Neue Chefin der französischen Sozialisten: Aubry siegt, Royal droht Comeback an

Die neue Chefin der französischen Sozialisten heißt Martine Aubry. Doch ihre abgewählte Vorgängerin Ségolène Royal gibt keine Ruhe.

Profitierte vom Slogan "Alles außer Ségolène": Delors-Tochter Aubry. Bild: reuters

PARIS taz Offiziell ist das Psychodrama beendet: Die französische PS hat eine neue Chefin. Martine Aubry verfügt - so ergab die allerletzte Auszählung des Votums - über 102 Stimmen Vorsprung und führt für die nächsten drei Jahre die größte Oppositionspartei, die zugleich die Mehrheit der Großstädte und fast alle Regionen Frankreichs regiert. Aber die Partei bleibt zutiefst gespalten. Sie wird künftig zwei Köpfe haben. Das geht aus einem Video hervor, das die unterlegene Ségolène Royal in der Nacht zu Mittwoch ins Internet gestellt hat. Darin nimmt sie lächelnd ihre Wahlniederlage zur Kenntnis und vertröstet ihre AnhängerInnen - "die Hälfte der Partei" - mit dem lächelnden und drohenden Gruß: "2012 ist schon morgen." Dann sind Präsidentschaftswahlen und Royal will erneut antreten.

Unterdes beginnt die neue Parteichefin mit dem Casting der Leute, mit denen sie die Führungspositionen in der PS besetzen will. Als Erstes will Aubry ihre Gegenspielerin Royal treffen, "wenn sie einverstanden ist". Danach sucht Aubry den Kontakt zu den Spitzen der zahlreichen anderen Strömungen in der PS. Darunter vor allem zu den Linken, die ihre Kandidatur gegen die von Royal unterstützt haben. Binnen zehn Tagen, so versichert Aubry, wird "die PS in ihrem Funktionieren und in ihrer personellen Besetzung erneuert sein". Am 6. Dezember will sie ihre Equipe vorstellen. "So lange können die Rechten noch feixen, danach ist es vorbei", kündigt Aubry an.

Doch die Arbeit an der Parteispitze wird ein Balanceakt. Tatsächlich hat Aubry nur die Hälfte der Partei hinter sich. Und selbst diese Allianz ist in sich zutiefst gespalten. Ihr Spektrum reicht von sozialliberal bis hin zu KritikerInnen der Marktwirtschaft. Der gemeinsame Nenner, der dieses Lager in dem parteiinternen Wahlkampf zusammengebracht hat, war der Slogan: "Alles außer Ségolène".

Die 58-jährige Aubry ist Tochter des einstigen EU-Kommissionspräsidenten Jacques Delors und - in dem Rathaus von Lille - Nachfolgerin eines früheren Chefs der französischen PS, Pierre Mauroy. Als Arbeitsministerin in der rot-rosa-grünen Regierung von 1997 bis 2002 hat sie die Arbeitszeitverkürzung auf die 35-Stunden-Woche eingeführt. Die Reform, die als Glanzstück der Regierung galt, war nicht solide genug, um den Attacken der nachfolgenden rechten Regierung zu widerstehen.

Gegenspielerin Royal, die in den Tagen des Psychodramas angekündigt hatte, dass sie das Wahlergebnis um den Chefposten notfalls vor Gericht anfechten würde, hat dieses Ansinnen inzwischen aufgegeben. Sie will sich in den drei nächsten Jahren darauf konzentrieren, ihre nächste Präsidentschaftskandidatur vorzubereiten. Das wird bei den "Elefanten" der PS auf genauso wenig Gegenliebe stoßen wie bisher. Und damit sind die Konflikte vorprogrammiert. Einige von Royals besonders ehrgeizigen Mitarbeitern drohen weiterhin mit Klagen wegen Unrechtmäßigkeiten bei der Wahl. Allerdings mahnen andere Royal-Vertraute, wie Vincent Peillon, sie: "Das wird der Partei insgesamt schaden." Und auch der scheidende Parteichef (und Ex-Lebensgefährte von Royal), Hollande, erklärt, die parteiinternen Streitereien gehören intern gelöst.

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