Geldmanager auf dem Rückzug: Ackermann will nicht gefeiert werden

Sogar der Chef der US-Notenbank Alan Greenspan gibt jetzt vor einem US-Ausschuss zu, Fehler gemacht zu haben. Auch er will jetzt stärkere Regulierungen.

Derzeit nicht vorstellbar: Bundeskanzlerin Angela Merkel lässt sich von Bankchef Josef Ackermann zeigen, wo es lang geht. Bild: dpa

BERLIN/WASHINGTON/DÜSSELDOR ap/rtr/dpa Wirklich überraschen kann einen ja fast nichts mehr in dieser Finanzkrise. Einiges, was vor ein paar Monaten noch unmöglich erschienen, ruft inzwischen nur noch leichtes Kopfschütteln hervor, wenn überhaupt. Etwa dass die deutsche gesetzliche Rentenversicherung mit Papieren der Lehman Brothers gezockt hat, wie am Donnerstag bekannt wurde Die Investmentbank hat inzwischen Konkurs angemeldet, die investierten 45 Millionen Euro sind damit höchstwahrscheinlich futsch.

Den Beitragszahlern würde aber kein Verlust entstehen, da der Einlagensicherungsfonds der Banken für den Betrag gerade stehe, sagte Karl-Josef Hussmann, Finanzchef der Deutschen Rentenversicherung Rheinland der Frankfurter Rundschau. Auch rund 56 Millionen Euro der gesetzlichen Unfallversicherung sind nach Angaben des Bundesfinanzministerium betroffen.

Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums betonte, bei den Termineinlagen habe es sich nicht um spekulative Geschäfte gehandelt. Auch ein Sprecher des Bundessozialministeriums erklärte, das Geld sei "verantwortungsvoll" im Rahmen des Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes Deutscher Banken angelegt worden.

Und auch das verwundert: Der ehemalige US-Notenbankchef Alan Greenspan hat im Rahmen der Finanzkrise erstmals eigene Fehler eingeräumt. Die hochkomplexen Kreditversicherungs-Geschäfte nicht stärker zu regulieren, sei ein Fehler gewesen, sagte Greenspan am Donnerstag bei einer Anhörung in einem Ausschuss des US-Parlaments. Greenspan gilt als Verfechter eines freien Marktes und ist nicht gerade für Selbstzweifel bekannt.

Kritiker werfen dem Ex-Fed-Chef vor, mit billigem Geld wenig solvente Amerikaner zum Häuserkauf verleitet und so die Blase am Immobilienmarkt mit verursacht zu haben. Um die Wirtschaft anzukurbeln, hatte die Fed ihren Leitzins nach den Terroranschlägen 2001 bis auf ein Prozent gesenkt. Greenspan hatte bislang jede Mitschuld an der Krise von sich gewiesen.

Ob Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann Selbstzweifeln plagen, ist nicht bekannt. Öffentlich feiern lassen will er sich aber anscheinend zurzeit nicht. Den Zukunftspreis, den ihm die CDU-nahe „Initiative Forum Zukunft“ verleihen wollte, lehnt er ab, wie die Deutsche Bank am Donnerstag mitteilte. Gründe nannte die Bank nicht.

Der Entscheidung Ackermanns waren politische Querelen in Nordrhein-Westfalen vorausgegangen. SPD und Grüne hatten den Preis für den Banker kritisiert, und auch dass Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) eine Rede bei der Preisverleihung halten wollte. Die Rheinische Post berichtete, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sei über die Preisverleihung an Ackermann verärgert.

"Die Einsicht von Herrn Ackermann, auf den Preis zu verzichten, kommt spät, aber nicht zu spät", reagierte NRW-Oppositionsführerin Hannelore Kraft (SPD). "Mit seinem Verzicht auf den Zukunftspreis blamiert Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann Ministerpräsident Jürgen Rüttgers", befand NRW-SPD-Generalsekretär Michael Groschek. "Dass es nun Josef Ackermann selbst ist, der den Preis ablehnt, ist für Jürgen Rüttgers mehr als peinlich."

Während Politiker weltweit gegen die Auswüchse der Finanzkrise kämpfen, rufen große Versicherungsunternehmen ihre eigene Branche dazu auf, den Klimawandel nicht zu vernachlässigen. In einem Forschungsbericht im Auftrag der Zurich Financial Services Australia heißt es, der Klimawandel im Jahr 2008 sei die größte Bedrohung für Versicherer.

"Versicherer müssen sich gewissermassen mit zwei grossen Problemen auseinandersetzen: der weltweiten Finanzkrise und der wachsenden Anfälligkeit durch die Risiken des Klimawandels", erläuterte Karl Mallon von Climate Risk Pty Ltd, der die Studie mitverfasst hat. "Es besteht die Gefahr, dass manche einfach annehmen werden, dass die finanziellen Probleme wichtiger sind, als der Kampf gegen die Risiken des Klimawandels.

Künftig würden Versicherungen weltweit einen Beitrag dazu leisten müssen, die durch den Klimawandel hervorgerufenen Probleme abzufedern, etwa bei Überschwemmungen oder extremen Wetterlagen. Bislang gebe es lediglich eine Minderheit, die Schritte in diese Richtung unternimmt, meint Mallon.

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