Mit 3:0 an die Tabellenspitze: Hoffenheim entzaubert HSV

Neuling 1899 Hoffenheim hat im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga mit einem hochverdienten 3:0-Sieg den Hamburger SV von Platz eins der Tabelle verdrängt. Obasi war der Mann des Abends.

Hoffenheims Isaac Vorsah (r) im Zweikampf mit dem Hamburger David Jarolim. Bild: dpa

MANNHEIM taz Es waren noch keine zwanzig Minuten gespielt, als HSV-Keeper Frank Rost ausflippte. Er trat ein Stück Rasen aus dem Boden und zerrte wie wild an seinem eigenen Trikot. Es stand bereits 2:0 für den wie entfesselt aufspielenden Aufsteiger aus Hoffenheim. Dem HSV drohte eine Demütigung. Von der ersten Minute an setzte das Team von Ralf Rangnick im ausverkauften Mannheimer Carl-Benz-Stadion die neu formierte Abwehrreihe der Hamburger mit schnellen Kombinationen unter Druck. HSV-Coach Martin Jol hatte seine Hintermannschaft aufgrund großer Personalnot zwangsläufig umstellen müssen. Neben Marcell Jansen, Nigel de Jong und Romeo Castelen musste der Niederländer auch auf Thimothee Atouba verzichten, der sich im UEFA-Pokal-Spiel in Zilina die Achillesferse gerissen hatte und mehrere Monate ausfällt.

Für Atouba rückte Joris Mathijsen auf die ungewohnte linke Verteidigerposition und der brasilianische Neueinkauf Alex Silva durfte etwas überraschend von Beginn an als Innenverteidiger auflaufen. Sowohl Mathijsen als auch Alex Silva waren mit ihren Aufgaben überfordert. Und auch der als Abräumer vor der Abwehr vorgesehene Collin Benjamin machte eine äußerst unglückliche Figur. Das zeigte sich schon in der 9. Minute. Benjamin hockte auf dem Rasen und haute - stocksauer und enttäuscht über sich selbst mit der flachen Hand auf den Boden. Er war wie ein gefällter Baumstamm umgekippt, als Chinedu Obasi sich um ihn herumgeschraubt und zum 1:0 getroffen hatte. Keine fünf Minuten später tauchte Demba Ba frei vor Rost auf. Der konnte zunächst abwehren, war dann gegen den Abstauber von Ibisevic jedoch machtlos. Es folgten weitere Großchancen für die TSG, dann rastete Rost aus. Doch es half nichts. Der HSV hatte keine einzige Aktion nach vorne, dem Spitzenreiter fiel es sogar schwer den Ball in den eigenen Reihen zu halten.

Das "Kollektiv Hoffenheim", aus dem in der ersten Halbzeit der quirlige Carlos Eduardo hervorstach, war stets einen Schritt schneller und ließ den Hanseaten kaum Zeit zum Verschnaufen. Es gibt in der Rangnick-Truppe keinen Rudelführer, keinen Antreiber, jemanden über den die Angriffe aufgebaut werden. Es ist das Team, das als Ganzes funktioniert und deswegen so unberechenbar ist. Die Mannschaft besitzt die Fähigkeit jeden Angriff zu Ende zu spielen, mal intuitiv, mal wunderbar durchgeplant. In dieser Verfassung schickt sich diese junge Mannschaft ernsthaft an Werder Bremen als spektakulärstes Team der Liga abzulösen. Im Gegensatz dazu wagte sich der HSV nur zaghaft und über die Mittellinie. Und wenn er es kurzzeitig schaffte das Spiel in die Hoffenheimer Hälfte zu verlegen, lief er jedes Mal Gefahr von einem Konter überrollt zu werden.

So wie in der 36. Minute als Sedad Salihovic mit einem einzigen Pass die aufgerückte HSV-Abwehr aushebelte und Obasi den Weg zu seinem zweiten Treffer ebnete. Mit dem 3:0 war der HSV in der ersten Halbzeit noch gut bedient. Salihovic traf mit einem Freistoß aus gut dreißig Metern nur den Pfosten und Carlos Eduardo mit seinem Schuss scheiterte an Rost. Nach der Pause brachte Martin Jol Dennis Aogo für den überforderten Collin Benjamin und ließ Mathijsen auf seine angestammte Position in der Innenverteidigung zurückkehren. Das brachte dem HSV zunächst mehr Sicherheit und die Hamburger konnten sich etwas befreien, zwingende Aktionen kamen dabei aber nicht Zustande. Hoffenheim war stets die gefährlichere Mannschaft.

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