwierigkeiten hätten. Der TBB halte aber an der Forderung fest, dass der Kitabesuch so wie früher insgesamt kostenfrei sein müsse.

Langfristig streben dies auch die rot-roten Bildungspolitiker an. Die Haushaltspolitiker aber haben Bedenken. Ohne Bundeshilfen sei dies nicht umsetzbar, bedauerte Wechselberg.

Die FDP bezweifelt, dass das kostenfreie Kitajahr seriös gegenfinanziert ist. Ihr Abgeordneter Sonning Augstin fürchtet „Billig-Kitas“ ohne Qualität. Rot-Rot wolle nur um Stimmen für die Abgeordnetenhauswahl 2006 buhlen. Heinz Buschkowsky, SPD-Bürgermeister von Neukölln, gratuliert hingegen den Landespolitikern zu der „überfälligen“ Entscheidung, in die Integration zu investieren.