Newsletter aus der Anti-Atom-Bewegung: Atomkraft? Ausgestrahlt!

Der E-Mail-Newsletter von "Ausgestrahlt" informiert Gegner der Atomkraft, die bisher nicht in einer Initiative organisiert sind. Teil 1 der taz-Serie über die Anti-Atom-Bewegung.

Auch wenn das Logo alt ist – die Anti-Atom-Bewegung ist lebendig. Bild: ap

BERLIN taz Sie ist klein und sie ist groß: Acht Leute koordinieren die Mitmachkampagne "Ausgestrahlt", den E-Mail-Newsletter erhalten über 10.000 Menschen.

Der jüngste Castor-Transport im November hat es gezeigt: Die Anti-Atom-Bewegung ist lebendig. Doch woher kommen die vielen tausend Menschen, die rund um Gorleben auf Straßen und Schienen protestierten - und was machen sie eigentlich, wenn gerade kein Atommülltransport durchs Land rollt? Während die Politik auf großer Bühne über den Ausstieg aus dem Ausstieg diskutiert, engagieren sich im ganzen Land Initiativen gegen Atomkraft. Und zwar auf ganz unterschiedliche Weise: Die einen versuchen, die Finanzierung von Atomkraftprojekten zu verhindern; andere drehen einen Film über Uranabbau in Australien. Einige versuchen, Atomkritiker per Internet besser zu vernetzen, andere kämpfen dafür, dass Strahlenkrankheiten ostdeutscher Uranbergleute als Arbeitsunfälle anerkannt werden. Zum Beginn des Wahljahrs, in dem wichtige Atomentscheidungen fallen, stellt die taz ab heute täglich eine Anti-Atom-Initiative vor.

Gedacht ist das elektronische Rundschreiben für alle AtomkraftgegnerInnen, die aktiv werden wollen, sich aber nicht an eine Gruppe binden wollen. Entstanden ist "Ausgestrahlt" vor drei Jahren, als sich Menschen von der Anti-Atom-Initiative X-tausendmal quer überlegten, wie Leute aktiv werden können, auch wenn gerade kein Castor mit radioaktivem Müll rollt.

Die Idee: Auch Menschen, die nicht gleich Mitglied in einer Gruppe werden wollen, sollen gegen ein Comeback der Atomenergie mobilisiert werden. Deshalb werden sie nun einmal im Monat per elektronisches Rundschreiben über Anti-Atom-Aktivitäten informiert.

"Wir entwickeln Handlungsangebote", sagt Jochen Stay aus dem Koordinierungskreis. Er spricht von einem "Dienstleistungsansatz": "Wir machen uns einen Kopf für andere." Herausgekommen sind dabei neben dem E-Mail-Newsletter auch Broschüren, Flugblätter und ein Rundschreiben, das viermal im Jahr per Post kommt. "Es ist gut und wichtig, dass sich Leute selbst organisieren", sagt Stay. "Aber es gibt auch Leute, die tun das nicht."

Diese Leute will "Ausgestrahlt" erreichen und anregen, aktiv zu werden. Auch an ungewöhnlichen Orten: Als der Film "Die Wolke" in Deutschlands Kinos zu sehen war und damit ein Atomunfall zumindest auf der Leinwand real wurde, hatte "Ausgestrahlt" dazu Flugblätter entwickelt. Interessierte konnten sich an den Kinoausgang stellen und den Menschen die Informationen in die Hand drücken. Die Botschaft: Ihr habt den Film gesehen. Was folgt daraus?

Zu den Initiatoren solcher Aktionen gehört Stefan Diefenbach-Trommer. Er arbeitet fünf Tage in der Woche für "Ausgestrahlt". "Ich sitze im Moment fast den ganzen Tag vorm Computer", erzählt er. "Das klingt jetzt ganz furchtbar." Aber ihm macht seine Arbeit Spaß - er arbeitet von zu Hause aus, es gibt nur ein virtuelles Büro. Von Beruf ist er Journalist, er hat aber schon in anderen Kampagnen mitgearbeitet, zum Beispiel beim Bündnis "Bahn für alle", das sich gegen die Privatisierung der Bahn richtet.

Dass er die Menschen, denen er Mails schreibt, meist nicht kennt, sieht er als Nachteil der Aktionsform an. "Aber das gehört dazu." Vor dem Computer versauern soll zumindest keiner: In dem E-Mail-Newsletter wird zwar zu Onlineunterschriften aufgerufen, aber auch für Aktionen im realen Leben geworben.

Die nächste Aktion steht am 4. Februar 2009 an. An diesem Tag treffen sich die Mitglieder des Atomforums, des Dachverbands der deutschen Atomindustrie, in Berlin. Der Plan von "Ausgestrahlt": 1.000 Atomkraftgegner sollen die Wintertagung umzingeln.

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