Umstrittene Ausstellung in Versailles: Kitsch von Koons im Schloss
Im Schloss Versailles ist am Mittwoch eine Ausstellung des Künstlers Jeff Koons eröffnet worden und so mancher Franzose findet das gar nicht lustig.
Jeff Koons ist weltweit bekannt für seine riesengroßen Kitschstatuen. Berüchtigt ist auch seine Ehe und künstlerische Kollaboration mit Ex-Pornodarstellerin und Politikerin Cicciolina. Seine Werke werden für viele Millionen Dollar auf dem Kunstmarkt gehandelt. 17 seiner bekanntesten Arbeiten werden jetzt bis Mitte Dezember innerhalb der Königsgemächer des Schlosses gezeigt. Unter anderem hat der deutsche Verlager Benedikt Taschen einige Werke aus seiner Sammlung beigesteuert.
Der Kontrast zwischen den klassischen, à la Louis XIV dekorierten Räumen und der Pop Art von Jeff Koons ist frappierend. So hängt „Lobster“, ein großer Hummer aus Aluminium, an der Decke des „Salon de Mars“. „Rabbit“, ein Edelstahl-Hase, steht im „Salon de l'Abondance“. Für manche Versailles-Liebhaber ist es kaum zu akzeptieren, dass das schönste Schloss Frankreichs auf diese Art ausgestattet worden ist.
Mittwoch früh demonstrierten 80 Ausstellungsgegner gegen die Schau in Versailles. Ihr Sprecher kritisierte, dass „ Koons die Schönheit der klassischen Kunst von Schloss Versailles benutzt, um seine Nicht-Kunst zu verkaufen“. Auch der Verein der Freunde von Schloss Versailles steht der Ausstellung skeptisch gegenüber.
Es ist nicht das erste Mal, dass eine solche Debatte um die Nutzung von Versailles stattfindet. 2006 erzürnte eine Modenschau, auf der Christian Lacroix Brautkleider in der Königskapelle präsentierte, katholische Traditionelisten.
„Das Erbe zu schützen heißt nicht, es im Naphthalin zu tauchen“ entgegnete der Präsident des Museums und der Domäne von Versailles, Jean-Jacques Aillagon, den Kritikern seiner Ausstellungspolitik.
Leser*innenkommentare
Werner Hahn
Gast
Kultur-Schaffende aller Länder vereinigt euch!
Viele „Kunstwerke“ der Gegenwartskunst stehen dem „Kitsch“-Phänomen nahe: Das gilt auch für die Spielzeugwelten des „Kunst-Markt-Stars“ Jeff Koons. Der „King of Kitsch“ hat es geschafft: Der pinkfarbene Ballon-Pudel darf nun im Barockschloss Versailles Hof halten – zusammen mit anderen bekannten provokativen Kitsch-Objekten des Markt-Stars. Neu ist, dass „seriöse“ Kultur-Schaffende sich öffentlich zu Wort melden: Die Ausstellung wird als „Geschäft unter Freunden“ kritisiert, weil ein Ex-Kulturminister & Koons-Freund (2001 ernannte der Koons zum „Ritter der Ehrenlegion“) der Ausstellungs-Initiator ist. Viele beurteilen die „Kitsch-König“-Objekte als Beschmutzung des französischen Kulturerbes, als Nicht-Kunst-Angriff á la Duchamps Meta-Spaß „Mona Lisa L.H.O.O.Q. rasée". Neu ist auch BRD-zulande, dass Kulturschaffende dafür plädieren, dass die documenta 13 von einem Team – der Findungskommission - geleitet werden sollte (Prof. Peter Weibel, Kunstkritiker Karlheinz Schmid).