Kolumne Gerüchte: Minimize me

Diät bei Dunkin Donuts? "Eat this, not that" erklärt, wie man Kalorienbomben erkennt und entschärft

Reisen ist ein gastronomisches Abenteuer. In Neuguinea zum Beispiel, dort gelten Raupen in Kochbanane als Delikatesse. In Schweden ist vergorener Hering Traditionsgericht. In den USA macht es die Kombination: Zum Frühstück bereits gibt es mit Käse gefülltes Omelette, dazu Pommes mit Mayo und einen Orangensaft, der mit Zucker zugeschüttet ist. Wer will, kann noch French Toast oder Pfannkuchen mit Ahornsirup dazu haben. 2.000 Kalorien mindestens. Und damit bin ich beim Thema.

Denn wie es bei den Amis so ist: Sie haben zwar jede Menge Probleme, aber auch jede Menge Lösungsvorschläge. Zum Beispiel "Eat this, not that" - gerade in einer neuen Version "for Kids" erschienen. Der Führer erklärt dem Schnellrestaurantkunden mittels vieler bunter Hamburger- und Pizzafotos, was er bei McDonalds, im Pizzaladen und bei Starbucks essen und trinken darf, ohne fett zu werden. Und was nicht.

Denn der Weltbürger von heute weiß, dass sich moderne gastronomische Bildung dadurch auszeichnet, dass man die kalorische Zusammensetzung von Caesar-Salat mit Ranch Dressing ebenso schnell durchschaut wie den Energiegehalt von Schweinefleisch süß-sauer.

Man erfährt in dem Ratgeber, dass weiche Tacos sehr viel fetter und kalorienreicher sind als härtere und knusprigere Teigfladen. Ein Wrap mit mayonnaiseähnlicher Sauce und Käse drin ist ein Killer. Da helfen auch das bisschen Hühnchenfleisch und die grünen Salatblättchen nichts, die dem Mittagssnack den Eindruck von Frische und gesundem Essen verleihen. "Wraps sind fast immer schlechter als Sandwiches", schreiben die Autoren David Zinczenko und Matt Goulding.

Oft dient Salat als Behältnis für fette Sauce, die als "Ranch-" oder "Bluecheese"-Dressing daherkommt. Die Croutons zum Salat sind in Öl gebacken, die Käsestückchen leider auch keine Magermilch. Liegt noch dick paniertes Hähnchenfleisch bei, sind die Salatblätter nur noch die Tarnung einer Kalorienbombe.

Auch Sandwichs aus dunklem Brot können täuschen: Im Brotteig stecken Zucker und Fett.

Gegen das dicke braune Sandwich mit Bacon, Käse und Mayo erscheint ein Junior-Whopper ohne Käse und Sauce fast schon als Health-Food, ergibt sich aus den Kalorienwerten. Chinesisches Essen mit dem scheinbar so gesunden Reis schneidet ebenfalls nicht gut ab, denn eine Portion süß-sauren gebackenen Hähnchens mit Reis liefert genauso viel Kalorien wie zwei Portionen Spaghetti Bolognese.

Spaghetti mit reiner Tomatensauce sind gar ein Diätessen, verkünden die Kalorienzähler. Während die beschriebenen Makkaroni mit Käsesauce in einem Schnellrestaurant so viel Fett hatten wie 20 Streifen Bacon.

Ehrfürchtig schließlich stößt der Leser auf jenes mexikanische Menü mit fettgetränkten Tacos, Salat und gebratenem Reis, das die Autoren als eins von "Amerikas schlechtestem Essen" bezeichnen. Es liefert ganze 1.200 Kalorien. Dafür könnte man vier Portionen Chicken Nuggets mit jeweils acht Stücken verspeisen.

Die gute Nachricht also: Es gibt im Bereich der Schnellrestaurants immer irgendwas mit weniger Kalorien, das geradezu ökomäßig wirkt im Verhältnis zu den Horroressen. Wer ein Roastbeef-Sandwich von Subway verspeist, kann sich damit brüsten, dass dieses nur ein Drittel der Kalorien hat, die man aufnähme, hätte man bei Starbucks einen Drink mit weißer Schokolade und dazu noch einen Bananennusskuchen bestellt. Und wer hätte gedacht, dass ein labbriges Muffin-Sandwich mit Ei, Käse und Schinken erheblich gesünder ist als ein süßer Bananennuss-Muffin? Als "great start of the day" bezeichnen die Autoren gar dieses Frühstück.

Bei uns um die Ecke hat kürzlich ein Burger King aufgemacht. Liegt auf meinem Nachhauseweg. Seitdem ich aus den USA zurück bin, handele ich wie ein Fastfood-Profi. Ich bestelle meine Burger nur noch "bitte ohne Käse und Sauce". Dann drücke ich mir mit inzwischen geübter Geste ein bisschen Ketchup drauf, ist ja gesünder als Mayo. Leider kostet der Burger nicht weniger. Schmeckt auch nicht besser. Aber ich bleibe dran.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.