Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Eva Herman meldet sich zurück, den Banken gehts schlecht - und die Bundeswehr braucht ein Museum.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Langweiliges Geschacher um die CSU-Spitze.

Was wird besser in dieser?

Spiegel.de wiederbelebt, vergleichsweise spannendes Gerangel an der "Wetten, dass"- Spitze.

Finanzkrise! Kapitalismus gescheitert?

Im Gegenteil. Wer beim Monopoly alles verliert und dafür die Bank geschenkt bekommt, hats doch wirklich raus. Das ist, als könnte man im Fußball den Schiri zwingen, ein paar Tore zu schießen, wenn man selbst zu doof ist. Man kann gedanklich jeden Cent Steuergeld, der jetzt in die Kassen der Banken geht, Rentnern, Alleinerziehenden, Kranken aus der Brieftasche gestohlen ansehen, dann kommt man dem Charakter organisierter Kriminalität auf die Spur.

Die historische Pleite der CSU - ein Grund für Schadenfreude?

Nein, ganz absehbar. Eine Personalangebot, angesichts dessen man sich nach dem Charisma Stoibers zurücksehnen soll, schien mir bisher technisch gar nicht möglich. Das überlebende monarchisch-absolutistische Element der bayrischen Denke kann sich nicht wiederfinden in einem unentschlossenen Führungsangebot aus zum Beispiel zwei Langweilern.

Und wer wird neuer Ministerpräsident in Bayern ?

Seehofer.

Am Mittwoch laufen die Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt und "Gute Zeiten, schlechte Zeiten"-Stars für die Kampagne "Bewegung und Gesundheit" 3.000 Schritte …

Vielleicht fanden die das im Brainstorm ne enorm simple und anwendbare Idee, dass jetzt jeder beim Gehen bis 3.000 zählen soll. Eine Kopfgeburt halt.

Ab Mittwoch läuft in Berlin die Popkomm, einst eine große Messe einer großen Industrie - muss man da Mitleid haben?

Mit Köln, ja. Die hatten das als großes Musikvolksfest entwickelt, und dann hat Berlin es gelockt und gezockt. Nö, ich finde eine eigenständige ortsansässige Musikkultur höchst erfreulich. Wer mit Techno und einigen House-Derivaten deutscher Herkunft groß wird, aber auch Ärzten, Toten Hosen bis zu den ganzen aktuellen Ein-Mädchen-und-drei-Jungs-Bands, kann sich das Grauen der 60er, 70er kaum mehr vorstellen. Außerdem kann ich mit alten Kraftwerk-Alben einen auf Opa der Bewegung machen gegenüber meinen Kindern, also mag ich diese neue vitale Szene. Und da nun auch die "majors" nur noch arme Würste sind, erteile ich mir Gutfinde-Erlaubnis.

Nach ihrem Rauswurf beim NDR kämpft Ex-"Tagesschau"-Sprecherin und Moderatorin Eva Herman weiter um ihre Wiedereinstellung. Wäre das was?

Es ist vertrackt: Ausgerechnet eine Frau, die das Maul aufmacht, wird unter Leitung und Geschäume führender Feministinnen gemobbt und gefeuert. Und man kann ihr nicht helfen, weil sie wirklich herbe Texte rappt. Und nun möchte man für Herman in den Ring steigen, denn es geht um die flächendeckende Ausbeutung freier Mitarbeiter durch Rundfunkanstalten. Das Gericht hat zu klären, ob "programmprägende Persönlichkeiten", die noch dazu in engen Dienstplänen verheizt werden, auf der anderen Hand vogelfreie Tagelöhner und jederzeit kündbar sind. Die Argumentation der Herman-Anwälte überzeugt arbeitsrechtlich und müsste von der Gewerkschaft unterstützt werden. Wenn sie nicht son Mumpf verkündet hätte.

Der ehemalige Sportchef des HR, Jürgen Emig, muss wegen "Vorteilsnahme" in den Knast. Wie kommt ein Mann in seiner Position …

… stimmt, mit der Habgier hätte er auch öffentlich-rechtlicher Banker werden können.

Am Donnerstag findet die Lachmesse 2008 (18. Europäisches Humor- und Satire-Festival) in Leipzig statt, in Frankfurt ist ein Humormuseum eröffnet worden. Gibt es in Zeiten einer neuen Weltwirtschaftkrise noch einen Grund zum Lachen?

Nö, das Glücksversprechen "Wir bringen euch Spaß und Ungerechtigkeit", mit dem der Neoliberalismus in die Talkshows zog, ist auf breiter Front gescheitert.

Apropos Museum: In Dresden solls jetzt ein "Militärhistorisches Museum der Bundeswehr" geben. Überfällig?

Ja. Komplette Bundeswehr rein, Schlüssel wegschmeißen.

Die Bundesregierung will die Bahn bei 60-minütigen Verspätungen zur Kasse bitten. Ist die neue Regelung nicht zu lasch?

Gerade so, dass man im Analogschluss nicht den Luftverkehr ganz einstellen müsste. Wenn Airlines für eine Stunde 25 Prozent, für zwei Stunden 50 Prozent des Tickets zurückzahlen müssten, könnten viele zumachen. Auch da hat es der Bahnkunde künftig besser. Vom Stauständer ganz zu schweigen.

Schon wieder Schwierigkeiten mit den Italienern beim Fußball. Der BVB gegen Udinese beim Uefa-Cup. Sollten wir bis Ende der Woche unseren Lieblingsitaliener boykottieren?

Nein, wir ordern die Pizza "Quadro-Anspiel-Stagione" und setzen damit ein Maximum gegen die mitunter noch umständliche Spielweise der unseren.

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