Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Finanzkrise: Warum der Staat die Unternehmen nicht besitzen, sie aber doch bitte fair abkassieren muss. Die Woche mit Friedrich Küppersbusch.

taz: Was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Jetzt gibt es schon Begrüßungsgeld, wenn man nur in der Realität ankommt.

Was wird besser in dieser?

500 Milliarden - für Banken, da weiß der Ossi wieder, wo sein Rang ist (200 DM).

Haben auch Sie unter der Finanzkrise gelitten?

Nee, es hat mich ermutig, die Kohle auf den Kopf zu kloppen solange sie noch was wert ist.

Hat Gordon Brown die Welt gerettet?

Bei Monopoly schmeißt man jeden raus, der zum Auftakt sagt : "Ich spiel aber nur mit, wenn ich gewinne !" Bei uns nennt man das "Bank". Die Briten hatten sich besonders heftig gegen deutsche Vorschläge zum Heuschreck-Abschreck gewehrt letztes Jahr: Mit dem Mantra vom gottgleichen Markt, der alles alleine besser könne. Nun flicken sie eine Lüge mit der nächsten: Dass der Überfall der Banken auf die Staatskassen keine inflationären Tendenzen bringe. Na klar. Hau' mir in die Augen, Kleines.

Der Staat als Manager?

Ja nun. Das verkennt doch, dass gerade die Manager sich als die verantwortungslosen Täter dieser Krise erwiesen haben. Ob ich nun den Laden missbrauche, weil mir die Aktionäre egal sind oder die Steuerzahler, das ist hinterm Komma. Der Staat muss die Läden nicht besitzen, er muss sie nur fair abkassieren.

Die Gehälter von Managern jener Banken, die staatliche Hilfe in Anspruch nehmen, sollen begrenzt werden. Ein Tropfen auf den heißen Stein? Moralisch sinnvoll? Oder beides?

Jeder Hundebesitzer, dessen Köter in die Rabatten pinkelt, wird eher zur Haftung herangezogen als ein Unternehmen, dessen Manager Geld verbrennen und Arbeitsplätze. Der persönlich haftende Geschäftsführer jeder Mittelstandsbude handelt anders, und der persönlich haftende Manager wäre ihm nachzuempfinden. Von mir aus kann Wiedeking seine 70 Millionen im Jahr bekommen - wenn er sie bei seinem nächsten Porsche-Unfall gut verzinst wieder hergeben muss.

Franz Müntefering. SPD. Chef. Guter Mann?

Für "SPD - der Film" würde ich keinen anderen casten. Münte ist der Facharbeiter der Herzen.

Was müsste Frank-Walter Steinmeier leisten, um die Wahl zu gewinnen?

Auf die Kandidatur verzichten - oder ein überzeugendes Konzept für eine Linke erarbeiten. Nicht für drei.

Melamin - Das Akrylamid, die Maul-und-Klauen-Seuche, die Vogelgrippe der Saison?

Als Nahrungslieferant spielt China noch nicht so die Frühlingsrolle bei uns. Allerdings zeigen solche Skandalangebote, dass die deutsche Wirtschaft ihre beste Zukunftschance darin hat, grüne Themen in bezahlbare Produkte umzusetzen. Ätschebätsche.

Der Schauspieler Peter Sodann bewirbt sich für das Amt des Bundespräsidenten. Eine gute Besetzung?

Der Amateur im höchsten Staatsamt ist mit Köhler schon erfunden, da muss sich über stillgelegte Filmschauspieler niemand mehr erregen. Finde das ein sensationelles Kompliment an die Demokratiefähigkeit der Deutschen: Das Amt ist über. Wir können es ohne erst zu nehmendes Staatsoberhaupt. Sonst würden wir da ja nicht rhetorische Problembären endlagern.

Sollte es nicht noch eine weitere Bewerbung um das präsidiale Amt geben?

Jeder Arbeitslose weniger ist ein Gewinn für Deutschland.

Buchmesse in Frankfurt: Zirkus oder Hochamt ?

Kollege vom Stand erzählte mir, am letzten Tag halte man Umschluß mit den Besatzungen der anderen Stände, tausche und verschenke, was an Büchern versehentlich noch nicht gestohlen sei. Dabei sei man dann hübsch betrunken. Das klingt kulturpolitisch bedeutsam.

Apropos "Zirkus": Geht's Ihnen beim Fernsehgucken ähnlich wie Marcel Reich-Ranicki?

Das ist der ewige Putschversuch einer Junta von Höchstgebildeten gegen die Masse der Gebührenzahler. Sie haben Arte, 3Sat, einen Eimer DigitalTheaterMusikGedöns-Kanäle, verstehen es aber als Clubausweis, Fernsehen trotzdem scheiße zu finden. Sie benutzen diese Scheindebatte, um die Welt an dem köstlichen Wissen teilhaben zu lassen, dass sie aber zu schlau sind für das, was den niederen Plebs interessiert. Für geistig Behinderte gibt es Befreiung von Rundfunkgebühren. Warum gehen wir mit dem Gegenteil so gnadenlos um? Reich-Ranicki darf sich selbst das einzig zumutbare Programm finden und Leute, die das interessiert, nach Hause einladen. Dass vermeintlich Intellektuelle die Debatte um Ziele des Rundfunks zu diktieren versuchen, macht ihn für weniger gebildete Schichten so uninteressant. Die gucken dann "Unterschichten-Fernsehen" und werden dafür noch mal verspottet. Ich möchte, dass neben MRR eine unbekannte Hartz-Empfängerin sich eine Stunde zur besten Sendezeit mit Herrn Gottschalk bespaßen darf, die zahlt nämlich genau so viel Gebühren wie der greise Punk.

Nationalmannschaft ohne Thorsten Frings - ein Verlust?

Absolut.

Und was machen die Borussen?

Es spannend.

FRAGEN: FRA

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.