Verfilmung von "Tintenherz": Das Pubertätspaket

Reinlesen, rauslesen: Iain Softley hat den ersten Teil von Cornelia Funkes Romantrilogie "Tintenherz" verfilmt. Das funktioniert erstaunlich gut - trotz des Fantasy-Genre.

Buchbinder Mo und Tochter Meggie: Reinlesen und Rauslesen. Bild: dpa

Seltsam eigentlich, dass das Genre Fantasy als Literatur so gut funktioniert, sich aber in der Umsetzung auf die Kinoleinwand immer wieder in die gleiche Mischung aus Endzeit-Vision und Pseudo-Mittelalter verwandelt. Cornelia Funkes "Tintenherz" scheint auf dem Papier frisch und originell, gerade weil sie darin so geschickt eine "neue" Handlung mit tradierten Elementen der Weltliteratur verbindet und das "Fantasieren" mit und über Bücher zum Thema macht. In der Verfilmung wird daraus die Geschichte eines Häufleins versprengter Menschen, die durch gemeinsame Anstrengungen in letzter Minute den Sieg des Bösen auf der Welt verhindern. Natürlich nicht ganz so endgültig, als dass nicht eine Fortsetzung folgen könnte - schließlich handelt es sich bei Funkes Vorlage um eine Romantrilogie.

Trotzdem kann man an der hervorragend besetzten und ausreichend aufwändigen Verfilmung von "Tintenherz" seinen Spaß haben. Brendan Fraser spielt den Buchbinder Mo, der die Fähigkeit besitzt, Figuren aus Büchern "herauszulesen". Leider verhalf er damit einst einem gewissen Capricorn (Andy Serkis) und dessen Bande zum Wechsel aus einem Roman namens "Tintenherz" in die wahre Welt - während es gleichzeitig seine Frau Resa in das Buch verschlagen hat. Denn so funktioniert nun Mal das "Herauslesen": Es ist ein Rein-raus-Spiel.

Seit Jahren nun - seine Tochter Meggie (Eliza Bennett) ist zu einem Teenager herangewachsen, der neugierige Fragen stellt - sucht Mo nach einem Exemplar des Romans, um seine Resa daraus befreien zu können. Wobei ihm wiederum der Bösewicht Capricorn auf den Fersen ist, der einerseits alle Exemplare des Romans vernichten möchte, um nie wieder dahin zurückkehren zu müssen, hat er es in der wahren Welt doch zu einem Imperium gebracht. Andererseits möchte Capricorn, dass Mo ihm noch den berüchtigten "Schatten" herausliest, einen bösen Verbündeten. Und noch jemand kann es kaum erwarten, dass Mo wieder zu lesen anfängt: ein Gaukler namens Staubfinger, der im Gegensatz zu Capricorn aber voll Nostalgie nach seiner Buchwelt ist - obwohl er ahnt, dass darin sein Tod beschrieben steht. Paul Bettany spielt diesen Staubfinger, und ihm ist es zu verdanken, dass der Film jene melancholisch-zwiespältige Atmosphäre entwickelt, die den Reiz des Fantasy-Genres ausmacht. Wann immer er auftritt, steht diese unbestimmte, große Sehnsucht im Raum, kombiniert mit depressivem Größenwahn und endloser Zögerlichkeit, eben das ganze Paket, das wir seit der Frühpubertät mit uns herumtragen.

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